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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Migge, Leberecht: Der Neue Haus-Garten
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Jaumann, Anton: Dresdener Garten-Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0153

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INN EN-DEKORATION

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werden, wenn diese Menschen Haus und Garten
wieder mehr für sich zu haben wünschen. Und
das bedeutet für das Haus eine verhältnismäßig
geringere Inanspruchnahme des Raums für Re-
präsentationszwecke und für den Garten zum
mindesten teilweise durchgeführte Abgeschlossen-
heit und feste Begründung nach Außen.

Auch über das eigentlich Charakterisierende,
über den inneren Aufbau des neuen Gartens ist
man sich prinzipiell im allgemeinen einig. Inbezug
auf die Ebene galt es da vor allem wieder Logik
und Zweckmäßigkeit in den rein praktischen An-
forderungen, die auf Kosten eines unerreichbaren
romantischen Ideals, das späterhin zu einem ent-
wicklungswidrigen Schema entartete, gänzlich unter-

drückt wurden, wieder zu Ehren zu bringen. Das
ergab mit Notwendigkeit die regelmäßige Flächen-
gliederung im Hausgarten.

Anders noch steht es mit der Frage nach
Gestalt und Art der Körper im Raum, der deko-
rativen und vegetabilischen Ausstattung. Hier gibts
der Lösungen fast so viel als Geister sind, die
mit Eifer daran arbeiten.

Es wird Zeit vergehen müssen, ehe wir im
Stande sein werden, das Gekünstelte und gewalt-
sam Emporgetriebene am neuen Garten abzustoßen,
dagegen das Gesunde, Zeitgemäße, das Gewordene
zu festigen und fortzubilden, — den notwendigen,
für die Allgemeinheit allein wertvollen und brauch-
baren Typus des Hausgartens zu finden. —■

Garten-Möbel der »Dresdener Werkstätten für Handwerkskünste.

DRESDENER GARTEN-MÖBEL.

VON ANTON JAUMANN.

Unter diesem Schlagwort bringen die rührigen
»Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst«
eine Serie von Gartenmöbeln heraus, mit denen sie
ihr Reformprogramm sehr glücklich ausbauen und
vervollständigen. Das Bedürfnis nach neuen Formen
in unserm Gartenmobiliar ist in den letzten Jahren
ziemlich jäh erwacht, nachdem es einigen energischen
und einflußreichen Persönlichkeiten gelungen ist,
uns die Augen zu öffnen über die Irrwege und
Abwege, auf die Gartenpflege, Gartenanlage, Garten-
kunst bei uns geraten waren. Das unbeirrbare
Gefühl für sinngemäße, behagliche, schöne Ge-
staltung des Gartens war dem größten Teil des
Volkes verloren gegangen, nachdem es Jahr-
hunderte hindurch ein kostbares Volksgut gebildet
hatte. Es bleibt das Verdienst von Paul Schultze—
Naumburg und seinen Mitkämpfern, daß sie uns

die Schönheiten, die Qualitäten alter Gärten wieder
sehen und schätzen gelehrt haben.

Der grundfalschen, sinnwidrigen häßlichen An-
lage und Bepflanzung der Gärten entsprach durch-
wegs die geschmacklose und unzweckmäßige Art
der Gartenmöbel. Die gelblackierten eisernen Klapp-
tische und Stühle, deren barbarische Farbe zwischen
Laubgrün und frische Blumen einen beleidigenden
Mißton brachte, besaßen wenigstens den einen
Vorzug, daß sie nur für die jeweilige Benutzung
aufgestellt wurden und den Garten in der übrigen
Zeit mit ihrer Anwesenheit verschonten. Ganz
böse waren aber die festen gußeisernen Bänke,
in wuchtigen Renaissanceformen oder gar Natur-
holz, knorrige Eichenäste kopierend. Doch waren
die Vorbilder hierzu nicht besser, jene Naturholz-
bänke, die aus krummen verwachsenen Ästen roh
 
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