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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Jaumann, Anton: Dresdener Garten-Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0154

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[40 INNEN-DEKORATION

john p. white—London. Dreiteilige Gartenbank.

Anfertigung und Vertrieb: Dresdener Werlsstätten für Handwerkskunst,

gefügt, so klobig dastanden wie das notdürftige
Werk eines Urwäldlers. Aber unsere Villenbesitzer
fanden diese wilde Romantik der buckligen Bänke,
auf denen das Sitzen schmerzt, der mächtigen
Felsblöcke, Schluchten und Wasserfälle (mitten in
sandiger Ebene!) herrlich, entzückend.

In ihren Entwürfen haben die Künstler der
»Dresdener Werkstätten« an die gute alte Tradition
angeknüpft. Doch darf man von einer direkten
Anlehnung an Biedermeier kaum reden, denn
diese schlichten, kräftigen, frischen Formen, eben-
so wie die weiße Farbe sind im Milieu des
Gartens einfach eine künstlerische und praktische
Notwendigkeit. Naturgemäß kann sich in so
schlichten Gegenständen die künstlerische Phantasie
nicht gerade stark betätigen. Aber in solchem
Falle ist es ein Verdienst des Künstlers sparsam
zu sein mit Formen und sich nicht vorzudrängen
vor die Natur.

In diesen aus Zweckmäßigkeit einfachen Formen
entfernen sich die Dresdener Gartenmöbel nicht
allzuweit von den Bänken und Tischen und Lauben,
die noch unsere Großväter mit eigener Hand für
ihr Gärtchen gezimmert haben, zu einer Zeit, als
die Spaltung der Arbeit und der Berufe noch
nicht so extrem ausgebildet
war wie heute. Jahrhunderte
lang war der Hausvater, nament-
lich in kleineren Orten, sein
eigener Zimmermann gewesen,
dann aber wurde diese Kunst
des Basteins immer mehr auf
Spielereien beschränkt; nur im
Garten erhielt sie sich immer
ihrem eigenen Zweck. Kaum
einer der Gartenbesitzer ließ es
sich nehmen, seine Bänke und JOhn p. white.

Häuschen selber zurechtzuzimmern. Heute hat sich
sogar der Bauer beinahe vollständig spezialisiert,
Gartenpflege, Bastelei sind ihm »Allotria«. Aber
vielleicht werden die Bewohner der (noch zu bauen-
den) Gartenstädte, oder die Arbeiter als Besitzer
von Haus und Garten dereinst dieser Feier-
abendkunst wieder mehr Liebe entgegenbringen!
Besonders, nachdem jetzt der Handfertigkeits-
Unterricht für Knaben in immer zahlreicheren
Schulen Eingang findet.

Daß die meisten Entwürfe der Dresdener
Gartenmöbel von einem Engländer stammen,
während die Dresdener Werkstätten sonst fast
ausschließlich mit deutschen Künstlern arbeiten,
hat natürlich seinen Grund darin, daß in England
die Gartenkultur erheblich weiter fortgeschritten
ist wie bei uns. Wo wir noch experimentieren
müssen, um im Gartenmobiliar den modernen
Bedürfnissen gerecht zu werden, hat man dort
bereits eine geschlossene Reihe erprobter, vorbild-
licher Typen. Sie können zum größten Teil von
uns übernommen werden, sie werden auch mit
unsern Gärten harmonieren, sobald erst diese wieder
gut sind. Als ganz spezifisch englisch aber muß
man die Vorliebe für gewisse altertümelnde Spiele-
reien ansehen, wie Taxus-
sträucher in der Form eines
Pfaus oder anderer Vögel zu
scheren, Sonnenuhren aufzu-
stellen usw. Vielleicht findet sich
dafür bei uns ein anderweitiger
Ersatz. Aber wenn irgendwo in
einem schönen, großangelegten
Garten von einem Junggesellen
ein »Altar der Freundschaft«
errichtet wird, so schmeckt das
Rundbank. auch nicht viel anders.
 
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