Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

DOI article:
Lux, Joseph August: Moderne Garten-Anlagen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0157

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
INNEN-DEKORATION

143;

margarete junge.

unverändert ge-
blieben sind. Das
Bedürfnis, vor
dem Hause zu
wandeln, in schat-
tigenPflanzungen,
Laubgängen, Per-
golas sich zu er-
gehen, sich an der
farbigen Buntheit
der Blumen zu er-
freuen, aus Brun-
nen und Teichen
nicht nur Küh-
lung,sondern auch
ästhetische Werte
zu gewinnen, in
den Pflanzungen
schöne Plastiken
aufzustellen und
in diesen oder
ähnlichen Sym-
bolen, den Gott-
heiten als Personi-
fikation der Natur-
mächte zu dienen, und endlich die selbstverständliche
Notwendigkeit, direkte und bequeme Verbindungswege
oder Wandelgänge anzulegen, war seit jeher gegeben.
Aus diesen gegebenen Forderungen ist die Tektonik
des schönen Gartens entstanden, die zu allen Zeiten
für die Gartenkunst verbindlich war, wenn auch im
einzelnen und unwesentlichen die Lebensgewohnheiten
verschiedener Völker in verschiedenen Zeiten gering-
fügige Abweichungen hervorgebracht haben. Das Bei-
spiel eines regelmäßigen, stilistischen Gartens, das uns
am nächsten liegt und dennoch auf uralten künstle-
rischen Überlieferungen beruht, ist der barocke Garten.
Eine leichte Phantasie half, die architektonischen Be-
standteile des Gartens in der Formensprache der da-
maligen Zeit plastisch zu gestalten. Abgesehen von
mancher Gespreiztheit und übertriebener Geziertheit,
die der damaligen aristokratischen Etikette entsprach,
überliefern diese
Gärten alle Ele-
mente , die der
modernen Gar-
tenkunst als Aus-
gangspunkt die-
nen. Aus dem
unerschöpflichen
Brunnen der alten
Kunst ist die we-
sentlichste Wahr-
heit zu Tage zu
fördern, daß der
Garten eine archi-
tektonische Ein-
heit darstellt. Die
künftige Garten-
kunst wird dieses
künstlerische Ge-
setz wieder als
Grundsatz auf-
stellen. Es wird r. riemerschmied—München.

Gartentisch. Stuhl und Bank.

wie einst als heim-
liches Licht das
Antlitz schöner
Gärten verklären.
Die Entwürfe, auf
die ich hinweise,
sind von diesem
tektonischen Ge-
wissen erfüllt. —
Der Gartenkünst-
ler ist von der
Aufgabe nicht zu
entbinden, mit
seinen Mitteln
ganz sachlich zu
verfahren und auf
diesem Wege alles
herzustellen, was
seit Anbeginn
der menschlichen
Kultur den Inhalt
derGartenfreuden
ausmacht. Der
Irrtum des natura-
listischen Gartens

hat ein Gutes gehabt. Er hat die Überzeugung ver-
schärft, daß die künstlerische Wirkung ohne rhyth-
mische Gesetzmäßigkeit nicht zu erreichen ist. Auch
der Garten ist letzten Endes Architektur. Die archi-
tektonische Auffassung legt die vermehrte Pflicht auf,
den schönen Garten als künstlerisches Erlebnis zu
gestalten und Phantasie zu betätigen. Die Regelmäßig-
keit ist durchaus nicht als eine Aufforderung zum
geistlosen Schematismus zu betrachten. Vielmehr ist
das Gegenteil der Fall. Die zweckmäßige und säch-
liche Gestaltung allein berechtigt zu den höchsten Wir-
kungen. Die Anlage der Wege, die Einfassung der
Beete, die Verwendung der Blume, des Rasens, der
Bäume, die Anordnung der Ruheplätze, der Garten-
häuschen und Pergolen, der Fontänen und plastischen
Kunstwerke wird das Ziel im Auge haben, nicht nur
das richtige architektonische Moment der Schauvor-
bereitung und
Steigerung zu be-
tonen , sondern
die ganze Gar-
tenanlage als eine
einheitliche, faß-
liche und da-
rum notwen-
digerweise rhyth-
mische Kompo-
sition zu behan-
deln , die schon
aus diesem Grun-
de auf dem

menschlichen
Gesetz der Regel-
mäßigkeit be-
ruhen muß. Die
Schönheit der
Blumen und der
Solitärpflanzen,

Weißlackierte Gartenbank. Stattlicher Bäume
 
Annotationen