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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Michel, Willhelm: Etwas über Bilder-Rahmen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0213

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INNEN-DEKORATION

199

DEKORATIVE
MALEREI IM
ZWISCHENSTOCK:
ERDE.

sie doch nicht mehr ausschließlich. Die Rahmenfarben,
die heute im Gebrauche sind, wären nach dem Material,
das mir zu Gebote stand, folgende: Glanzgold, Matt-
gold, Silber, Weiß, Schwarz, Holzfarbe (hell oder
dunkel). Mit Grün, Rot, Blau und ihren Mischungen
sind wohl auch hie und da Versuche gemacht worden,
aber sie haben nicht zur Annahme dieser Farben
führen können.

Es fragt sich nun, nach Maßgabe welcher gesetz-
mäßigen Regeln diese verschiedenen Rahmensorten zur
Verwendung kommen. Eine deutsche psychologische
Zeitschrift hat vor einigen Monaten einen Bericht über
Experimente veröffentlicht, welche diese Frage klar-
stellen sollten. Es hat sich dabei ergeben, daß durch-
gehends diejenige Rahmenfarbe vorgezogen wurde, die
dem Hauptton des Bildes am nächsten stand. Freilich
war das Beobachtungsmaterial insofern höchst mangel-
haft, als es nur aus farbigen Reproduktionen von
Gemälden bestand. Daß sich aber Reproduktionen
hinsichtlich des Rahmens ganz anders verhalten als
Gemälde, haben wir oben gesehen. Nehmen wir aber
trotzdem einmal das Resultat dieser Experimente auf

Treu und Glauben hin, so ergibt sich daraus für das
Verhältnis zwischen Bild und Rahmenfarbe die Regel
der Harmonie. Sie trifft tatsächlich in vielen Fällen zu.
So haben unsere modernen Licht- und Hellmaler mit
Vorteil Weiß als Rahmenfarbe verwandt, so nehmen
sich helltonige Bilder in einem silbernen Rahmen ganz
vorzüglich aus. Vielen Besuchern der Münchner Pina-
kothek ist schon aufgefallen, wie prächtig sich Alt-
dorfers warmtoniger St. Georg in seinem dunkelgebeizten
Holzrahmen ausnimmt. Schwieriger ist es, das Verhalten
von Gold und Schwarz genau zu bestimmen. Hier
wird sich die Norm der Übereinstimmung nicht durch-
gehends anwenden lassen. Man findet oft, daß ein
goldener Rahmen den gelben etc. Tönen des Bildes
gefährliche Konkurrenz macht, und keinem Künstler
wird es einfallen, einem Gemälde von vorherrschend
tiefen Tönen einen schwarzen Rahmen zu geben. Gold
und schwarz scheinen eher im Kontrast zum Bildton
verwendet werden zu müssen. Es ist wahrscheinlich,
daß alledem, was hier zum Kapitel Farbe zu sagen
war, ein Gesetz zu Grunde liegt, unter das alle Einzel-
fälle einzuordnen sind. Dieses Gesetz zu finden, kann
 
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