DOI Artikel:
Jaumann, Anton: Eine Mietwohnungs-Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0217
INNEN-DEKORATION
203
HERMANN MÜNCHHAUSEN.
Partie aus dem Damen-Zimmer. Ausführung: Dittmars
Möbelfabrik. Kirschbaum. Vorhang bedruckte Korahseide.
diegenes, geschmackvoll, dauerhaft, wenn auch
weniger »reich« in der Erscheinung? Wer unsere
kleine Ausstellung gesehen hat, wird sich mit
Freuden für das Zweite, für das Einfach-Gediegene
und dabei Geschmackvolle entscheiden.
Wer weiß, wie sehr bei allen Ausstellungen
auf den Schein hin gearbeitet wird, der muß die
unbestechliche, strenge Sachlichkeit, die hier ge-
waltet hat, unbedingt hoch anschlagen. Man hat
sich ganz auf die Notwendigkeiten des häuslichen
Lebens beschränkt. Aber das Notwendige wurde
mit Geschmack getan. Auch in formaler Hinsicht
ging der Künstler kaum einmal über das Notwen-
digste hinaus. Die rohe Werkform wurde genau
soweit verarbeitet und veredelt, als es der Charakter
des Wohnraumes erforderlich macht. Aller Putz
fehlt. Während man aber an dem Überflüssigen
nach Möglichkeit sparte, wurde nicht gespart in
Bezug auf Güte des Materials und Güte der Arbeit.
Tadelloses Holz wurde in tadelloser Exaktheit ver-
arbeitet. Und höchst peinlich und anspruchsvoll
war man auch in der Zusammenstellung der Stoffe
und Farben: Bezüge, Decken, Teppiche, Vorhänge,
Tapeten, das stimmt alles bis aufs Tüpfelchen zu-
sammen. Und darum wurde es möglich, obwohl
keine außergewöhnlichen Mittel aufgewendet wurden,
doch überall feine, in sich geschlossene Raum-
stimmungen zu erzielen. Jeder Fachmann weiß, je
einfacher die Einrichtung ist, desto schwieriger ist
es auch, die einzelnen Teile, Möbel, Bezüge, Vor-
hänge, Bilder in Einklang zu bringen. Und gerade
bei solchen Aufgaben wird man auch inne, wie
gering noch die Auswahl an wirklich guten, dabei
nicht zu teuren Stoffen ist. Daher mußten mehr-
mals englische Stoffe mit herangezogen werden.
Die Einzelheiten sind aus den Abbildungen zu
ersehen. Bei jedem Bild wurden auch die wich-
tigeren Materialien und Farben genannt, sodaß sich
der Leser die Raumstimmung wird ungefähr ver-
gegenwärtigen können. Der Wandbespann, wie
die Tapeten wurden durchweg nur bis zur Tür-
höhe geführt und gegen die weiße Wand mit einer
einfachen Holzleiste abgesetzt, die auch die Borte
vertritt. Verschiedentlich wurden die Stoffe der
Vorhänge gleichzeitig als Möbelbezug verwendet
oder die der Tischdecken zu Kissen. An einzelnen
203
HERMANN MÜNCHHAUSEN.
Partie aus dem Damen-Zimmer. Ausführung: Dittmars
Möbelfabrik. Kirschbaum. Vorhang bedruckte Korahseide.
diegenes, geschmackvoll, dauerhaft, wenn auch
weniger »reich« in der Erscheinung? Wer unsere
kleine Ausstellung gesehen hat, wird sich mit
Freuden für das Zweite, für das Einfach-Gediegene
und dabei Geschmackvolle entscheiden.
Wer weiß, wie sehr bei allen Ausstellungen
auf den Schein hin gearbeitet wird, der muß die
unbestechliche, strenge Sachlichkeit, die hier ge-
waltet hat, unbedingt hoch anschlagen. Man hat
sich ganz auf die Notwendigkeiten des häuslichen
Lebens beschränkt. Aber das Notwendige wurde
mit Geschmack getan. Auch in formaler Hinsicht
ging der Künstler kaum einmal über das Notwen-
digste hinaus. Die rohe Werkform wurde genau
soweit verarbeitet und veredelt, als es der Charakter
des Wohnraumes erforderlich macht. Aller Putz
fehlt. Während man aber an dem Überflüssigen
nach Möglichkeit sparte, wurde nicht gespart in
Bezug auf Güte des Materials und Güte der Arbeit.
Tadelloses Holz wurde in tadelloser Exaktheit ver-
arbeitet. Und höchst peinlich und anspruchsvoll
war man auch in der Zusammenstellung der Stoffe
und Farben: Bezüge, Decken, Teppiche, Vorhänge,
Tapeten, das stimmt alles bis aufs Tüpfelchen zu-
sammen. Und darum wurde es möglich, obwohl
keine außergewöhnlichen Mittel aufgewendet wurden,
doch überall feine, in sich geschlossene Raum-
stimmungen zu erzielen. Jeder Fachmann weiß, je
einfacher die Einrichtung ist, desto schwieriger ist
es auch, die einzelnen Teile, Möbel, Bezüge, Vor-
hänge, Bilder in Einklang zu bringen. Und gerade
bei solchen Aufgaben wird man auch inne, wie
gering noch die Auswahl an wirklich guten, dabei
nicht zu teuren Stoffen ist. Daher mußten mehr-
mals englische Stoffe mit herangezogen werden.
Die Einzelheiten sind aus den Abbildungen zu
ersehen. Bei jedem Bild wurden auch die wich-
tigeren Materialien und Farben genannt, sodaß sich
der Leser die Raumstimmung wird ungefähr ver-
gegenwärtigen können. Der Wandbespann, wie
die Tapeten wurden durchweg nur bis zur Tür-
höhe geführt und gegen die weiße Wand mit einer
einfachen Holzleiste abgesetzt, die auch die Borte
vertritt. Verschiedentlich wurden die Stoffe der
Vorhänge gleichzeitig als Möbelbezug verwendet
oder die der Tischdecken zu Kissen. An einzelnen