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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Lasser, Moritz Otto von: Bausteine zu einem wirklichen Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0264

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250 INNEN-DEKORATION

ALFRED ALTHERR—ELBERFELD.

Ivaminpariie im Speise-Zimmer. Aus/.: Schmalisch d' ßelow Berlin.

BAUSTEINE ZU EINEM WIRKLICHEN HEIM.

Es ist noch gar nicht lange her, daß ich dem Chef
eines großen, ja führenden Hauses einen Besuch
machen mußte. Nachdem wir eine Reihe von Ge-
mächern durchschritten hatten — die Firma ist in
moderner Wohnungseinrichtung etc. tätig — nahmen
wir in der reizenden Ecke eines Speisezimmers Platz.
Und kamen beim Verpaffen eines guten Krauts auf Altes
und Neues. — Unter anderem konnte ich die Be-
merkung nicht unterdrücken, daß mir das, was ich
soeben an Möbeln, unvollendeten und fertigen Interieurs
gesehen hätte, gegen Darbietungen von früher einfach
erschienen sei; erfreulich trete überall das rein Nötige
hervor. Der Herr Architekt bestätigte dies. Ja, meinte
er, man habe gelernt, und würde in Zukunft wohl noch
einfacher werden, denn bei der Färb- und Formgebung
von Gebrauchsmöbeln, von wirklichen Wohnräumen
könne man sich kaum schlicht genug gebärden. Was
man täglich um sich habe, haben müsse, dürfe nur
eines sein: dezent.

Es geschah natürlich nicht ohne Grund, daß ich
meiner heutigen kleinen Studie das soeben entrollte
Gespräch vorausschickte. Da es einesteils beweist, daß
auf dem Gebiete der Wohnungskultur und -Kunst noch
lange nicht alles ist, wie es sein sollte, und andernteils
auch, daß nicht nur Künstler, nein, auch Firmen nun
doch einmal einzusehen beginnen, was vor allem nottut:
Hausgerät und Heim so zu schaffen, daß die beiden

wirklichen Anspruch auf diese schlichten schönen Worte
haben . . .

Ich spreche damit nur eine oft wiederholte Weisheit
aus — ich weiß es wohl. Allein es scheint, man werde
diese alte Wahrheit noch recht oft auf neues Papier
drucken müssen . . . und im übrigen kommt es ja auch
nicht allein darauf an, daß man etwas und etwas Neues
sagt, sondern auch sehr darauf, wie man etwas sagt.
Und fehlt meinen Worten der Glanz: Wärme ist ihnen
sicher eigen, denn mir ist es eine Herzenssache, daß
es einmal erstehe, das wirkliche, zeitgemäße eben
so gemütansprechende als künstlerisch wert-
volle Heim ....

Wir sprechen aber nicht von den Prunkgemächern
des Reichtums und auch nicht vom Gelaß der Armut;
wir denken bei unseren Ausführungen vielmehr an den
Mittelstand, an Wohnungen zu 35—50 Mark monatlich
und zu 3 bis 4 Zimmern.

Wir tragen also heute über architektonische Haus-
mannskost vor, die uns aber mindestens eben so wichtig,
ach was! viel wichtiger scheint als beispielsweise die Table
d'hote, die so schlecht bekömmlichen Gerichte der
Ausstellungen ....

Doch ehe wir mit dem Mieter reden, ein Wort an
den Hausherrn! Denn der schafft uns die Wohnung,
die wir, richten wir uns ein, als etwas fertiges hin-
nehmen müssen .... nur daß »das fertige« so selten
 
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