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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Schölermann, Wilhelm: Ludwig Paffendorf - Cöln: Sein Wollen und Werden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0280

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266

INNEN-DEKORATION

LUDWIG PAFFENDORF—COLN.

Schreibtisch, Monopol-Hotel—Cö'ln.

Geistes und der umgebenden Sitten sei, und daß
fernerhin die Mehrheit der Menschen tatsächlich nur
Empfindungen verstehen könnte, welche denen gleichen,
die sie selber hervorbringen«.

Schon im Elternhause wurde das Kind zu praktischer
Tätigkeit angehalten, und dadurch ein spielendes Er-
fassen des den Dingen innewohnenden Wesens erzielt.
Auf diesem Fundament des praktischen Anhaltens
beruhte Paffendorfs Erziehung, und dies führte früh zu
einer Lust am Gestalten, zu einem Ehrgeiz etwas
greifbar Gutes für die Gesellschaft zu leisten. Von
nicht mehr nachzuholendem Schaden bleibt oft die
Vernachlässigung des Praktischen im Leben des Kindes,
von unberechenbarem Nutzen jede Handgeschick-
lichkeit, die Häuschen lernen, Hans so schwer nach-
holen kann. Die für manchen so verwirrende und
lähmende Vielseitigkeit im kunstgewerblichen Getriebe
vermag den mit der Praxis und dem Material Vertrauten
nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen; er findet
schnell und sicher das Wesentliche einer, in der Natur
des Materiales und der Bedingungen liegenden Lösung.
Beispielsweise in der Art der Hinzuziehung von Hölzern
zum Innenraum. Paffendorf steht hier auf dem Boden
der Anschauung, daß dem jeweiligen Zweck des
Raumes entsprechend, ein poliertes eleganteres Holz auch
eine, die lebendige Reflexwirkung des Materials
zur Entfaltung bringende, formale Durchbildung
erfahren sollte.

Paffendorf meint mit einem verhaltenen Seufzer,
daß die Arbeiten eines Innenarchitekten meistenteils
nur einem ganz kleinen Teil der Menschen zugänglich
seien, und bedauert lebhaft, daß er nur als »winziges

Rad in das Getriebe der Weltmaschine« einzugreifen
vermöge. Ich glaube, er unterschätzt doch darin die
Wirksamkeit der Innenraumkunst; wenn er bedenkt,
wie viel auf Sinn und Geschmack gerade der Raum
wirken kann, in dem wir uns lange Zeit des Tages
anthalten (im Wohnzimmer, Eßzimmer, Schlafzimmer,
Baderaum, Rauchzimmer, oder im Speisehause, im Cafe),
so wird er über die kulturelle Bedeutung dieser seiner
Tätigkeit eine bessere Meinung gewinnen! Doch sein
Hoffen steht nach höheren, schwereren Aufgaben. Nicht
allein im Einzelnen und Intimen schön und geschmack-
fördernd zu wirken, sondern in stärkster Potenz auf-
bauend zu gestalten, sei es durch große, öffentliche
Bauten, sei es in belehrender, erzieherischer Weise
durch Wort und Bild. Das ist das Ziel.

Seine Berufstätigkeit als Architekt hat für ihn etwas
auf die Dauer allein nicht völlig Befriedigendes. Sein
Streben geht in die Ganzheit der Kultur hinein. So
hat er in den letzten Jahren eine Reihe von Aus-
stellungen arrangieren helfen, deren Bedeutung im
Sinne einer allgemeinen Kulturausbreitung zu würdigen
wohl einstweilen nur den klarblickend Fortschreitenden
möglich ist. Dieser »Überschuß an menschlicher Energie«,
wie Walter Crane es nennt, trägt indessen, wenn auch
nicht allemal für den Arbeiter und Förderer selbst,
so doch für die Gesamtheit mit dem Wechsel der
Gezeiten ihre langsam reifenden Früchte.

Wie so mancher andere, in die aufbauende Be-
wegung mit hineinwachsende Künstlermensch, geht auch
Paffendorfs Sehnen dahin, auf die heranwachsende
Generation erzieherisch wirksam sein zu können, eine
»pädagogische Provinz« leiten und heben zu dürfen,
 
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