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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Schaefer, Karl: Die moderne Raumkunst im Dienste des Norddeutschen Lloyd
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0308

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INNEN-DEKORATION

ENTWURF: AKgtm'EKT j. G. POPPE—BREMEN. Speise-Saal I. Klasse des Schnelldampfers »Kronprinzessin Cecilie*,

Norddeutscher Lloyd — Bremen. Ausführung: A. Bembe— Mainz.

die letzten Einzelheiten von Künstlerhand durch-
gearbeitet wurde, sind als Luxuskabinen den üblichen
Schiffsräumen angefügt. Bekanntlich sind die guten
Absichten des Lloyd zu einer geschmackvollen
Ausstattung seiner Dampfer nicht erst neuesten
Datums. Viel Kraft und Arbeit ist seit den 80 er
Jahren auf die prunkvolle Ausstattung der Speise-
säle und Salons seiner Schiffe verwandt worden
in der Absicht, auch vom Kunstgewerbe das Beste
zu nehmen, was dem Schiffe dienen könnte. Aber
es wäre beinahe ein Wunder gewesen, wenn unter
den besonders ungünstigen Zeitumständen sich das
dekorative Genie gefunden hätte, das der Stilmode
von damals zum Trotz die gesunden Wege der
Zukunft vorausahnend aus der Ingenieuraufgabe
des Schiffbaus den Ingenieurstil für die Schiffs-
innenräume entwickelt hätte. Und solange das
nicht kam, half alle Kunst nicht. Man kann nicht
den Florentiner Säulenhof der Renaissance in die
Eisen- und Glaswände des Schiffskörpers fügen;
zu einer Zeit, wo die ganze Tischlerkunst Archi-
tektur war, wo Säulen und hochaufliegendes Relief
der Schnitzerei die Schönheit von Wand und Möbel

bilden sollten, konnte schlechterdings keine dem
Schiffe angemessene Raumkunst, sondern besten-
falls eine kostbare Dekoration entstehen. Denn
nirgends ist die Sachlichkeit, die knappe Schlicht-
heit von Wand und Decke, das material- und
ingenieurmäßig klare Grundgerüst des Raumes
unentbehrlicher als in der Ausstattung der Schiffs-
räume, in denen jeder Quadratzentimeter der Fläche
kostbar ist und genützt werden muß.

Bis in die letzte Zeit hinein war es der deko-
rative Geschmack des Bremischen Architekten
Joh. G. Poppe, der die Ausstattung aller Lloyd-
dampfer beherrschte. Ein ausgesprochener Meister
des Barock hat er in den Steinmetzzieraten seiner
mächtigen Architekturen gerade so wie in seiner
Innendekoration den reichen Uberfluß gehäufter
Schmuckmotive, das Ausschütten mit vollen Händen
gepflegt; am liebsten ging er von den Formen
der deutschen Spätrenaissance aus, für die ihm das
Schnitzwerk in der berühmten Halle des Bremer
Rathauses bequeme Vorbilder darbot. Die großen
Ausstattungsfirmen von Bembe und Pfaff, die sich
im Laufe der jahrelangen Arbeit ausgezeichnet auf
 
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