Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Die Villa Frank zu Köln-Lindenthal: erbaut von den Architekten Ziesel und Friederich in Köln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0383

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

369

architekten ziesel und friederich-köln a. rh.

Villa Frank—Köln-Lindenthal. Teilansicht der Diele.
Ausf ührung H. Callenberg, Hofmöbelfabrik, Köln a. Rh.

liehen 'Feil des Hauses. Wir haben es hier mit einer
durchaus gesunden Schöpfung zu tun, an die wir
einen Maßstab legen können aus den Zeitansprüchen
heraus. Mich freut es, das hier hervorheben zu können.
Wenn Ziesel und Friederich in den vorweg besprochenen
zwei Eigenhäusern noch nicht ganz Überlieferung, Schule
und zeitliche Nebenbilder auszuschalten vermochten, so
ist ihnen doch in erfreulicher Weise in dem Frankschen
Hause gelungen, Atelier-Figenart und persönliche Noten
hineinzubringen, die, soweit das unter Erfüllung der
Bauherrnwünsche sich durchringen konnte, unsere volle
Anerkennung herausfordern. Was ich sonst in dem
Atelier sah, kann mich nur darin bestärken, daß hier
Schule und Begabung, wie Können und Zeitströmung
zu sich ergänzenden Faktoren geworden sind, die un-
gesunde, überkünstelte und zeitfremde Werke nicht auf-
kommen lassen werden. Da auch die Bauleitung ein-
schließlich Bauausführung in den meisten Fällen in den
Händen von Ziesel und Friederich, wie bei dem Eigen-
hause Frank, verbleibt, ist glücklicherweise nicht zu
befürchten, daß unsolide oder Schein-Bauten von ihrem
Atelier aus irgendwelche Begünstigung erfahren könnten.
Zur Zeit herrscht unter dem Drucke der industriellen
und handelswirtschaftlichen Hochspannung wohl eine
sogenannte Baustille, aber auch diese dürfte nach der
Seite ihr Gutes haben, daß Besseres reifen kann, und
jene Kölner Baugelände von minderwertigen Leistungen,
die auch im Eigenhause spuken können, verschont bleiben.

Unter Umständen wurzeln auch in den übertriebenen
Forderungen nach dem Eigenhause insofern große Ge-

fahren, als besonders begünstigte Baugelegenheit durch
billige Hergabe von Grund und Boden aus der Hand
von spekulierenden Terraingesellschaften, Bauvereinen
und Siedelungsgenossenschaften, sowie leichte Beschaffung
von Baugeldern dem schnellen und viel Bauen unnützen
Vorschub leisten. Hier könnten manchmal gewisse Bau-
verschärfungen, die die Zahl der auf »Verkauf« gebauten
Häuser einschränkten, auf der andern Seite aber auch die
Einführung des Erbpachtrechtes bei größeren Baugemein-
schaften viel Gutes stiften. Uns muß daran liegen, daß nicht
billig sondern gut gebaut wird, daß Baupläne noch schärfer
auf künstlerischen Gehalt geprüft werden, ja, daß von dem
Bauenden der Nachweis erbracht wird, eventl. unter Hinter-
legung von Baukautionen, über hinreichende Baumittel zu
verfügen, die garantieren, daß keiner der am Bau Beteiligten
geschädigt werden kann. Auch der wüsten Bauspekulation
würden manche trüben Nebenerscheinungen von vornherein
genommen werden, wenn das Recht der Bodenveräußerung
aus erster Hand an den der sein Eigenhaus bauen will,
den Kommunen verbleibe, also die Abgabe ganzer Bau-
blocks an einen Käuferzwecks Weiterveräußerung aufhörte.
Den Kommunen müßte auch das Verkaufsrecht für alle
zum Verkauf kommenden Grundstücke und Häuser ge-
setzlich gesichert werden. Nur so könnte ein wirklich
künstleriches und wirtschaftlich gesundes Bauwesen ge-
zeitigt werden. Vielleicht gelingt es Ziesel und Friederich,
sich in der Peripherie Kölns dauernd eine umfassendere
künstlerische Mitwirkung zu sichern, die uns dafür Gewähr
böte, daß eine nicht zu bunte Bebauung die Gegend
verkleinere. — otto schulze—Elberfeld.

1907. xil. a.
 
Annotationen