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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Jaumann, Anton: Zu den Arbeiten von Wilhelm Keppler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0392

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INNEN-DEKORATION

die Großen. Ihre Arbeiten sind nicht
überraschend originell, dafür haben sie
aber andere wichtige Vorzüge: Sie er-
füllen ihren Zweck ebenso vollkommen,
wie die Forderungen der Fabrikation,
sie sind anspruchslose, nützliche, gefällige
Diener des Menschen, deren Nachbarschaft
man, da sie nicht prätentiös und nicht
gewalttätig auftreten, nie überdrüssig wird.
Ihre Phantasie ist fruchtbar und stets willig,
aber sie bewegt sich immer in den Ge-
leisen des Möglichen und Praktischen.
Darum fehlt ihnen von vornherein die
Signatur des Außerordentlichen, die von
anderen gesucht wird.— Diese natürliche,
sichere Produktion zeigt sich besonders
deutlich in Kepplers Entwürfen zu Säulen-
ausbildungen, von denen wir bereits früher
eine Anzahl gezeigt haben. Man sieht,
wie ungezwungen die Phantasie produ-
ziert, und doch sind alle Einfälle brauchbar
und wertvoll. Bei aller Schlichtheit stellen
sie mehr vor als bloße Varianten geläufiger
Typen. Nein, es sind neue, lebensfähige
Typen. — Es wird lange dauern, ehe diese
naive, kindlich sichere, gänzlich unpathe-
tische Schaffensweise wieder Allgemeingut
des Handwerks wird, wie sie es einst

ewesen.

WILHELM KEPPLEK.

Wohn- u. Eßzimmer.

Naturen hingewiesen werden. Sie mit ihrem
ausgebreiteten fachmännischen Wissen und
Können, mit ihrer Liebe und ihrer unermüd-
lichen Tätigkeit für die Sache sind uns unent-
behrlich, soll die gewerbliche Reform, die
uns am Herzen liegt, tatsächlich durchgeführt
werden. Der Allgemeinheit wird es freilich
nicht leicht gemacht, diese einfachen »Ar-
beiter« nach ihrem wahren Wert zu schätzen.
Sie agieren nicht vor dem Publikum. Es
gibt für sie Wichtigeres, als die Aus-
prägung der persönlichen Note in der
Andersgestaltung aller Gegenstände und
Geräte. Sie beanspruchen kein Reservat-
recht auf einen bestimmten Schnörkel als
Zeugnis ihrer Autorschaft. Ohne Origi-
nalitätshascherei widmen sie sich ihrer
Aufgabe und über der Lösung praktischer
Probleme vergessen sie ganz den Kult
ihrer Person, sie gehen auf in der Sache.

Wilhelm Keppler, von dem wir ja hier
nur ein paar unscheinbare Abbildungen
bringen können, ist uns nur ein Beispiel für
viele gleichgeartete Kollegen. Für sie alle
gilt, was oben gesagt wurde: Es ist ein Ge-
bot der Gerechtigkeit, das Verständnis für
ihre Qualitäten im Publikum nach Mög-
lichkeit zu fördern. Denn wir brauchen
sie mindestens ebenso notwendig, wie

ARCHITEKT WILHELM KEPPLER.

Eiche dunkelgrau, Intarsien schwarz
und Perlmutt. Beschläge Silber.
 
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