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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Lasser, Moritz Otto von: Über Heckel-Blumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0405

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INNEN-DEKORATION

39i

losen Rubriken eines großen Buches
und täglich kommen noch neue Kolonnen
zu den alten . . .

Schließlich möchte ich noch ein Wort
über den Rahmen meines Blumengemäl-
des sagen. Über das Interieur, in dem
all diese kleinen und großen Kunst-
werke befindlich. Daß das Geschäft
in der Maximiliansstraße liegt, habe ich
zwar schon gesagt. Allein ich muß
noch von seinen hochfeinen, aparten
Auslagen-Arrangements und seiner
höchst wirkungsvollen Warenausteilung
ein Wort nachtragen. Die Einrichtung,

l. m. k. capeller. Lüster.

chik, modern, sehr geschmackvoll und
alles, auch das Kleinste, zu seinem
Rechte kommen lassend, wurde nach
dem Entwurf von Professor Adalbert
Niemeyer hergestellt. Und so haben
wir eben einen Laden vor uns, eben
so gefällig als künstlerisch, eben so
elegant als gediegen, eben so groß-
städtisch als anheimelnd, ein Werk der
angewandten Kunst mit einem Wort, wie
es deren selbst München zur Zeit noch
sehrwenigeaufzuweisen hat. Ein solches
Auftreten legt einem die Vermutung
nahe, daß auch der Chef des Hauses
ein ganzer Mann, daß er eine Persön-
lichkeit sein müsse. In der Tat ist
dies, wie ich schon eingangs andeutete,
der Fall. Nicht wie so manchem In-
dustriellen ist ihm die Arbeit nur ein
notwendiges Übel, er schafft vielmehr
mit der Freude des Künstlers, und
nicht die Wünsche des Publikums -
des ach! so unerzogenen Publikums -

l. m. k. capeller. Lüster.

sind ihm ausschlaggebend, sondern sein
Geschmack und der seiner Künstler. Er
will auf seinem Gebiet das beste leisten,
das wertvollste, ja das, was man nur
überhaupt der Sparte Kunstblumen ab-
gewinnen kann. - Man kann ihr unge-
ahnt viel abgewinnen; er hat es ge-
zeigt. Aber der Weg, der zu so schönen
Resultaten führte, war wohl nicht der

l. m. k. capeller. Lüster.
Hof-Blumenfabrik J. v. Heckel-München.

glatteste von der Welt, und man hatte
mit vielem aufzuräumen, ehe die Heckel-
blumen, die Heckelbäumchen so bezau-
bernd auf weißem Tafellinnen wirken
konnten, wie heute. Da galt es vor allem,
die Arbeitskräfte zu strenger Naturbeob-
achtung zu erziehen, sie „anzulernen",
sich strickte an die Natur zu halten; da
mußte endlich der neue, der entschei-
dende Schritt getan werden: die Archi-
tektur, den großen Zug in diese zarte,
anscheinend nur kleinen Zwecken dien-
liche Nurjkunst hereinzutragen. — Das
ist nun Herrn Max Kühners eigent-

l. m. k. capeller. Ampel.

lichstes Verdienst. Ja, indem er — bild-
lich gesprochen — zur schönen Frucht
die schöne Schale gesellte, den Archi-
tekten, den Stilisten bat, dem holden
Wirrwarr von Stengeln, Blättern, Knos-
pen, Blüten und Gerank einen strengen,
schnittigen Rahmen zu geben, hat er
seine ganze Kunst auch gleich auf ein
viel höheres Niveau gestellt, als sie's
sonst inne hatte. Denn daß ichs nur
sage ... so ein großer weißer Leuchter
beispielsweise, wie unbeabsichtigt und
doch sehr dekorativ geziert mit dunkel-
grünem Blattgewinde, tut im richtigen
Raum und Rahmen eine Wirkung, wie es
sich Fantasie allein wohl kaum vorstellen
kann. Als Saaldekoration, überhaupt
als Dekor großen Stiles, haben übrigens
die Heckel-Darbietungen nicht nur die
Gegenwart für sich, sondern gewiß auch
noch eine Zukunft, und wahrscheinlich
eine sehr glänzende, feierliche . . .

moriz otto baron lasser—münchen.
 
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