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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0019

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1. Schliemanns Ausgrabungen und spätere Forschungen

II

besonders bei dem herrschenden regnerischen Wetter, denn wir können nicht anders
als auf den Knien liegend graben, indem wir mit unsern Messern den Schutt und
die Steine sorgfältig entfernen, damit von den goldenen Schmucksachen nichts
beschädigt wird oder verloren geht" (S. 248). Kein Kundiger wird Schliemann
und seiner jungen Gattin die höchste Anerkennung für ihre Leistung versagen.
Galt es doch, ohne technische oder methodische Vorbereitung, ohne die heute
geläufigen Hilfsmittel Tausende von Gegenständen zu heben, ständig gestört
durch die Kinderneugier der Arbeiter und der von allen Seiten herbeiströmenden

Abb. 1. Altar über Grab IV (nacb Schliemann, Mykenae Plan F).

schaulustigen Scharen. Die Funde muhten in einer kleinen, primitiven Hütte ge-
borgen werden, wo alle die dafür nötigen Sicherheiten und Bequemlichkeiten
fehlten, vor allem ausreichender Vorrat an Tischen, Fächern, Schachteln. Zu-
sammengehöriges durfte nicht auseinandergerissen werden; die einzelnen Grab-
komplexe davor zu bewahren, war nur durch sofortige Beschriftung möglich. Er-
wägt man dies alles, so staunt man über die Sorgfalt des Entdeckerpaares. Nicht
nur sind Hunderte von Schmucksachen aus Flittergold unversehrt erhalten ge-
blieben, sondern auch viele Stücke aus zerbrechlichsten Stoffen, Glas und Bern-
stein, Holz, Straußeneiern wurden geborgen, diese freilich meist arg zertrümmert:
aber das hatte schon vor Jahrtausenden der Einsturz der Grabdecken besorgt. Und
soweit Nachprüfungen möglich sind, liegen nur ganz verschwindend wenige Ver-
wechslungen von einem Grabkomplex zum andern vor. Nur große Liebe und Hin-
gabe an sein Werk hat Schliemann dies alles erreichen lassen.

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