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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0021

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1. Schliemanns

Ausgrabungen und spätere Forschungen

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wähnt, manche Stücke auch eingehender besprochen worden. Zusammenfassend be-
handeln sie Werke wie Schuchhardt, Schliemanns Ausgrabungen (2. Aufl. 1891),
Milchhoefers Anfänge der Kunst in Griechenland (1883), Perrot-Chipiez' Histoire
de l'Art dans FAntiquite (VI 1894), Tsuntas-Manatt's Mycenaean Age (1897), um
nur die wichtigsten älteren zu nennen. Zur Geschichte und Gestalt des Plattenrings
hat Christian Belger wertvolle Beiträge geliefert1). Wolfgang Reichel hat
von den Früchten seiner eingehenden Forschungen leider vor seinem frühen Tode
nur einiges veröffentlichen können: Eranos Vindobonensis 1893,24ff.; Homerische
Waffen (2. Aufl. 1901); Vorhellenische Götterkulte 1897. Für die Abbildungen be-
half man sich, bis zu Winters Kunstgeschichte in Bildern, größtenteils mit Schlie-
manns alten Holzschnitten. Der künstlerische Wert dieser Denkmäler wurde voll-
ends kaum gewürdigt, obwohl die vortrefflichen galvanoplastischen Nachbildungen
des Genfer Künstlers Emile Gillieron2) die Kenntnis zahlreicher Stücke an allen
Hochschulen verbreiteten. Die Forschung blieb auf diesem Gebiete eine ganz über-
wiegend antiquarische, auch nachdem seit dem Beginn des neuen Jahrhunderts die
großartigen Entdeckungen auf Kreta die Aufmerksamkeit der Welt erneut auf die
aegaeische Vorgeschichte gelenkt hatten. Vor diesen neuen Schätzen schienen die
älteren ein wenig zu verblassen. Vor allem galt nun den Meisten als ausgemacht,
daß die minoische Kultur und Kunst Kretas in allem die gebende, die des Fest-
landes bloß die empfangende, nachahmende sei. Das Mykenische schien eine Provinz
des Minoischen. Freilich haben sich bald und mit Nachdruck Stimmen erhoben,
die vor einer Verwischung der Unterschiede warnten und die selbständige Be-
deutung der festländischen Kultur betonten3). Aber es fehlte an umfassenden, ein-
gehenden Darstellungen des überreichen Materials, auch des festländischen4). Und
die kretischen Entdeckungen hatten die Bedeutung der mykenischen Schacht-
gräber nur gesteigert. Sie blieben der sicherste Ausgangspunkt für jeden Versuch,
die Beziehungen des Festlandes zu Kreta während der Blütezeit minoischer Kultur
zu klären, einseitige oder wechselseitige Einflüsse abzugrenzen. Denn nirgends in
der Aegaeis besitzen wir aus jener Zeit einen zugleich so umfangreichen und so un-
vermindert erhaltenen, räumlich wie zeitlich so geschlossenen Komplex hervor-
ragender Denkmäler, wie ihn unsere Gräber bieten.

1) Arch. Anzeiger 1891, 71 f. 186 ff.; Die mykenische Lokalsage usw. Berlin 1893 Progr.; Arch. Jahrb. X 1895, 114 ff.
Vgl. Chr. Tsuntas, ebda. 143 ff.

2) Hergestellt in der Württembergischen Metallwarenfabrik in Geislingen-Steige. Ihr reich illustrierter Katalog, aus
dem ich, dank dem gewohnten freundlichen Entgegenkommen der Fabrik, eine Reihe von Abbildungen unten wiedergeben
darf, enthält bloß eine Auswahl des Vorhandenen, mit feiner Einführung von Paul Wolters.

3) Ich erwähne aus der älteren Literatur besonders: F. Noack, Homerische Paläste 1903; Ovalhaus und Palast auf
Kreta 1908; W. Dörpfeld, Ath. Mitt. XXX 1905, 257 ff., XXXII 576 ff.; D. Mackenzie, BSA. XI 181 ff., XII 250 ff., XIV
386 ff.; Kurt Müller, Ath. Mitt. XXXIV 1909, 269 ff., 317 ff. und besonders Arch. Jahrb. XXX 1915, 284 ff.; G. Rodenwaldt,
Ath. Mitt. XXXVII 1912, 136 ff.; Tiryns II 184ff. (dann Der Fries des Megarons von Mykenai 1921, 47ff.); Rizzo, Storia
delF Arte greca I 136 ff., 161 ff.; R. Dussaud, Les civilisations prehelleniques2 1914, 146 ff., 172 ff.; Springer-Michaelis-
Wolters, Kunstgesch. I10 1915, 121 ff.; I" 1923, 121 ff.

") Eine übersichtliche Zusammenstellung der wichtigsten Denkmäler in Athen und viele wertvolle Einzelbeobach-
tungen bietet der Guide illustre du Musee National, Collection Mycenienne (2. Aufl. 1915) von Val. Stai's.
 
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