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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0182

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174

III. Ergebnisse

Abb. 83. Vom Silberrhyton Nr. 481.

Auf die verwandten, mit Vasen oder Tierchen geschmückten Nadeln von den
Kykladen und Troja ist längst schon verwiesen worden (Ath. Mitt. XL 1915, 175).
Aber erst Evans hat diese Stücke in einen weiteren Zusammenhang gerückt, indem
er schlagende Parallelen aus einem ungeheuren asiatischen Gebiet heranzog, das
sich von Anatolien und dem Kaukasus nach Elam im Süden und Sibirien im Nor-
den erstreckt (Shaft Graves 43 ff. Abb. 34f.). Wie der silberne Hirsch desselben
Grabes (Nr. 388, unten Kap. 15), werden auch unsere Nadeln Zeugnisse direkter
Beziehungen zwischen Argolis und Anatolien sein, obwohl sie selbst meines Er-
achtens inMykenai hergestellt sind. Eine Vermittlung Kretas anzunehmen, scheint
mir abwegig. Dort finden wir weder solche Nadeln noch die Chiton- oder Mantel-
tracht. Das von Evans (Shaft Graves 42 Abb. 33) herangezogene Freskenbruch-
stück genügt nicht zum Gegenbeweis; und in den scheinbaren Mänteln einer klei-
nen Gruppe mittel- und spätminoischer Darstellungen1) hat Paul Wolters (nach
gütiger mündlicher Mitteilung) überzeugend Frauengewänder erkannt, die bei
Kulthandlungen von Männern getragen werden. Man hat den Unterschied zwi-
schen der Männertracht Kretas und des Festlandes2) aus dem rauheren Klima des
letzteren zu erklären versucht. Dazu ist in Wahrheit der Abstand gar nicht groß

*) Anführer des Schnitterzuges auf dem Steatitrhyton von Hagia Triada, zuerst richtig ergänzt von Evans II
Taf. XVII; Siegelabdrücke von Hagia Triada und Zakro: Nilsson, Minoan mycenaean Religion 133 ff. Abb.31; Evans 1435
Abb. 312; D. Levi, Annuario Scuola Ital. Atene VIII/IX 131.155.183.233. Der „Gott oder Heros" auf dem Sarkophag
von Hagia Triada und die Musiker dort und auf den Fresken gleichen Fundorts bleiben hier als späte Werke besser
außer Betracht (Evans I 439 f. Abb. 316 f., vgl. auch II 771 f. Abb. 502 f.).

~) Am besten zu diesen Fragen G. Rodenwaldt, Tiryns II 8 ff. 203 und Fries des Megarons von Mykenai 40 f.
 
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