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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0228

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220

III. Ergebnisse

CXXIX—CXXXI, wo sie doch leicht darzustellen waren1). Damit wird aber auch
die bisherige Deutung einer Gruppe von merkwürdigen goldenen Geräten aus
Grab IV, V und VI (Taf. LXVII f.) fraglich, Sie treten stets (mit Ausnahme von
637) paarweise auf und zeigen trotz weitgehenden Abweichungen voneinander
stets drei Bestandteile: ein mehr oder minder elliptisches Mittelstück, an das oben
(oder unten) ein schmaler Reif ansetzt, in den vom Mittelstück eine kleine runde
Scheibe (bei 271 eine Doppelvolute) vorragt; unten (oder oben) gehen vom Mittel-
stück zwei lange, gerade oder geschweifte Bänder aus, deren Enden durchbohrt
sind. Das Goldblech ist so dünn, daß man eine Unterlage von Stoff oder Leder an-
nehmen würde, wenn nicht alle Befestigungsspuren fehlten. Vielleicht sind diese
Geräte, wie manche andere Zierate aus den Schachtgräbern, eigens für die Toten
und daher aus verhältnismäßig geringem, billigem Material hergestellt. Für Stücke
wie 637. 652/3. 913/42) scheint mir dies gewiß, für 267—270 sehr glaubhaft;
271/2 könnten ihres reicheren Schmuckes und der sauberen Arbeit wegen kaum
ebenso bewertet werden, zumal die Mittelstücke hier wohl mit anderem Material
gefüttert waren (vgl. die Beschreibung oben S. 77).
Zwei Typen lassen sich scheiden:

a) 637, einfach glatt, und 271/2, reich verziert, aber einander gleich in der
schmalen, geraden Form der langen, unteren Bänder, die bei 637 parallel, bei
271 in spitzem Winkel zueinander verlaufen. Zur eigenartigen Verzierung von
271/2 s. unten S. 280.

b) 652,3. 913/4, sehr gering, bloß mit leicht eingegrabenen, unregelmäßig
parallelen Riefen; 267—270 sorgfältiger, im Stil der Diademe 233/4, XXXVII mit
Blattrosetten und Zweigen verziert.

Bezeichnend sind für diese vier Paare die breit ausladenden, mehr oder min-
der geschweiften Bänder und die erhabene Längsrippe des Mittelteils. Bei Typus a
nimmt man ganz unwillkürlich den Reifen oben an, die Bänder unten, bei b umge-
kehrt. An 267—270 sind die beiden einheitlich geschwungenen Bänder zu einem
einzigen mondsichelförmigen geworden (in der Mitte hier ein kleiner Vorsprung),
was durch das Ornament noch betont wird. Gegenüber dem unverzierten Mittel-
stück bilden sie den Hauptbestandteil des ganzen Geräts (vgl. die Beschreibung
S. 77). Indessen wird man durch die Gesamtbetrachtung sämtlicher Stücke doch
dazu geführt, den Reifen oben, die Bänder unten anzusetzen.

Wozu dienten diese Goldbleche, die, außer in II, in allen unseren Männer-
gräbern und nur in diesen vorkommen, sonst aber meines Wissens im ganzen
minoisch-mykenischen Bereich nicht wieder begegnen? Schliemann (Mykenae 265 f.
Abb. 338) bezeugt, daß eines an dem Oberschenkelknochen eines Mannes gefunden

*) Allerdings könnte hier der Künstler solche Zutaten absichtlich weggelassen haben, wie er auch die Füße
ohne Angabe der Zehen bildete.

2) Mit diesen können, der verschiedenen Verzierung wegen, die beiden Paare ganz singulärer, klammerartiger
Goldbleche 915—8, LVIII nicht zusammengehören. Ich weiß sie nicht zu deuten.
 
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