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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0291

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10. Das Ornament

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unseren Grüften seltener Fall. Als breite Rahmenmuster erscheinen zwei einfache
Zickzackbänder auf dem Diadem 232, XXXVI, als schmale, senkrechte Trennungs-
streifen auf 229, XLI. 231, XL; flüchtig und wie gekritzelt fügen sich kleine Zick-
zacklinien ins Rund der Knöpfe 707. 716 a. b, LXV. Das ist alles.

Fruchtbarer scheint die R a u t e zu sein. Die gegitterten Beispiele auf dem
Stirnband 236/9, XXXIX darf man als unmykenisch ausscheiden. Dann bleibt noch
eine sehr eigenartige Gruppe, deren Merkmal der die Rautenmitte füllende Kreis
ist. In einfachster Form erscheinen sehr schmale, langgezogene Rauten, zum Fries
gereiht, auf den Schwertgriffen und -knäufen 407, LXXIV. 276 f., LXXV. 723,
LXXXIV1). Dasselbe Muster, nur mit punktiertem Grunde und frei verteilten Rau-
ten, schmückt den Griff des Löffels 824/5, S. 146 Abb. 62. Und aus diesem Zusam-
menhange verstehen wir nun die Rautenknöpfe mit ihren mittleren Kreismustern
(344 f. 346 f. 349, LXI. 671 f., LXVI), wie auch die freilich viel breiteren, konzen-
trischen Rautenmotive auf der Krone 229, XLI. Dies alles ist so eigenartig und so
folgerichtig durchgeführt, daß es zur Stilbestimmung wertvoll wird.

Auf den Rahmenleisten der Rautenknöpfe 343. 346, LXI sind kleine A n -
dreaskreuze gereiht; als Füllung kleiner Kreise kehren sie in den Ecken von
347 wieder. Sonst finden wir sie nirgends, abgesehen von dem mehrfach erwähnten
Stirnband 236/9, XXXIX. Das senkrechte Kreuz ist nur durch das Halsketten-
glied 52, XXVII vertreten, und etwa noch durch den Knopf 700, LXIV, während
auf 325. 331, LIX wohl nur die achsiale Teilung, nicht das Kreuzmuster dem
Künstler bewußt war. Der Stern kommt in seiner geometrischen Gestalt als
Füllmuster vor: 233, XXXVI (irrig mit 235 bezeichnet). 649 f., LVI (im Mittel-
punkt der Spiralmuster), auf den Knöpfen 325 f., LIX als Hauptverzierung. Er
hat vier bis acht Strahlen') • Ein schönes frühminoisches Beispiel wie Matz Taf. III
4 findet in den Schachtgräbern nichts Ebenbürtiges.

Als einziges reicheres, geradliniges Muster ist endlich der M ä a n d e r zu er-
wähnen. Freilich erscheint er bloß einmal, auf dem Schwertheft 435, LXXXVII.
Das dem gewöhnlichen Mäanderbande zugrunde liegende Flächenmuster3) tritt
hier klar hervor. Die sich kreuzenden einlinigen Züge sind durch schräg schraf-
fierte Rechtecke unterbrochen. Bruchstücke eines ähnlichen, zertrümmerten Mäan-
ders bietet das beinerne Band 503, CI. Beide sind offenkundige Fremdlinge im
mykenischen Bereich, während das früh- und mittelminoische Kreta mehrere Bei-
spiele liefert: Matz Taf. VI 3. VII 22. VIII 12. XI 8. 21. XIII 1. 136 Abb. 41 (nach
Evans I 357 Abb. 256). Auch sehr einfache frühhelladische Mäanderbänder sind
bekannt (Inst. Phot. Tiryns 475. 620, erwähnt von Matz 247 f.), viel reichere aus
Siebenbürgen und Bulgarien (ebda. 210 ff.).

') Diese Friese könnten Nachkommen von frühhelladischer Stempelkeramik und mittelhelladischer Mattmalerei
sein : Inst. Phot. Tiryns 632. 731.

") Die Bogensterne 20, XXVIII. 328, LIX. 712 f., LXV gehören eher zu den Sternblüten, unten S. 290 f.

3) R. Eilmann, Labyrinthos, Diss. Halle 1931, 37. Vgl. auch Matz 152 Abb. 49 und 158 Abb. 54; Freskobruch-
stück aus Mykenai, Rodenwaldt, Arch. Jahrb. XXXIV 1919 Taf. 9; Matz 149 Abb. 46.
 
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