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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0312

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304.

III. Ergebnisse

Schale zur Geltung1). Von Weichtieren erscheint der Nautilus auf der Schale
197, CLXVIII in sehr dürftiger, offenbar lokaler Nachbildung schöner minoischer
Vorlagen2) (II 509 Abb. 312; Bossert Abb. 348 f. sind jünger). Viel häufiger ist der
0 k t o p u s, der in den verschiedenen minoischen Darstellungsformen auftritt.
Ganz streng als Spiralmuster stilisiert, wie auf einem Gußgefäß aus der Kamares-
höhle (BSA. XIX Taf. 10; vgl. Seager, Pachyammos Taf. 13) geben ihn die Gold-
plättchen 18, XXVIII. In lebendiger Bewegung, schräg durchs Wasser gleitend,
ist er auf den Goldblechen 30 f., XXVII und den sehr viel besser ausgeführten 386,
XLIV dargestellt; herrliche kretische Originale wie das eiförmige Steatitrhyton
Evans II 227 Abb. 130 oder die Tongefäße II 509 Abb. 312 lassen den Abstand der
mykenischen Nachbildungen erkennen. Zwischen den streng stilisierten und den
naturnahen Typen stehen die Goldbleche 39 f., XXVI; jene waren senkrecht auf-
gereiht, diese wagrecht, wie der Oktopus auf der allerdings jüngeren Vase aus dem
„Kleinen Palast" von Knossos, Evans II 538 Abb. 342 b. So sind fast alle Varian-
ten dieses so überaus beliebten, dekorativen Tieres in den Schachtgräbern bereits
vertreten.

Endlich sind hier die Schmetterlinge aus Goldblech anzuführen,
Pfauenaugen von lebendiger Wirkung, trotz starker Stilisierung (51, XXVI), und
ganz konventionelle Gebilde in zwei Varianten, auf den Goldplättchen 2. 4,
XXVIII (= 40, XXVII. 82, XXXIV). Dazu kommen vielleicht die P u p p e n 78,
XXII (oben S. 193). Auf Kreta erscheint das Pfauenauge, unserer Nr. 51 ganz
ähnlich stilisiert, auf einem wohl noch mittelminoischen Doppelbeil (Mosso,
Preistoria II 245 Abb. 161; danach Nilsson, Minoan-mycenaean Religion 163 Abb.
41). Eine viel stärker stilisierte Form zeigt nicht nur ein Siegelabdruck von Knos-
sos, sondern überraschenderweise auch das Reliefbild des Fürsten mit der Feder-
krone: Evans II 787 f. Abb. 513 f. Taf. XIV. III 148 Abb. 98 f.; vgl. Ring of Nestor
(JHS.XLV1925) 53 ff. Dort ist auchAbb.47 eine goldene Schmetterlingspuppe abge-
bildet, die Wace in einem mykenischen Kammergrab gefunden hat; sieben aus The-
ben, Nat. Mus. Nr. 5637 ('Ecprjfi. olq%. 1910, 219), sind wesentlich stärker stilisiert,
unseren 78, XXII besonders ähnlich. Auf den „Ring des Nestor" und die goldenen
Insiegel aus Thisbe gehe ich hier nicht ein, da ihre Echtheit so stark umstritten ist.
Daraus ergibt sich auch ein Verzicht auf die Erörterung des Schmetterlings als
Symbol der Seele. Plättchen mit Schmetterlingen sind auch in einem Grabe von
Phaistos aufgetaucht: Mon. Lincei XIV 1904, 601 Abb. 66. Jedenfalls steht es
außer Zweifel, daß unsere mykenischen auf minoische Tradition zurückgehen.
Übertragungen von Pfauenaugenflügeln auf Sphingen, wie sie Siegelabdrücke aus
Zakro zeigen (Evans I 705 Abb. 529), sind den Schachtgräbern fremd. Die Sphinx
erscheint nur einmal, auf den Goldblechen 48, XXVI (vielleicht auch 128, XXIII),

') Vgl. Evans I 221 f. Abb. 168. II 506. Abb. 310. 509 Abb. 312. 821 ff. Abb. 537, Taf. 31.

2) Evans I 231 Farbtaf. I (Barbotinevase, MM. I). 520 Abb. 379 (Temple Repositories). II 501 Abb. 305 (Fresko).
511 Abb. 314 (Vasen). Wichtig die „ephyräischen" Parallelen wie Biegen, Korakou 55 Abb. 76, Taf. VI.
 
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