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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0327

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15. Rohstoffe und Handelsbeziehungen

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der Grabschmuck, stammt gewiß von mehr oder minder geschulten, festländischen
Händen; was hierfür an Gold nötig war, wog nicht viel (vgl. oben S. 166 ff.). Noch
weniger bedeutet der Bedarf an ausländischem Stein: einige Gefäße und Knäufe
aus kretischem Alabaster1), von denen wiederum die meisten schon fertig ein-
geführt sein mögen, das ist alles. Nicht nur die reizvollen minoischen Gefäße aus
verschiedenen, farbenprächtigen Gesteinen fehlen, sondern auch der auf Kreta so
überaus viel verwendete Steatit. Besonders auffallend ist der Mangel an Obsidian,
mit alleiniger Ausnahme der Pfeilspitzen 536—540, CI. Bergkristall kann ebenso
gut aus der Peloponnes selbst stammen, wenigstens das für Knäufe und Schmuck-
sachen verwandte (102 ff., XXXI. 821 c, CXVI. 830 f., CXXXVI), ebenso wie die
Perlen aus Karneol und Amethyst (111. 114 f., XXI. 508, LVII), während die
Kristallplatten 574, CLIII zu einem wohl in Knossos gefertigten Spielbrett ge-
hören2). Denn die Fayenceteile desselben Brettes (553 ff. 572, CLII) sind sicher
kretischer Herkunft, desgleichen die Gefäße aus demselben Material (123/4, XXIII.
166, CXLVIII f. 201 ff., CL. CLXVIII. 223, CLXX. 566, CXLVIII), die Hälse und
Besatzstücke der Straußeneier-Rhyta (552. 567. 573. 774. 828. 832, CXLIf.).

Weniger einfach liegt das Problem bei den zahlreichen Fundstücken aus
Elfenbein. Den Spiegelgriff 785, S. 141 Abb. 58 f., außer 295 b, LXXV ff.
das einzige größere Elfenbeinrelief aus unseren Gräbern, möchte ich für Import
aus Kreta halten; die Hunde des Holzkästchens 812/3, CXLV sind gewiß festlän-
dische Erzeugnisse, ebenso die dünnen Plättchen 210, CL. Bei den zahlreichen an-
deren Stücken desselben Materials kann man schwanken3)- Aber daß man in My-
kenai selbst auch mehrfach Elfenbein verarbeitet hat, beweisen die unbrauchbaren
Abfälle 226, LXXII. 491. 899, S. 154 Abb. 73. Offenbar wollte man den Toten
nicht einmal die geringsten Reste des kostbaren Stoffes vorenthalten, der, wie die
Straußeneier, gewiß über Kreta nach dem Festlande gelangt war.

Denn von unmittelbaren Beziehungen zwischen Mykenai und dem Nillande
fehlt jede Spur. Es ist auch sicherlich kein Zufall, daß sich von den im XVI. Jahr-
hundert in Knossos beliebten ägyptischen Importstücken kein einziges in
den Schachtgräbern oder den anderen gleichzeitigen Grüften der Argolis findet.
Diese fremdartigen Kunstwerke scheinen, damals wenigstens, den Herren von
Mykenai nicht gefallen zu haben, während sie seit dem XIV. Jahrhundert mehr-
fach dort erscheinen.

Über die Beziehungen, welche sich aus der Keramik unserer Grüfte ergeben,
habe ich oben S. 252 ff. gesprochen. Das aus anderen Kunstzweigen gewonnene Bild
wird durch die Tongefäße erst dann geklärt werden, wenn die Herkunft der bis-

J) Gefäße: 164 f. 389. 592. 600. 829. 854, CXXXVII ff. S. 155 f. Abb. 47. — Knäufe: 484 ff., LXX VI. 778. S.139f.
Abb. 57. 908. — Dazu die Einlagen 529, CI. 892, S. 154 Abb. 73.

2) Dasselbe gilt für den eingelegten Dolcbgriff 294, LXXXVII f. und den Knauf 105, oben S. 284.

3) Leisten u.a.: 507, CI. 819, CXLVI. —Knäufe: 295 b, LXXVIIff. 490, LXXVI. 550, S. 113 Abb. 41. 575, S. 244
Abb. 101. 775 ff. 834 ff. 936. — Griffe und Hefte: 396 f., LXXXIX f. 408, XCIX. 422, XCVIII. 435, LXXIII. LXXXVII.
467, XCIX. 737, S. 140 Abb. 57. 753, XCI. 779, XCIX. 927, XCV. 937.

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