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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 2): Die Kunstdenkmäler des Kreises Villingen — Freiburg i.Br., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.2147#0026

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AMT DONAUKSCHINGEN. DONAUESCHINGEN. 19

Lübke (Gesch. d. deutschen Kunst S. 643), Janitschek Gesch. d. d. Mal.
S. 383, A. gefolgt sind. Für uns liegt der Hauptwerth dieser Bilder darin, dass
sie in der Landschaft entstanden sind, mit der sich diese unsere Kunsttopographie
beschäftigt. No. 73 — 75 gelten allgemein als Stücke von dem Messkircher Altarbild
(vgl. oben Ed. I 39g und Waagen Kunstbl. 1849, 254): Maria Magdalena zwischen
S. Martinus und S. Job. Baptista. Als Stifter sind Graf Wemher von Zimmern und
Apollonia Gräfin zu Henneberg unten genannt (s. unsere Abb. Taf. II), welche in
knieender Gestalt neben Martinus und Johannes abgebildet sind. — Die No. 76—80
bildeten den Flügelaltar der Kapelle zu Wildenstein (s. oben I 417)'. in der Mitte
die wundervolle, auf dem Halbmond stehende Madonna mit Kind im Strahlenkranz,
umgeben von Heiligen; (vgl. unsere Abb. Taf. III) auf den Flügeln auswendig die
Bilder der Stifter, desselben Grafen Wernher und seiner Gemahlin Apollonia, geb.
Gräfin von Henneberg, mit dem Datum 1536, auf beiden Bildern. Auf den
Rückseiten der Flügel Christus am Oelberg und der schlafende Petrus.

Ein zweiter Flügelaltar aus Wildenstein bildet die No. 81—85, sein Mittel-
bild ist die hl. Anna selbdritt in reicher Renaissancenische, umgeben von Katharina,
Ursula, Barbara, Ottilia, auf den Flügeln eine Reihe anderer Heiligen. Die No. 86
mit der ergreifenden Kreuzigungsgruppe stammt aus dem Schlosse zu Messkirch.
Hinter diesen Hauptwerken bleiben die vier Tafeln No. 87—90 mit Afra, Paulus
dem Einsiedler, Antonius, S. Jacobus d. Aelt. und noch mehr die handwerkmässig
gearbeiteten sechs Tafeln No. 91—96 zum Theile sehr zurück, ob sie gleich den
allgemeinen Charakter des Meisters bewahren, in welchem sich Dürcr'schc Einflüsse
mit den Elementen italienischer Renaissance paaren. Rundliche Köpfe voll Tiefe
und Anmuth, naturwahre edle Zeichnung, die derjenigen Dürers an Feinheit voraus
ist, Reinheit im Stil der Gewandung, Vermeidung des Krausig-Klcinlichen in den
Brüchen der letztem, klarer, freundlicher Ton der Farben, die aussergewöhnliche
Glätte zeigen, Bevorzugung eines rosarothen Tons, starke Betonung der landschaft-
lichen Umgebung, die gerne mit Renaissancearchitektur und den von den Burgen
des Schwarzwaldes zuweilen gesehenen Schweizeralpen ausgestattet wird — das sind
die Eigenthümlichkeiten dieses Wildensteiner Meisters, in welchem die Gebrüder
Boisseree Hans Scheuffelin sahen. Woltmann hat in der Einleitung zu seinem
Katalog sich über die Gründe ausgesprochen, welche zu Gunsten Barthel Behams
sprachen. Er gibt zu (S. 17), dass es für diese Benennung keinerlei äussere
Beglaubigung gebe; sie beruht nur auf künstlerischen Gründen, die er und die
angeführten Forscher mit ihm für ausreichend finden. Das sind gewisse Aehnlichkeiten
in der Behandlung des Haars, in gewissen Charakterköpfen, in den Verhältnissen
der Körper, in der Bildung der kurzen, dicken, an den Gelenken wie geschwollenen
Händen, wie sie sich ebenso in unseren Bildern wie in dem einzigen mit Namens-
unterschrift beglaubigten Bilde B. Behams, der Kreuzerfindimg der Münchener
Pinakothek (bez. 1530 Bartholome Behem) wiederfinden. In dem Münchener
Werke wie in den Donaueschinger Bildern findet sich angeblich Uebereinstimmung
der Farben und Vortragsweise, die notwendigen Eigenthümlichkeiten, die weissen
lichter im rosarothen Fleisch, die schillernden Gewänder, die Liebhaberei an
reicher Stoffmalerei.

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