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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 2): Die Kunstdenkmäler des Kreises Villingen — Freiburg i.Br., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.2147#0113

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io6

KREIS VILLINGEN.

Die glatten Sockelsteine sind theüweise gespitzt und geflacht, theilwcisc mit einem
2—3 cm breiten Saumschlag umzogen. Jeder ornamentale Schmuck ist an den
Gliederungen vermieden. Das zweite Stockwerk hat Liscncn und grosse Rundbogen-
friese, das vierte zu drei gekuppelte Rundbogenfenster. Die Mauerschlitze deuten
auf ehemalige Verwendung des Thurms als Befestigung. An der Ostseitc desselben
gewahrt man, in dessen Mitte, ein in Stein gehauenes Relief, eine Figur mit
arabeskenartigen Verschlingungen (verschlungenen Kreisen), auf der Westseite eine
andere, ca. 50 cm lange Figur, die einen geflügelten Drachen mit heraus-
geschlagener Zunge und einem in einen Pfeil auslaufenden Schwanz darstellt. Vor
derselben steht ein zweiastiger Baum. Auf dein westlichen Dachfirste stand eine
ziemlich verwitterte Steinfigur, vielleicht den hl. Barnabas, den Stadtpatron von
Villingen, darstellend, im Vorzeichen, der Kirchenthüre gegenüber, unter dem Dache
eine andere Figur aus Stein, polychrom mit Goldverbrämung: Christus, in jeder
Hand eine goldene Krone haltend, zu seinen Füssen zwei Pilger (Dürr hielt sie
für Gallus und Columbanus, vgl. die Notiz bei Zell Sehr, d. AV. I 50) mit
Tasche und Stab, die Hunde zum Flehen emporhaltend. (Dürr entzog diese
Figur der Zerstörung; sie ist vor einigen Jahrzehnten auf die eine leere Consolc
hinter dem Hochaltar im Münsterchor aufgestellt worden; die andere Figur, sowie
die Statuen des hl. Petrus und Paulus, welch' letztere unter dem Dache des Alt-
stadtvurzeichens standen, sind jetzt in der AUerthumssammlung.

Bis in das 16. Jahrhundert galt diese Kirche als die eigentliche Pfarrkirche
von Villingen (die Pfarrei ist erwähnt 1275 in dem Liber deeimationis, FU. I
No. 497: plebanus eiusdem curavit de ipsa ecclesia) oder als die
'Pfarrkirche ausserhalb der Stadt', und es wurde regelmässig sonntäglicher Pfarr-
gottesdienst mit Predigt in derselben abgehalten (Schriftstück von 1543), daher
ihre urkundlichen Bezeichnungen: Ecclesia beatac Mariac in Vylingcn,
quae dicitur ecclesia mater, sita extra muros {1298 FU. V No. 279);
parochialis ecclesia Veteris villc Vilingensis (1324, 1336 u. s. f.);
'pfarrkirche vserthalb der statt' (1506); rechte pfarr, da die lichlege
ist' (c. 1328).

Altäre: •wahrscheinlich, sagt Dürr, wurden im 17. Jh. alterthümliche
AlUlre mit den jetzigen geschmacklosen, für die Kirche gar nicht anpassenden, ver-
tauscht'. Erwähnt werden urkundlich:: die Altäre des hl. Kreuzes und des
hl. Michael, auf der rechten Seite (1298); ferner der auf der linken Seite des
Langhauses im Jahre 1324 von der Bäcker- und Müllcrzuni't mit Genehmigung
des Pfarrherrn, Grafen Gcbhard von Fürstenberg und seiner zwei Neffen Johann
und Götz von Fürstenberg, und des Bischofs von Konstanz gestiftete Altar, welcher
der hl. Jungfrau, der hl. Katharina und allen Heiligen gewidmet und mit einer
Pfründe, der spätem S. Katharinenpfründe, verbunden war (Urk. von 1324, Jan. 23,
FU. IV 450 f.). Weiter der 1336 von Hugo dem Ilaimbürgcn, Pfarrer zu
Dauchingen, gesaftete Altar mit einer Pfründe zu Ehren des hl. Nikolaus, der
hl. Katharina und aller Heiligen, neben dem S. Mirharlsallarr auf der rechten
Seite gegenüber dem Beinhaus (FU. II X". -'03: iuxta altarc s. Michahelis
archangeli a latere dextr«. eiusdem ecclesiae ex opposito capcllae ossium mortU-

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