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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 2): Die Kunstdenkmäler des Kreises Villingen — Freiburg i.Br., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.2147#0164

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AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. 157

nach innen ein jetzt noch theilweise 5 m tiefer, 30 bis 40 Schritt breiter Graben
anschüesst. Die Grundform bildet ein Quadrat von je 11 o Sehritt Lunge der
Seiten. Der davon umgebene Raum ist ein mit 50jährigem Tannenbestand be-
wachsenes Trümmerfeld von Bausteinen und Ziegeln, aus welchem am südöstlichen
Ende ein c. 5 m hoher, ebenfalls überwachsener Hügel hervorragt. Dieser, aus
Gemäuer mit Mörtelverbindung bestehend, lasst sich deutlich als der Ueberrest
eines Geviertthurmes von je 7 m Breite erkennen. Das Ganze nennt man die
Warenburg.

Urkundlich kommt die Burg erstmal i. J. 1320 vor: 'Warburgar äcker' und
'schloss gen Warburg' (Fürslenb. Urkdb. V 349. 350). Aber ihre Spuren können
noch weiter zurück verfolgt werden. In dem 1284 Oct. 16 von den Grafen
Friedrich, Egen, Konrad und Gebhard von Fürstenberg mit Villingen abge-
schlossenen Vertrag, laut welchem der aus diesen Grafen gewählte Herr der
Stadt 'sol ze VHingen kaine burch noch vesli naher (mehr in der Nähe) machen
noch och in der stat, wan alse iezent an gemachet ist', kann nur die Warenburg
und die Burg auf dem sog. Keferberg (letztere an der westlichen Seite der Stadt-
mauer) gemeint sein, da es damals andere Burgen in der Sladt und in deren
nächster Umgebung nicht.gab. Schon der Name weist auf eine frühere Zeit hin;
er bedeutet nämlich : 'Burg des Waro oder Warin'. Dieser Name kommt bis in
das 11. Jahrhundert oft vor. Vielleicht hat der 762 als Graf des Thur-und Linz-
gaucs genannte Warin (Wa r t m a n n St. Galler Urkundenbuch I 38. Vgl. die
Litteratur über ihn und den Grafen Ruodhard bei Abel-Sinison Jahrbücher des
fränkischen Reiches I 72), für die Burg eine besondere Bedeutung. Da nun aber
Villingen als der älteste Ort der (später so genannten) Zähringer erscheint
(0.0/9), so ist anzunehmen, dass die Warenburg der ursprüngliche Edel-
sitz dieses Geschlechts gewesen ist, wozu sich auch ihre Lage gegenüber
dem alten Flecken Villingen eignete, da sie dessen Marktverkehr beherrschte und
beschützte. Beim Aussterben der herzoglichen Linie der Zähringer 1218 ging auch
sie erbweise an Fürstenberg über.

Zur Warenburg gehörten die Dörfer im Brigacluhal bis Grüningen (Kirchdorf
ausgenommen); 1320 gelangte alles an Österreich. Dieses verpfändete die Burg
mit ihren Dopendenzen an die von Tierberg; von Letzteren gelangten sie 1441
erbweise an Jörg Truchsess von Ringingen, der [466 die 'vesty' mit den Zugehörden
an die Sladt Villingen verkaufte. Wahrscheinlich nahmen die Villingcr die Ent-
festigung der für sie unnöthigen, ja unter Umständen gefährlichen Burg schon da-
mals vor. 1-I/2 wird sie ein 'burgstall' genannt; ein Bericht des Raths von Villingen
an den Kaiser 155" bezeichnet sie näher als: 'ain alt burgstall one thach, sunder
nur ain hauflen Slam, gleiehwol in ainem infang' (d. i. in einem durch eine Mauer
eingefriedigten Raum), in welchem sie die 'schlechte behausung vnd schewren buwen
vnd mit strow vnd schindlen decken lassen', 1 Hose Oekonomiegebäudu wurden
am ö. [anuar [633 beim Gerücht vom Anmarsch des Generals Hörn von der
Villinger Garnison unter Oberst Acseher in Brand gesteckt. Seither sind dieselben
nicht wieder aufgebaut worden. (R.)

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