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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0360

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«^Ö> PERSONAL-NACHRICHTEN - VON AUSSTELLUNGEN <Ö^~

der neuen Hochschulgebäude zu Charlottenburg ist
eine weitere Verzögerung eingetreten, so dass die
beiden Hochschulen für die bildenden Künste und
für Musik erst im Herbst nach der Hardenberg-
strasse verlegt werden. Im Sommersemester wird
der Unterricht noch an den bisherigen Stätten ab-
gehalten. — Auf einstimmigen Wunsch des Vor-
standes des Vereins Berliner Künstler, wie mit-
geteilt wird, hat Fräulein Mathilde Rabl, die be-
kanntlich einen eigenen Kunstsalon begründet hatte,
wieder die geschäftliche Leitung der Ausstellungen
und des Verkaufs im Berliner Künstlerhaus über-
nommen. Den eigenen Salon wird die Genannte
dabei aber nicht auflösen, er übersiedelt mit ihr
ins Künstlerhaus, wo ihr ein Saal vollständig zur
Verfügung gestellt ist. Die Bilanz des letzten
Geschäftsjahres des Vereins Berliner Künstler
schliesst mit 1531629 M. 84 Pfg. in Einnahmen und
Ausgaben, das Vereinsvermögen erfuhr eine Ver-
besserung um 24664 M. 54 Pfg. und belief sich Ende
1901 auf 825293 M. 40 Pfg. — Der Maler und Senator
der Akademie der Künste, Wirkl. Geh. Rat, Prof. Graf
Ferdinand Harrach konnte am 27. Februar die
siebzigste Wiederkehr seines Geburtstages begehen.
rNRESDEN. Die Dresdener Kunstgenossenschaft
beabsichtigt, mit ihrem Hausbau kein grosses
Ausstellungshaus zu scharfen, sondern will nur in
dem ersten Stock ihres Hauses die Klub- und Ge-
sellschaftsräume so anordnen, dass sie bei Gelegen-
heit und wenn keine grosse Dresdner Ausstellung
stattfindet, auch zu kleinen Ausstellungen benutzt
werden können. Der Bau soll nicht wesentlich mehr
als 200000 M. kosten. — Im Wettbewerb um die
bildnerische Ausschmückung des Eingangs zu der
Königin Carola-Brücke erhielten den ersten Preis
(500 M.) Architekt Ernst Kühn und Bildhauer
H. Wedemeyer, den zweiten Preis (300 M.) Bild-
hauer Wedemeyer, die beiden dritten Preise (je
200 M.) Bildhauer Karl Roeder und Architekt
Johann Richter. *
IVytÜNCHEN. Aus Anlass des diesjährigen Ge-
'*' burtsfestes wurden von S. K. Hoheit dem Prinz-
regenten mit dem Titel eines kgl. Professors aus-
gezeichnet: die Maler Benno Becker und Otto
Gebler; dem Maler Prof. Fritz von Uhde wurde
der Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
(Abteilung für Kunst) verliehen.
r\ÜSSELDORF. Drei Künstler der älteren Düssel-
dorfer Schule haben kurz hintereinander das
Zeitliche gesegnet. Am 11. März starb Hermann
Plathner, am 14. März Emil Schuback, am
16. März Moritz Ulffers. Plathner war 1831 in
Gronau an der Leine geboren und studierte zuerst
auf der Düsseldorfer Kunstakademie, dann unter
Rudolf Jordan und Adolf Tidemann weiter. Seine auf
gutem Naturstudium und feiner Beobachtung des
Lebens beruhenden Darstellungen ernsten und humo-
ristischen Inhalts sind sinnig in der Auffassung und
sehr liebevoll in der Ausführung. An einem bösen
Augenübel leidend, war Plathner seit zehn Jahren
halb erblindet. — Emil Schuback ward geboren 1820
in Hamburg, studierte in München unter Cornelius
und Hess, war 1843—1848 in Rom und kam 1856
nach Düsseldorf, hier seinen dauernden Wohnsitz
nehmend. Er widmete sich hier ausschliesslich der
Genremalerei und war Schüler Rudolf Jordan's. Seine
Motive, meist sinnig und gemütvoll erdacht und
empfunden, entnahm er grösstenteils dem bäuerlichen
Volksleben. Ein besonderes und grosses Verdienst
erwarb sich Emil Schuback durch seine fünfund-

zwanzigjährige Thätigkeit als Vorstandsmitglied des
Vereins Düsseldorfer Künstler zur gegenseitigen
Unterstützung und Hilfe. — Moritz Ulffers war
1819 ebenfalls in Hamburg geboren, studierte 1847 bis
1852 auf der Düsseldorfer Kunstakademie. Er machte
sich zuerst, wie viele seiner Mitstudierenden unter
Wilhelm von Schadow, die Behandlung biblischer
Gegenstände zur Aufgabe. Später malte er Genre-
scenen und widmete sich besonders der damals im
Schwünge stehenden Lithographie, die vor Erfindung
der Photographie neben dem Kupferstiche die einzige
Art der Reproduktion von Gemälden war, und leistete
auf dem Gebiete sehr Tüchtiges. tz.
DUDAPEST. Am 16. Februar starb hier, neunund-
zwanzig Jahre alt, der Bildhauer Kalman Nagy.
Er fiel vor einigen Jahren durch seine lebensvoll
aufgefassten kleinen Statuetten, Typen aus dem
ungarischen Volksleben darstellend, vorteilhaft auf.
Im vergangenen Jahre wurde er als Sieger in dem
Preisausschreiben für den Millacherschen Brunnen
mit dessen Ausführung betraut; das Motiv dieses
Brunnens ist ein Hirt, seine Schafe zur Tränke
führend. Eines der Modellschafe litt an Maul- und
Klauenseuche: der Künstler wurde infiziert und er-
lag dieser Ansteckung nach mehrwöchentlichen qual-
vollen Leiden. — Am 26. Februar verschied in Nädasd
Ladäny, sechzig Jahre alt, der Maler Janos Valen-
tinyi. Er studierte in Budapest, später in München
und Paris. Er nahm seine Motive meistens aus dem
Leben der Zigeuner, auch behandelte er, wenn auch
seltener, Landschaftliches aus der Umgebung des
Plattensees. A. T.
f~"ESTORBEN: In Zürich, am 13. Februar, der Maler
Edmund Krenn; in Hamburg, am 12. Februar,
der Glasmaler Karl Engelbrecht; in Berlin der
Maler Felix Wichert, sechzig Jahre alt; in Paris,
am 10. März, einundneunzig Jahre alt, der Maler
Paul Flandrin; in München am 1. März David
Heinemann, der Begründer der bedeutenden gleich-
namigen Kunsthandlung (Filiale in Nizza), früher
auch als Maler thätig, dreiundachtzig Jahre alt.
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
DERLIN. Im Salon Cassirer entfaltet der sich
*-* überraschend lebhaft entwickelnde deutsche Im-
pressionismus immer stolzer seine Fahnen. Dieses
Mal zieht Max Slevogt wieder in besonderem
Masse die Aufmerksamkeit auf sich. In dem Bild-
nis eines Kindes hat er eine äusserst schwierige
Aufgabe gelöst. Es ist aus einer Aufsicht von oben
gemalt. Das kleine dunkelhaarige Mädchen in
dunkelblauem Röckchen, den Oberkörper in einem
grau und blau gestreiften Sweater, sitzt knieend mit
drollig aufgestützten Händen zwischen seinen Spiel-
sachen auf einem graubraunen Teppich und schaut
mit dem natürlichsten Ausdruck von der Welt aus
grossen Kinderaugen auf. Das Bild ist in der freien
und energischen Art des Künstlers gemalt, sehr
fein in der Raumeinteilung, voll und herb im Ton
aber leicht und warm in der Farbe und sicher eines
der anmutigsten und dabei ernstesten Kinderporträts,
die man sehen kann. Weniger gelungen erscheint
eine grosse Freilichtdarstellung Sievogts 'Sommer-
morgen'. Eine junge Frau in weisser Blouse und
grauem Rock liegt unter einem dunklen Sonnen-
schirm im Grase auf einer Halde zwischen Baum-
stämmen. Prachtvoll ist der von warmem Licht um-
flossene Kopf der eine Zigarette rauchenden Dame ge-

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