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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Schaefer, Karl: Die Bremer internationale Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0403

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-a-5^> DIE BREMER KUNSTAUSSTELLUNG <ös-»-


ein kleiner Monet, eine hellfarbige Sommer-
gesellschaft im Schatten eines Parkes, von
überzeugender koloristischer Kraft. Nimmt
man dazu noch die beiden famosen Gemälde
von Anders Zorn (XVI. Jahrgang, S. 332
und 333), die blondhaarige junge Mutter mit
dem roten Kopftuch und der Tanz in der
Johannisnacht, so lässt sich wohl behaupten,
dass der internationale Charakter der Aus-
stellung nicht nur äusserlich erfüllt war.
Einen eigenen Raum hatte man endlich
Segantini angewiesen und acht Gemälde und
die doppelte Zahl von Zeichnungen und Pa-
stellen darin vereinigt. Ein aufgescheuchter
Schimmel auf der Weide, die feierlich-kalte
„Frühmesse" mit der endlosen Treppe, auf
der ein einsamer Pater emporsteigt, und eine
Heuernte auf ungemein frei und weit wirkender
Alpenwiese waren wohl lehrreich genug, aber
es lag doch nicht der ganze grosse Segantini
drinnen, wie er sich in seinen besten Werken
offenbart. Gegen Schluss der Ausstellung trat
an seine Stelle der auf der Wanderung be-
griffene BöcKLiN'sche Nachlass mit dem
grossen „Krieg" und der ersten Redaktion
von „Malerei und Dichtung".
Dass neben solch' ersten Leistungen des
Auslandes auch für die Auswahl der übrigen

ein hoher Masstab angelegt wurde, lässt sich
leicht denken. G. Kuehl mit drei Innen-
räumen mit superb beobachtetem Spiel des
Lichts auf weissen Wänden, blank gescheuer-
tem Messing und fröhlichen Gesichtern und
Zwintscher mit einer Anzahl sehr verschie-
denwertiger, zum Teil in plakatartigen Flächen,
zum Teil in sorgsamster lebensvoller Zeichnung
gehaltenen Bildnissen repräsentierten Dres-
den. Lenbach allein mit drei Bismarckbildern,
Stuck, dessen boxende Faune, obwohl zehn
Jahre alt, den süsslichen Frauenköpfen der
letzten Zeit erheblich sich überlegen erwiesen,
Exter mit seiner merkwürdig harten, oft ans
Brutale streifenden Farbigkeit und markigen
Zeichnung, Habermann, unter dessen weib-
lichen Halbfiguren die „Schleiertänzerin" am
wenigsten Manier und am meisten Natur ent-
hielt, gaben eine charakteristische Vertretung
Münchens. Ein lebensgrosser Christus von
Fritz v. Uhde mit wundervoll durchleuchteten
Händen und lichtverklärtem Kopfe, E. von
Gebhardt's zwölfjähriger Christus unter den
Nürnberger Humanisten und Schriftgelehrten,
einige Trübner und Thoma und ein ungemein
vornehmes Damenbildnis von H. Olde seien
noch erwähnt, um von den Spitzen und dem
Umfange der getroffenen Auswahl einen Begriff

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