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Clemen, Paul: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0572
DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG <£e^-
Friedrich und zwei anderen Stücken glänzend In dem einen Eckraum hat der Brunnen Auf-
vertreten — welche Kraft der Farbe entfaltet Stellung gefunden, zu dem Hoffmann die
hier nicht der doch nun schon zweiund- Architektur, Luksch die Plastik geliefert
sechzigjährige Meister. Pochwalski mit hat — ganz seltsam wirkt in dem stillen
seinem ungarischen Magnatenporträt, Laszlo Raum das gespenstige Fallen der Tropfen,
mit seinem Kardinal Rampolla, Joanowits mit dem die nackten Männer und Frauen lauschen,
einem feinen frauenhaften Frauenbildnis und Ebenso gross ist die Anziehungskraft des
einer kecken und breit hingestrichenen Skizze Mittelraumes des Hagenbundes, den Josef
zu einem Männerporträt, Koppay mit seiner Urban dekoriert hat. Sein entzückender
ein klein wenig süsslichen Erzherzogin achtseitiger Salon in Silbergrau und Seiden-
Elisabeth, geben einen guten Ueberblick über gelb, der seltsame Theesalon von Leopold
das sichere Können und einen vollen Begriff Bauer mit der Wandverkleidung in irisie-
von dieser ganzen vornehmen und aristokra- renden Kobaltgläsern und den feinen Möbeln
tischen Kunst. Und welche Fülle von feinen in Korallen- und Palisanderholz sind wahre
Landschaften: Tomec, Russ, Darnaut, Kabinetstücke der Innenausstattung, sehr
Charle.mont. Die Secession verblüfft zu- vornehm und von höchst persönlichem Reiz,
nächst durch die aparte Einkleidung und die Was die beiden Künstlergruppen an Ge-
raffinierte Kunst der Aufmachung. Josef mälden ausgestellt haben, ist fast durchweg
Hoffmann hat den drei vorderen Räumen schon auf früheren Ausstellungen vertreten
einen einheitlichen Charakter gegeben — sie gewesen zumal die Bilder des Hagen-
sind ganz in Hell gehalten, in dem Mittelsaal bundes fanden sich fast sämtlich im vorigen
bis zur halben Höhe eine feingraue Stoffbe- Jahr im Saal 40 des Münchener Glaspalastes,
Spannung, Thürumrahmungen in edlem Holze, die ganze Gruppe hat damals in dieser
dazwischen buntfarbige Vorhänge. Und dazu Zeitschrift (1. Jahrg., Heft 4) eine eingehende
kommen wundervolle Möbel, Bücherschränke Würdigung erfahren. Die Secession stellt
und Salonkasten, in denen die einzig gesunde sich wohl als die raffiniertere dar — in ihr
Auffassung eines solchen Ausstattungsstückes dominiert das koloristische Genie Klimt's;
herrscht,die sein Geist hat auch den übrigen den
eben einen Stempel gegeben. Von Klimt selbst sind
solchen hier nicht weniger als sechs Hauptstücke
Schrank als vorgeführt, Hauptstücke des malerischen
eine Kiste Könnens — nicht seine grossen sattsam be-
mit vier kannten Allegorien, die Philosophie und die
Beinen be- Medezin, aber dafür unter anderem sein
greift, nicht köstlicher Schubert mit dem lichtumflossenen
alseinHaus- Meister zwischen seinen andächtigen Schüle-
modell mit rinnen vor dem Spinett — und das ist ein
einerPalast- wirklich klassischer Klimt. Aber sonst liegt
thür davor, auch in dieser exotischen, allzu subtilen
auch nicht Kunst eine grosse Gefahr. L'art robuste
als einen seul a l'eternite hat der goldene Theophil
Dogcartsitz, Gautier einmal gesagt.
wie dies van Es geht kaum an, aus all den übrigen
de Velde Künstlergruppen noch das Bedeutende heraus-
thut. Josef zuheben. Unter den Stuttgartern sind Carlos
Hoffmann Grethe, Robert Haug (s. S. 541), Graf
und Kolo- Kalchreuth gut vertreten, ein ganz seltsamer
man Moser Pyrotechniker der Malerei tritt in Heinrich
haben hier Wulff mit seinen wunderlichen Feuerwerken
ihr Bestes auf. Die Karlsruher scheinen dies Jahr in der
geleistet, Heimat selbst ihre Kraft erschöpft zu haben
Wilhelm — ihre Kollektivausstellung in Düsseldorf
Schmidt, ist nicht glücklich und noch weniger glück-
Sumf.ts- lieh die Dekoration des Raumes. Weiss-
BERGERund haupt und Zügel haben zwei grosse Land-
Holzinger schaffen mit Rindvieh gesandt; Zügels Bild
carl seffner Bildnisbüste- folgen ihren ist eine der besten Leistungen seiner letzten
Düsseldorfer Ausstellung .max klinger Fusstapfen. Jahre, von höchster Farbigkeit. Neben den
542
Friedrich und zwei anderen Stücken glänzend In dem einen Eckraum hat der Brunnen Auf-
vertreten — welche Kraft der Farbe entfaltet Stellung gefunden, zu dem Hoffmann die
hier nicht der doch nun schon zweiund- Architektur, Luksch die Plastik geliefert
sechzigjährige Meister. Pochwalski mit hat — ganz seltsam wirkt in dem stillen
seinem ungarischen Magnatenporträt, Laszlo Raum das gespenstige Fallen der Tropfen,
mit seinem Kardinal Rampolla, Joanowits mit dem die nackten Männer und Frauen lauschen,
einem feinen frauenhaften Frauenbildnis und Ebenso gross ist die Anziehungskraft des
einer kecken und breit hingestrichenen Skizze Mittelraumes des Hagenbundes, den Josef
zu einem Männerporträt, Koppay mit seiner Urban dekoriert hat. Sein entzückender
ein klein wenig süsslichen Erzherzogin achtseitiger Salon in Silbergrau und Seiden-
Elisabeth, geben einen guten Ueberblick über gelb, der seltsame Theesalon von Leopold
das sichere Können und einen vollen Begriff Bauer mit der Wandverkleidung in irisie-
von dieser ganzen vornehmen und aristokra- renden Kobaltgläsern und den feinen Möbeln
tischen Kunst. Und welche Fülle von feinen in Korallen- und Palisanderholz sind wahre
Landschaften: Tomec, Russ, Darnaut, Kabinetstücke der Innenausstattung, sehr
Charle.mont. Die Secession verblüfft zu- vornehm und von höchst persönlichem Reiz,
nächst durch die aparte Einkleidung und die Was die beiden Künstlergruppen an Ge-
raffinierte Kunst der Aufmachung. Josef mälden ausgestellt haben, ist fast durchweg
Hoffmann hat den drei vorderen Räumen schon auf früheren Ausstellungen vertreten
einen einheitlichen Charakter gegeben — sie gewesen zumal die Bilder des Hagen-
sind ganz in Hell gehalten, in dem Mittelsaal bundes fanden sich fast sämtlich im vorigen
bis zur halben Höhe eine feingraue Stoffbe- Jahr im Saal 40 des Münchener Glaspalastes,
Spannung, Thürumrahmungen in edlem Holze, die ganze Gruppe hat damals in dieser
dazwischen buntfarbige Vorhänge. Und dazu Zeitschrift (1. Jahrg., Heft 4) eine eingehende
kommen wundervolle Möbel, Bücherschränke Würdigung erfahren. Die Secession stellt
und Salonkasten, in denen die einzig gesunde sich wohl als die raffiniertere dar — in ihr
Auffassung eines solchen Ausstattungsstückes dominiert das koloristische Genie Klimt's;
herrscht,die sein Geist hat auch den übrigen den
eben einen Stempel gegeben. Von Klimt selbst sind
solchen hier nicht weniger als sechs Hauptstücke
Schrank als vorgeführt, Hauptstücke des malerischen
eine Kiste Könnens — nicht seine grossen sattsam be-
mit vier kannten Allegorien, die Philosophie und die
Beinen be- Medezin, aber dafür unter anderem sein
greift, nicht köstlicher Schubert mit dem lichtumflossenen
alseinHaus- Meister zwischen seinen andächtigen Schüle-
modell mit rinnen vor dem Spinett — und das ist ein
einerPalast- wirklich klassischer Klimt. Aber sonst liegt
thür davor, auch in dieser exotischen, allzu subtilen
auch nicht Kunst eine grosse Gefahr. L'art robuste
als einen seul a l'eternite hat der goldene Theophil
Dogcartsitz, Gautier einmal gesagt.
wie dies van Es geht kaum an, aus all den übrigen
de Velde Künstlergruppen noch das Bedeutende heraus-
thut. Josef zuheben. Unter den Stuttgartern sind Carlos
Hoffmann Grethe, Robert Haug (s. S. 541), Graf
und Kolo- Kalchreuth gut vertreten, ein ganz seltsamer
man Moser Pyrotechniker der Malerei tritt in Heinrich
haben hier Wulff mit seinen wunderlichen Feuerwerken
ihr Bestes auf. Die Karlsruher scheinen dies Jahr in der
geleistet, Heimat selbst ihre Kraft erschöpft zu haben
Wilhelm — ihre Kollektivausstellung in Düsseldorf
Schmidt, ist nicht glücklich und noch weniger glück-
Sumf.ts- lieh die Dekoration des Raumes. Weiss-
BERGERund haupt und Zügel haben zwei grosse Land-
Holzinger schaffen mit Rindvieh gesandt; Zügels Bild
carl seffner Bildnisbüste- folgen ihren ist eine der besten Leistungen seiner letzten
Düsseldorfer Ausstellung .max klinger Fusstapfen. Jahre, von höchster Farbigkeit. Neben den
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