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gegürtetem Kleide, vom Schein der sinkenden
Sonne sanft Übergossen, am Strande des im
matten Blau schimmernden Meeres zeigten.
Der Studienkopf (Abb. s. S. 228), Frau Kroyer
darstellend, gehört zu einem davon.
Aber man könnte auch die Annahme von
der im Zurückgang befindlichen Künstlerkraft
Kroyers fallen lassen und sagen: Der Maler
macht in seinen letzten Arbeiten dem Ge-
schmack des Publikums die weitgehendsten
Konzessionen. Er malt ihm die sprechend
ähnlichen Porträts, die es wünscht, die ab-
solut fertigen Bilder, die es so liebt, und
jenes Freilicht, das es versteht. Man könnte
diese Hypothese vortrefflich verteidigen, in-
dem man auf die vorhandenen Skizzen und
Studien hinweist, die an künstlerischer Quali-
tät, an malerischer Schönheit die vollendeten
Bilder weit übertreffen. Aber es ist nicht
einmal nötig. Kroyer hat soviel geleistet,
daß selbst eine große Zahl weniger gelungener
Arbeiten die Bedeutung, die er sich mit
vollem Einsatz seiner Kraft errungen, nicht
erschüttern kann. Aber davon ist überhaupt
nicht die Rede. Diese Werke Kroyers, die
im Verhältnis zu seinen besten Leistungen
gering erscheinen, stehen immer noch hoch
über dem meisten, was man sonst leichten
Herzens anerkennt. Man würde indessen den
Künstler schlecht ehren, wollte man seine
Schöpfungen mit dem Maßstab messen, den
man an die Arbeiten der Taglöhner der Kunst
zu legen pflegt.
LESEFRÜCHTE
Der Zweck des Künstlers ist nicht die exakte
Kopie der Dinge, denn das ist unmöglich. Sondern
vor der Natur selber muß unsere Phantasie das
Bild machen. Ohne einen poetischen Endzweck
gibt es keine Kunst.
Eugene Delacroix
Eigentümlichkeit des Ausdrucks ist Anfang und
Ende aller Künste.
Goethe
Geschmack und Schönheitssinn ist zweierlei. —
— Der Geschmack schafft kein Kunstwerk, aber er
hält, wenn es entsteht, das Ungeziemliche von ihm
ab. — — Wir erkennen es wohl, wo ein Künstler
von genialem Schöpfungstrieb gegen den Geschmack
fehlt; und das tut das Genie nicht selten.
Fr. 77z. Vischer
Der Geschmack einer Nation geht dem Genius
nie vorauf, sondern hinkt ihm ständig nach.
Hebbel
231
gegürtetem Kleide, vom Schein der sinkenden
Sonne sanft Übergossen, am Strande des im
matten Blau schimmernden Meeres zeigten.
Der Studienkopf (Abb. s. S. 228), Frau Kroyer
darstellend, gehört zu einem davon.
Aber man könnte auch die Annahme von
der im Zurückgang befindlichen Künstlerkraft
Kroyers fallen lassen und sagen: Der Maler
macht in seinen letzten Arbeiten dem Ge-
schmack des Publikums die weitgehendsten
Konzessionen. Er malt ihm die sprechend
ähnlichen Porträts, die es wünscht, die ab-
solut fertigen Bilder, die es so liebt, und
jenes Freilicht, das es versteht. Man könnte
diese Hypothese vortrefflich verteidigen, in-
dem man auf die vorhandenen Skizzen und
Studien hinweist, die an künstlerischer Quali-
tät, an malerischer Schönheit die vollendeten
Bilder weit übertreffen. Aber es ist nicht
einmal nötig. Kroyer hat soviel geleistet,
daß selbst eine große Zahl weniger gelungener
Arbeiten die Bedeutung, die er sich mit
vollem Einsatz seiner Kraft errungen, nicht
erschüttern kann. Aber davon ist überhaupt
nicht die Rede. Diese Werke Kroyers, die
im Verhältnis zu seinen besten Leistungen
gering erscheinen, stehen immer noch hoch
über dem meisten, was man sonst leichten
Herzens anerkennt. Man würde indessen den
Künstler schlecht ehren, wollte man seine
Schöpfungen mit dem Maßstab messen, den
man an die Arbeiten der Taglöhner der Kunst
zu legen pflegt.
LESEFRÜCHTE
Der Zweck des Künstlers ist nicht die exakte
Kopie der Dinge, denn das ist unmöglich. Sondern
vor der Natur selber muß unsere Phantasie das
Bild machen. Ohne einen poetischen Endzweck
gibt es keine Kunst.
Eugene Delacroix
Eigentümlichkeit des Ausdrucks ist Anfang und
Ende aller Künste.
Goethe
Geschmack und Schönheitssinn ist zweierlei. —
— Der Geschmack schafft kein Kunstwerk, aber er
hält, wenn es entsteht, das Ungeziemliche von ihm
ab. — — Wir erkennen es wohl, wo ein Künstler
von genialem Schöpfungstrieb gegen den Geschmack
fehlt; und das tut das Genie nicht selten.
Fr. 77z. Vischer
Der Geschmack einer Nation geht dem Genius
nie vorauf, sondern hinkt ihm ständig nach.
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