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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Esswein, Hermann; Neumann, Ernst: Bild und Rahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0303

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-»-S£> BILD UND RAHMEN <Ö^-

rakter konnte der Rahmen hier natür-
lich nicht beibehalten. Es war vielmehr

nötig, ihn gegen die architektonische ^H^H ^

Eigenart seines neuen Milieus abzu- t^M z

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tekturbestandteile wurden daher ver- ^B^^^H^H -

z

schließen, ihn zu isolieren. Jene Archi-

goldet, und so wurde im Goldrahmen ein
neues dekoratives Moment geschaffen.

Daß gerade dem Golde diese wich-
tige Rolle zufiel, war durchaus kein
blinder Zufall. Die besondere Bedeu-
tung und der besondere Wert, den man
damals dem Kunstwerke als Kunstwerk
zuzuerkennen begann, verlangten das
edelste Metall, welches der Mensch
kennt, zur Umrahmung von Werken
der edelsten menschlichen Geistes-
tätigkeit.

Der Goldrahmen als neues dekora-
tives Element entstand unter beson-
deren Voraussetzungen und auf Grund
besonderer Zeitverhältnisse, die hier
gestreift werden müssen, ehe wir den
Verlauf der Entwicklung weiter ver-
folgen können.

Die große Blüteepoche der bildenden
Kunst jener Zeiten war die Begleiter-
scheinung eines raschen Aufschwunges
aller, auch der materiellen Lebensver-
hältnisse. Im reichen Italien der Re-
naissance, bei dem öffentlichen, nach
außen gekehrten Charakter seiner Kul-
tur mußte naturgemäß eine durchaus re-
präsentative, prunkvolle, ihrem Wesen
nach dekorative Kunst heranreifen, eine
Kunst, deren einzelne Werke, jedes
für sich, weniger bedeuteten, als die
Art, wie sie sich ihrer Umgebung, dem
Innenraume jener Zeit einfügten. Der
Goldrahmen als dekoratives Element
war durch den Raum bedingt, in wel-
chem er zur Geltung kommen konnte,
er war bestimmt von den schweren,
prunkvollen Linien, Formen und Farben
des Renaissanceraumes. Jedoch nicht
diese Forderungen des Milieus allein
bedingten ihn sondern auch der künst-
lerische Charakter der Bilder, welche
er umschloß.

Diese Bilder waren keine Naturaus-
schnitte wie die unseren, sie unter-
schieden sich ganz wesentlich von den
bildnerischen Notizen, Apercus und
Epigrammen unserer werdenden Kunst-
epoche.

Die Bilder der Renaissance, die mit
ihren schweren Goldrahmen eine de-
korative Einheit darstellten, waren

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