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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Zuckerkandl, B.: XVII. Ausstellung der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0376

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-*~s&> XVII. AUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION <ö£-*-

kann. Der leitende, innerste Antrieb zu Unbekümmertheit um die linearen und far-
dieser Art der Ausstellung war, den Künstler bigen Erfordernisse des Werkes. Man soll
zur Selbstdisziplinierung zu leiten, indem er begreifen lernen, daß die Bildwirkung von
durch die alleinherrschende Note seiner Per- der Gesamtwirkung des Raumes nicht ge-
sönlichkeit gezwungen wird, präcis und klar trennt werden kann. Mit wenig Mitteln, nur
sich seines Wollens, seiner Ziele bewußt zu durch die strenge Einhaltung einer gleichen
sein. Er soll sich gewöhnen, nur dann vor Höhenlinie, nur durch die Verwendung
das Publikum zu treten, wenn er wirklich einheitlicher Umrahmungen, nur durch eine
etwas zu sagen hat. Das Entscheidende wird logische, dem speziellen Raum entsprechende
sein, daß der Künstler nur dann hervor- Symmetrie der Bildverteilung kann, wenig-
tritt, wenn es ihn dünkt, er habe das Recht, stens einigermaßen, das Wesen des architek-
sein Streben zu verdeutlichen. Er wird dies tonischen Gesamtstils, den beim Innenraum
dann in dem ihm allein zu Besitz gehörigen unsere Kunstentwicklung anstrebt, zum Aus-
Raum mit einer Reihe von Werken tun können, druck kommen. Dieses eifrige Streben der
die ihm zu seiner Charakteristik notwendig Künstler, das Rahmenbild in einen organi-
erscheinen, ebensogut mit einem einzigen sehen Zusammenhang mit dem Raum zu
Werk, wenn ihm dies als sein Wesen voll- bringen, ist vielleicht ganz unbewußt die ver-
ständig erschöpfend gilt. suchte Abwehr der drohenden Gefahr, daß
Nicht aber nur zu höchstem Erkennen das Staffeleibild als eine Kunstform, welche
soll der Künstler erzogen werden, nicht nur der Zeitkonzeption nicht mehr entspricht,
zu stillem, eindringenden, gesammelten Ge- allmählich an Boden verliert. Nur wenn es
nießen das Publikum. Es soll auch durch gelingen wird, das Rahmenbild (in seiner
die organisch durchgeführte Einheit der Bild- Art) wieder wie einst das Fresko in architek-
einfügung in die Wand, welche stets voll- tonischen Zusammenhang zu bringen, nur
ständig dem Raum sich anpaßt, durch die in dann ist auf das fernere Blühen dieser
einem Raum stets gleichartig gelöste Rahmen- Kunstart zu hoffen.

Umfassung endlich einmal dargetan werden, Eine ernste, arbeitvolle Tätigkeit entrollt

daß es nicht genügt, für ein Bild, welches man die Ausstellung der Betrachtung. Gereift in

erwirbt, einfach einen Nagel mehr in die Wand Anschauung und Können bieten die Künstler

seines Salons einzuschlagen, in vollkommener der Secession diesmal ein gut Stück Errun-

WALTER LEISTIKOW ABEND, .MOTIV AUS DÄNEMARK (189G)

Die Kunst för Alle XVIII. 353 45
 
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