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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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Freiherr von Bingen, Detlav: Anleitung zur praktischen Darstellung und Ausführung heraldischer Ornamente für das gesammte Kunstgewerbe, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0059

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Schwerter, Fahnen, Gewehre, selbst Aanonenläufe u. s. w.)
als Staffage neben und hinter dem Schilde anordneten,
hierher gehören auch die Päpstlichen Schlüssel, welche
sich hinter dem (mit dem betreffenden Familienwappen
vereinigten) päpstl. Wappen kreuzen, und die Bischofs-
stäbe hinter dem bischöff. Wappen.

Zuweilen brauchten auch früher einzelne Familien-
Zweige zum Unterschied gewisse Beizeichen innerhalb des
Wappens. (Bei der pelmzier kommen wir hierauf noch
einmal zurück.) So galten, als noch streng auf adliches
Wesen gesehen wurde, die Schräglinksbalken als Zeichen
der Bastarde; vielfach legten jüngere Zweige einen
„schwebenden Turnierkragen" über ihr Feld, um sich dadurch
kenntlich zu machen (namentlich in Frankreich), oder sie
veränderten sonst einen Theil des Wappenbildes, wie die
v. Boß in Wecklenburg den Fuchs theils mit hängender,
theils mit aufgerichteter Ruthe führen, oder man brachte,
wie namentlich in Spanien, Veränderungen an der Bordüre
an. Zn Frankreich zeichnet sich der Adel Napoleons I.
durch ein rothes Freiviertel mit einem Schwert darin aus,
der bretagnifche Adel führt ein Permelinhaupt und der
niedere Adel ein solches mit Sternen besäet. Besonderen
Werth legt man noch heute in England auf die Beizeichen,
durch die man ersieht, der wievielste Sohn eines Lords,
und weiter der wievielste Sohn von diesem wieder Ze-
mand ist.

5. Pelm, Krone, pelmzier und Decken.

Zu einem vollständigen Wappen gehören, außer dem
Schild, noch der Pelm, mit der Pelm zier („Aleinod")
und den pelmdecken, die Aronen; bei einigen noch
Schildhalter und Devisen.

Bon dem Gebrauch, den Schild und den darüber ge-
stülpten Pelm nach beendetem Aampf an die Wand zu
hängen, mag es sich wohl herschreiben, bei gemalten und
bei plastischen Wappen den letzteren mit ersterem zu ver-
binden. Die Sitte, oder vielmehr Unsitte aber, zwischen
beide eine Arone anzubringen, ist eine geschmacklose Er-
findung des vorigen Zahrhunderts, die wir aber leider als
zu Recht bestehend anerkennen und wenigstens da beibe-

halten müssen, wo Diplome mit Zeichnungen vorliegen.
Die Aronen allein auf den Schild zu setzen, war übrigens
schon im (5. Zahrhundert üblich, und ist nicht verwerflich;
nur eins ist von jeher dabei versehen und durch den Usus
in der Ausführung als richtig angenommen worden, was
entschieden falsch ist, — dies ist die mit dem Schild in gar
keinem Verhältniß stehende Größe derselben. Vb gegen
diesen einmal fest eingewurzelten Gebrauch mit Erfolg
anzukämpfen sein wird, ist freilich fraglich, aber es lohnt
der Versuch vom künstlerischen Standpunkt aus. Diese
Aronen heißen Rangkronen, weil sie durch ihre ver-
schiedene Gestalt den Rang des Wappenträgers andeuteten.
Auch sie haben im Laufe der Jahrhunderte eine ganze
Reihe von Veränderungen erfahren, die vom Zeitgeschmack
abhängig war und von denen ich einige Beispiele hier
folgen lasse.

Fig. s n

Die gothische, wie die Arone der Renaissance, be-
standen nur aus Blattwerk, Fig. 60, erst im (8. Jahr-
hundert traten, Fig. 6f, die Perlen hinzu und heutzutage
bestehen sie nur aus solchen. Während Anfangs sich alle
Rangstufen des Adels derselben Form bedienten, entstand
in: 1(7. Zahrhundert der Gebrauch durch reicheren Blätter-
schnruck und dann durch die Zahlen der perlen den Rang
anzuzeigen. Zuerst führte, eingedenk der mehrfachen
Zwischenphasen, der Adel 3 perlen, Freiherren 5, Grafen 7.
Zn unserem Zahrhundert, das sich durch Anbescheidenheit
im Geschmack und durch willkürliches Gebühren auszeichnet,
erhöhte sich die Zahl der Perlen je um 2 und in aller-
neuester Zeit werden von Gürtlern, Graveuren, polz-
schneidern, Stickerinnen und wer sonst Aronen anfertigt,
 
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