Kleinkunst auf der Münchener Kunstausstellung.
Innenseite offen steht. Zeitlich rechts und links sind kleine
drehbare Depositorien in Eisen angebracht zur Nieder-
legung einer brennenden Tigarre, Federn u. dergl.,
während die zur Aufnahme von je drei Kerzen be-
stimmten Wandleuchter rechts und links zur Beleuch-
tung des Arbeitstisches dienen*). Die ganze Rückseite
endlich ist eingenommen durch einen Mappenkasten
größter Dimension, in dein die Mappen auf Rollen
laufen. Darüber weitere Abtheilungen zur Unter-
bringung von Rollen (Plakatsammlung). Mappen-
behälter sowohl wie Rollenbehälter, ebenso der große
Kupferstichkasten öffnen sich nach zwei Zeiten." In der
Ausstellung konnten die
Möbel, welche für einen
ganz bestimmten Raum
gedacht sind, leider nicht
in der gleichen Meise
gruppirt werden, wie
dies mit ©rt ihrer Be-
stimmung der Fall fein
wird.
Gothischen, dempolz
angepaßten Eonstruc-
tionsprincipien folgen
auch die Möbel von
©. Fritzsche, sowie
ein Tischchen von Kie-
fer und Deeg, das
sehr nett Nähtisch und
Zchreibtisch miteinander
vereinigt. (Abb. p)
Trotz der constructiven
Anklänge an die Gothik
ist es doch eine durch-
aus moderne Arbeit,
bei der man das be-
friedigende Gefühl soli-
der, dauerhafter Arbeit
empfängt; ein solches
Stück ist sich immer selbst genug, es fühlt sich in
seiner bewußten Selbständigkeit überall an: Platze,
es verträgt sich mit irgend welchen anderen Dingen
so gut, wie mit dem dabei stehenden Sopha von
A. Bertsch, dessen terracottarother Grund so reiz-
voll mit gelbgrünen Lineamenten verziert ist. Wenn
diese Maschinennähtechnik keinen massigen Schmuck
zu leisten vermag, so hat sie vollkommen recht,
wenn sie sich init einfachen Linien begnügt und nur
durch die Dichtigkeit und die Führung der Linien
den für sie bezeichnenden Stilcharakter schafft.
') Diese bei Anfertigung der Abbildung 6 noch nicht an-
gebrachten Beschläge folgen in nächster Nummer.
Noch in höherem Maaß als die zuerst be-
sprochenen Möbel trägt das Buffet von Rich.
Riemerfchmid (ausgeführt von Menzel Till)
ein durchaus modernes Gepräge. Schon die Ver-
wendung des so schönen, aber heutzutage ziemlich
selten gewordeneit Eibenholzes spricht eigenartig
an; dazu kommen die — für polz durchaus bezeich-
nenden — zierlichen, dünnen Säulchen und die Eisen-
beschläge. Mancher moderne Salonnrensch wird sich
freilich bekreuzigen, wenil er an einen: Möbel ein
solch geineines Material wie das Eisen angebracht
sieht, wo man doch heutzutage so leicht sich blitzblanke
Messing- oder vernickelte
Beschläge verschaffen
kann; im pinblick auf
die Möglichkeit des Rö-
stens und die Schwierig-
keit des Reinhaltens
hätte er auch nicht so
ganz Unrecht, wenn uns
nicht die Ehemie Mittel
an die pand gegeben
hätte, die das Eisen
gegen Rost schützen, ohne
dessen charakteristisches
Aussehen zu beeinträch-
tigen. Der Linienzug
dieser unverhülltenThür-
bänder veranschaulicht
trefflich das Tonstruc-
tionsprincip des Auf-
Hängens der Thürflügel
an den oberen Kloben;
dabei ist das Schlüssel-
loch des Thürchens ge-
schickt in ein Band hinein-
geschmuggelt. Die An-
bringung glatter Thür-
chen, wie dies unter Ver-
meidung von Rahmen und gesteinmter Füllung ein
solcher Beschlag voraussetzen muß, kann allerdings
nur dann allen Anforderungen der Solidität ent-
sprechen, wenn das polz zu arbeiten aufgehört hat,
da sonst entweder Werfen oder Schwinden und damit
ein mangelhafter Thürverschluß und unschönes Aus-
sehen die unausbleibliche Folge sein müßte. (Abb. 5.)
Völlig aus dem Boden des von den Engländern
mit Vorliebe gepflegten, nackten Eonstructionsprincips
des Polzes — dünnes, dein soliden Material ent-
sprechendes Stabwerk, glattes, polirtes, einfach gefügtes
Bretterwerk — stehen die von L. Bernheimer
ausgestellten (englischen) Möbel und ein Notenkästchen
von Frl. Linda Kögel, das von A. pössen-
20. Schmuckschale und Siegelstock von Th. v. Gosen.
Innenseite offen steht. Zeitlich rechts und links sind kleine
drehbare Depositorien in Eisen angebracht zur Nieder-
legung einer brennenden Tigarre, Federn u. dergl.,
während die zur Aufnahme von je drei Kerzen be-
stimmten Wandleuchter rechts und links zur Beleuch-
tung des Arbeitstisches dienen*). Die ganze Rückseite
endlich ist eingenommen durch einen Mappenkasten
größter Dimension, in dein die Mappen auf Rollen
laufen. Darüber weitere Abtheilungen zur Unter-
bringung von Rollen (Plakatsammlung). Mappen-
behälter sowohl wie Rollenbehälter, ebenso der große
Kupferstichkasten öffnen sich nach zwei Zeiten." In der
Ausstellung konnten die
Möbel, welche für einen
ganz bestimmten Raum
gedacht sind, leider nicht
in der gleichen Meise
gruppirt werden, wie
dies mit ©rt ihrer Be-
stimmung der Fall fein
wird.
Gothischen, dempolz
angepaßten Eonstruc-
tionsprincipien folgen
auch die Möbel von
©. Fritzsche, sowie
ein Tischchen von Kie-
fer und Deeg, das
sehr nett Nähtisch und
Zchreibtisch miteinander
vereinigt. (Abb. p)
Trotz der constructiven
Anklänge an die Gothik
ist es doch eine durch-
aus moderne Arbeit,
bei der man das be-
friedigende Gefühl soli-
der, dauerhafter Arbeit
empfängt; ein solches
Stück ist sich immer selbst genug, es fühlt sich in
seiner bewußten Selbständigkeit überall an: Platze,
es verträgt sich mit irgend welchen anderen Dingen
so gut, wie mit dem dabei stehenden Sopha von
A. Bertsch, dessen terracottarother Grund so reiz-
voll mit gelbgrünen Lineamenten verziert ist. Wenn
diese Maschinennähtechnik keinen massigen Schmuck
zu leisten vermag, so hat sie vollkommen recht,
wenn sie sich init einfachen Linien begnügt und nur
durch die Dichtigkeit und die Führung der Linien
den für sie bezeichnenden Stilcharakter schafft.
') Diese bei Anfertigung der Abbildung 6 noch nicht an-
gebrachten Beschläge folgen in nächster Nummer.
Noch in höherem Maaß als die zuerst be-
sprochenen Möbel trägt das Buffet von Rich.
Riemerfchmid (ausgeführt von Menzel Till)
ein durchaus modernes Gepräge. Schon die Ver-
wendung des so schönen, aber heutzutage ziemlich
selten gewordeneit Eibenholzes spricht eigenartig
an; dazu kommen die — für polz durchaus bezeich-
nenden — zierlichen, dünnen Säulchen und die Eisen-
beschläge. Mancher moderne Salonnrensch wird sich
freilich bekreuzigen, wenil er an einen: Möbel ein
solch geineines Material wie das Eisen angebracht
sieht, wo man doch heutzutage so leicht sich blitzblanke
Messing- oder vernickelte
Beschläge verschaffen
kann; im pinblick auf
die Möglichkeit des Rö-
stens und die Schwierig-
keit des Reinhaltens
hätte er auch nicht so
ganz Unrecht, wenn uns
nicht die Ehemie Mittel
an die pand gegeben
hätte, die das Eisen
gegen Rost schützen, ohne
dessen charakteristisches
Aussehen zu beeinträch-
tigen. Der Linienzug
dieser unverhülltenThür-
bänder veranschaulicht
trefflich das Tonstruc-
tionsprincip des Auf-
Hängens der Thürflügel
an den oberen Kloben;
dabei ist das Schlüssel-
loch des Thürchens ge-
schickt in ein Band hinein-
geschmuggelt. Die An-
bringung glatter Thür-
chen, wie dies unter Ver-
meidung von Rahmen und gesteinmter Füllung ein
solcher Beschlag voraussetzen muß, kann allerdings
nur dann allen Anforderungen der Solidität ent-
sprechen, wenn das polz zu arbeiten aufgehört hat,
da sonst entweder Werfen oder Schwinden und damit
ein mangelhafter Thürverschluß und unschönes Aus-
sehen die unausbleibliche Folge sein müßte. (Abb. 5.)
Völlig aus dem Boden des von den Engländern
mit Vorliebe gepflegten, nackten Eonstructionsprincips
des Polzes — dünnes, dein soliden Material ent-
sprechendes Stabwerk, glattes, polirtes, einfach gefügtes
Bretterwerk — stehen die von L. Bernheimer
ausgestellten (englischen) Möbel und ein Notenkästchen
von Frl. Linda Kögel, das von A. pössen-
20. Schmuckschale und Siegelstock von Th. v. Gosen.