Kleinkunst auf der Münchener Kunstausstellung.
erfreuen; es erklärt sich dies zum Theil auch aus
dem Umstand, daß man es hierbei mit einfachen,
leicht verständlichen Techniken zu thuu hat. Die
Zahl der Schmiedeisenarbeiten ist indessen nicht so
beträchtlich, als man hätte erwarten können; aber es
sind durchweg sehr charaktervolle Arbeiten. U)ohl das
hervorragendste auf diesen: Gebiet sind die Beschläge
an Gbrist's Truhe. (Abb. \o—(5.) Mbrist hat sich
in: Bereich des Aunstgewerbes bisher hauptsächlich
durch seine Stickereien bekaitnt genracht, von denen
später noch die Rede sein wird; hat er schon dort
gezeigt, wie sehr er in den Geist der pflanzen-
formen eingedrungen ist uitd wie er die Naturform
fest im Zügel der ge-
wählten Technik hält,
so beweist er auch
an den Beschlägen zu
seiner Truhe, daß er
sehr wohl versteht,
die natürlichen Ge-
bilde der Technik und
dem Zweck unterzu-
ordnen. Diese Be-
schläge erfüllen ihren
Zweck so vollkommen
und sie reden dabei
die rauhe Sprache des
Schmiedeisens so deut-
lich wie irgendwelche
alten Arbeiten. Frei
lich war solches Re-
sultat nur zu er-
reichen, wenn eine so
tüchtige Werkstatt wie
jene von R. Airsch
die Ausführung nach Gbrist's Modellen in die Hand
nahm. - Die übrigen Schmiedearbeiten bestehen -
von den Beschlägen an den Möbeln von Berlepsch
und Riemerschmid abgesehen — nur aus einigen
Leuchtern und anderem Aleingeräthe. Berlepsch selbst
hat mehrere Stand- und Wandleuchter gebracht, die
manche guten Elemente enthalten, aber nicht alle in
gleichem Maaße geglückt sind. (Abb. J6.) Zn hohem
Grade befriedigen dagegen die naturalistisch behan-
delten Schmiedeleuchter von Gtto Eckmann') (Abb.
f8—lsi); einzelne Theile, besonders Blüthenblätter
sind in Bewegung der Blattränder ganz unübertreff-
lich wiedergegeben. Der etwas große Maaßstab wirkt
ini Anfang verblüffend; die Stücke würden aber auch
in kleinerer Ausgabe nichts an Schönheit einbüßen.
Daß Eckmann das Eisen auch zierlich zu behandeln
i) Ausgeführt von Zimmermann & Lie.
versteht, beweist er init dem leicht geschmiedeten
Dreifuß eines kleinen cylindrischen Blumengefäßes.
(Abb. f7.)
Messing und Bronze sind aus ihrem bis-
herigen Machtbereich im Aunsthandwerk fast ganz
verdrängt; ersteres ist gar nicht, letzteres nur in
wenigen — allerdings sehr beachtenswerthen Bei-
spielen der Aleinplastik des Auslandes vertreten.
5o brachte Tara bin neben Holzschnitzereien einige
niedliche Tänzerinnen, Nocq eine Gürtelschnalle
und eine (fußlose) Nkuschelschaale, Vallgren eine
hockende Statuette („Verzweiflung") und eine Vase
(„Schmerz"); in der letzteren, deren Henkel von einer
gramgebeugten weib-
lichen Gestalt gebildet
ist, wird ein phan-
tasiereicher Geist viel-
leicht einen Wider-
schein des in der Fi-
gur ausgesprochenen
Schmerzes erkennen.
Mehrere Bronzen
brachte dann G.
Morren, zunächst
ein Schreibzeug aus
Bronze, dessen Gestalt
in der Hauptsache aus
Zusammenfügung
einiger dünner Brett-
chen entstanden zu sein
scheint; über dem
für Niederlegung der
Feder bestimmten
Theil liegt nun ein
an sich sehr nettes
weibliches Wesen, das sich mit Armen und Aopf so
zwischen die Einsatzlöcher der Gefäße drängt, daß der
Gebrauch des Geräthes als Schreibzeug zum mindesten
erschwert, wenn nicht vereitelt wird. Ein Siegelstock
Morren's stellt einen nackten Anaben dar, dessen tief
nach unten gebeugter Rücken eine treffliche handhabe
bildet; für ältere Tanten hat der Aünstler eine zweite
Ausgabe dieses Motivs veranstaltet, bei welcher der-
selbe Zunge fein säuberlich seine Blößen verhüllt.
Einen bronzenen Siegelstock, der vielleicht etwas
weniger handlich, aber um so gefälliger ist, stellte
v. Gosen aus; noch zierlicher ist dessen von einem
nackten weiblichen Figürchen getragene Schmuckschale
(Muschel; s. Abb. 20).
Das Zinn hat sich in den letzten Zähren da-
durch, daß sich bedeutende Aünstler, besonders in
Paris, seiner annahmen, eine Stellung errungen, die
dem lange über die Schulter angesehenen Material
Zinngcfäße von Aarl Groß, München.
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erfreuen; es erklärt sich dies zum Theil auch aus
dem Umstand, daß man es hierbei mit einfachen,
leicht verständlichen Techniken zu thuu hat. Die
Zahl der Schmiedeisenarbeiten ist indessen nicht so
beträchtlich, als man hätte erwarten können; aber es
sind durchweg sehr charaktervolle Arbeiten. U)ohl das
hervorragendste auf diesen: Gebiet sind die Beschläge
an Gbrist's Truhe. (Abb. \o—(5.) Mbrist hat sich
in: Bereich des Aunstgewerbes bisher hauptsächlich
durch seine Stickereien bekaitnt genracht, von denen
später noch die Rede sein wird; hat er schon dort
gezeigt, wie sehr er in den Geist der pflanzen-
formen eingedrungen ist uitd wie er die Naturform
fest im Zügel der ge-
wählten Technik hält,
so beweist er auch
an den Beschlägen zu
seiner Truhe, daß er
sehr wohl versteht,
die natürlichen Ge-
bilde der Technik und
dem Zweck unterzu-
ordnen. Diese Be-
schläge erfüllen ihren
Zweck so vollkommen
und sie reden dabei
die rauhe Sprache des
Schmiedeisens so deut-
lich wie irgendwelche
alten Arbeiten. Frei
lich war solches Re-
sultat nur zu er-
reichen, wenn eine so
tüchtige Werkstatt wie
jene von R. Airsch
die Ausführung nach Gbrist's Modellen in die Hand
nahm. - Die übrigen Schmiedearbeiten bestehen -
von den Beschlägen an den Möbeln von Berlepsch
und Riemerschmid abgesehen — nur aus einigen
Leuchtern und anderem Aleingeräthe. Berlepsch selbst
hat mehrere Stand- und Wandleuchter gebracht, die
manche guten Elemente enthalten, aber nicht alle in
gleichem Maaße geglückt sind. (Abb. J6.) Zn hohem
Grade befriedigen dagegen die naturalistisch behan-
delten Schmiedeleuchter von Gtto Eckmann') (Abb.
f8—lsi); einzelne Theile, besonders Blüthenblätter
sind in Bewegung der Blattränder ganz unübertreff-
lich wiedergegeben. Der etwas große Maaßstab wirkt
ini Anfang verblüffend; die Stücke würden aber auch
in kleinerer Ausgabe nichts an Schönheit einbüßen.
Daß Eckmann das Eisen auch zierlich zu behandeln
i) Ausgeführt von Zimmermann & Lie.
versteht, beweist er init dem leicht geschmiedeten
Dreifuß eines kleinen cylindrischen Blumengefäßes.
(Abb. f7.)
Messing und Bronze sind aus ihrem bis-
herigen Machtbereich im Aunsthandwerk fast ganz
verdrängt; ersteres ist gar nicht, letzteres nur in
wenigen — allerdings sehr beachtenswerthen Bei-
spielen der Aleinplastik des Auslandes vertreten.
5o brachte Tara bin neben Holzschnitzereien einige
niedliche Tänzerinnen, Nocq eine Gürtelschnalle
und eine (fußlose) Nkuschelschaale, Vallgren eine
hockende Statuette („Verzweiflung") und eine Vase
(„Schmerz"); in der letzteren, deren Henkel von einer
gramgebeugten weib-
lichen Gestalt gebildet
ist, wird ein phan-
tasiereicher Geist viel-
leicht einen Wider-
schein des in der Fi-
gur ausgesprochenen
Schmerzes erkennen.
Mehrere Bronzen
brachte dann G.
Morren, zunächst
ein Schreibzeug aus
Bronze, dessen Gestalt
in der Hauptsache aus
Zusammenfügung
einiger dünner Brett-
chen entstanden zu sein
scheint; über dem
für Niederlegung der
Feder bestimmten
Theil liegt nun ein
an sich sehr nettes
weibliches Wesen, das sich mit Armen und Aopf so
zwischen die Einsatzlöcher der Gefäße drängt, daß der
Gebrauch des Geräthes als Schreibzeug zum mindesten
erschwert, wenn nicht vereitelt wird. Ein Siegelstock
Morren's stellt einen nackten Anaben dar, dessen tief
nach unten gebeugter Rücken eine treffliche handhabe
bildet; für ältere Tanten hat der Aünstler eine zweite
Ausgabe dieses Motivs veranstaltet, bei welcher der-
selbe Zunge fein säuberlich seine Blößen verhüllt.
Einen bronzenen Siegelstock, der vielleicht etwas
weniger handlich, aber um so gefälliger ist, stellte
v. Gosen aus; noch zierlicher ist dessen von einem
nackten weiblichen Figürchen getragene Schmuckschale
(Muschel; s. Abb. 20).
Das Zinn hat sich in den letzten Zähren da-
durch, daß sich bedeutende Aünstler, besonders in
Paris, seiner annahmen, eine Stellung errungen, die
dem lange über die Schulter angesehenen Material
Zinngcfäße von Aarl Groß, München.
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