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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Vom Büchermarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0048

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Dom Büchermarkt.

nackten männlichen Figuren lassen jenes Etwas ver-
missen, das den menschlichen Körper an sich schon
über einen gut studirten Act hinaushebt und ihn
zum Ausdrucksmittel einer monumentalen Stimmmig
macht. IDo ein Zug von übermenschlicher Größe ein
Blatt durchweht, wie bei dein hier wiedergegebenen
„ Eine Vision " (Abb. q-O), da drängen unwillkürlich Er-
innerungen an Alichelangelo sich auf. Den geschlossen- :
sten Eindruck machen jene Zeichnungen, die nicht durch
das Thema die höchsten Ansprüche herausfordern,

schneiders zu sehen gewohnt ist, dieser auch hier sich
finden? Der vorliegende Fall ist ein neuer Beitrag zu
dem leider noch nicht gründlich und scharf genug be-
leuchteten Tapitel des künstlerischen Zwischenhandels,
der gerade auf den Gebieten des Kunstgewerbes und
der Kunstindustrie in neuerer Zeit so schlimine Aliß-
bräuche gezeitigt hat. Alan sollte wahrlich keine
Gelegenheit vorübergehen lassen, gegen solche ge-
schäftliche Auswüchse anzukämpfen und die Alahnung
Walter Trane's zu verbreiten: „Gleichgültig ob ent-

wie ^2.

42. Sdjmtebeiferner wanbarm.

(UIIgef. J/4 der wirk!. Größe.)

die einfachen, durch einen
glücklichen Gedanken fesseln-
den Allegorien, wie „das
Gefühl der Abhängigkeit",

„der Gedanke an das Un-
endliche".

Der Kunstdruck der
Holzschnitte ist mit bestem
Erfolg auf feinem japa-
nischen Papier ausgeführt,
das dann auf starke Tar-
tons lose aufgeklebt ist. Da-
durch ist eine weiche, da-
bei doch satte und klare
Wirkung erzielt. Die Holz-
schnitte selbst sind vorzüg-
lich. Alan darf wohl sagen, daß die Zeichnungen
durch den Holzschnitt gegenüber den Griginalcartons
an Charakter gewonnen haben. Um so befremd-
licher muß es erscheinen, daß die Namen der Holz-
schneider auf den Blättern nicht angegeben sind, son-
dern nur die Firmen-Bezeichnung „J. J. Weber 3t. A."
in die Stöcke eingeschnitten ist. I. I. Weber ist uns
als Inhaber einer Verlagsbuchhandlung und einer
xylographischen Anstalt, nicht aber als Holzschneider
bekannt. Könnte der Vermerk der „Firma" nicht an
passender Stelle des Tartons aufgedruckt fein, im Holz-
schnitt selbst aber da, wo man den Namen des Holz-

43. Gothischer Lüster ans Sdjmiebcifen;
ein ft in bcr L. A. Riebiugcr'schen Sammlung.

(Ungef. '/4 bcr wirk!. Größe.)

werfender Künstler oder
ausführender Handwerker,
dem eigentlichen Arbeiter
als solchem muß unbedingt
fein Theil persönlicher An-
erkennung werden. Wir
dürfen uns fürderhin nicht
länger mit der nichts-
sagenden und doch all-
gebräuchlichen Bezeichnung
,Eigenthum und Aluster-
fchutz von So und So & To?
zufrieden geben, der wir
heutigen Tages ausschließ-
lich in unseren Gewerbe-
Ausstellungen begegnen,
jeder Kunstschöpfung sollen vor Allem
derjenigen stehen, die allein Talent,

sondern ach
die Namen

Können und Fleiß aufboten, um jenes Etwas uns
so formvollendet vor Augen zu führen." (Die Forde-
rungen der decorativen Kunst. S. 9 s—92-) Wuß
cs nicht wie ein Hohn auf diese Sätze erscheinen, wenn
wir auf einer Reihe von Holzschnitten, die unter der
stolzen Aufschrift „Aleisterwerke der Holzschneidekunst"
herausgegeben werden, statt der Namen der „Nkeister
der Holzschneidekunst" den Namen des geschäftlichen
Leiters einer Verlagsanstalt eingeschnitten finden?

R. St.

verantw. Heb.: Prof. £. Gmelin. — Herausgegeben vom Bayer. Aunstgewerbe-verein. — Druck unb Verlag von H. ©Ibenbourg, München.
 
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