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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Haushofer, M.: Mäcenatenthum - Liebhaberthum - Protzenthum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0055

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Mäcenatenthum — Liebhaberthum — Protzenthum.

Jene gesellschaftlichen Kreise, die wohl Liebe zur
Kunst, aber nicht die nöthigen Kuttel zur w
Förderung der hohen Kunst haben, sin
sehr ausgedehnt. Jeder, der wirklich aus Büduntz
Anspruch macht, weiß,
daß auch die Bildung
des Geschmacks und die
Antheilnahme am künst-
lerischenLeben derNation
mit zur Bildung gehört,
und gestaltet sein Genuß'
leben nach diesen: Ge-
sichtspunkte. Wenn auch
der Erwerb von eigent-
lichen Kunstwerken für
die weitesten Kreise des
Liebhaberthums aus
finanziellen Gründen un-
möglich ist, hat doch die
Gegenwart Kuttel und
Wege genug, um auch
hier eine Antheilnahine
an: Kunstleben zu ge-
statten. wer sich keine ^

stilvollen Paläste, keine
btasfeleibilder undSkulp-

turen kaufen kann, ver- .

wag doch in Ausstellungen und Theater ^zu ge ^ ,
Bücher und Photographien zu kaufen, Datglle vo
Kunstvereinen zu sein, künstlerisch anregen e ^

Zu machen. Er vermag vor Allem der nur : .e
Kunstleistung jene
begeisternde Aner-
kennung zu zollen,
die sie braucht und
verdient.

Weil die (Opfer,
die das Liebhaber-
thun: der Kunst
darbringt, gering-
fügigere sind und
sich an das Genuß-
leben des Tages
anschließen, wer-
den sienichtso über-
legt, wie jene des
Kläcenatenth

-r>

nims.

52. Blumentöpfe, nach Entwurf non lf. Kellner in Kupfer getrieben
von L. w in h a rt.

(Gesetzlich geschützt.)

Das führt dazu, daß das Liebhaberthun: m Hst
Grade voit wechselnden Aeitströmungen un ^
launen sich beeinflussen läßt. Aber das Liebha er
löst sich doch aus der großen Klaffe des P1' 1 U ,
dadurch los, daß es sich iticht blos von: P>.^r en rw
leiten läßt, sondern seine selbständigen künstlerts

Anschauungen haben und vertreten will. Der Lieb-
haber sammelt und sucht; und weil er das nicht
ganz ohne Verständniß thut, geliitgt es ihm oft ge-
nug, für kleine (Opfer wirklich Gutes zu erwerben,

das vom Schicksal in
den Wirbeln des Welt-
marktes an irgend eine
entlegene Stätte hinge-
führt worden ist. So
vermag das Liebhaber-
thum Klanches zu retten,
was sonst verloreit ginge,
manchen verstaubten und
verrosteten Schatz aus
dem Wüste der Trödel-
waare zu heben und
ihn: wieder einen ge-
bührenden Platz zu ge-
ben. Dieses Retten und
Verjüngen halbver-
lorener Kunstschätze ist
eii: schöner und frucht-
bringender Zug des
Liebhaberthums; eine
Thätigkeit, die oft nach
Klenfchenaltern zu ver-
güten vermag, was einst
unverständige Barbarei gesündigt hatte.

Die Grenze zwischen den: Liebhaberthums und
den: Kläcenatenthume ist schwer festzustellen. Es
giebt Kunstfreunde, welche selbst die Kuttel zum

Kfläcenatenthum
hätten, denen aber
die harmonische
Ausbildung des
Geschmacks fehlt.
Wir finde:: unter
den Spitzen der
Gesellschaft Klan-
che, die sich für
berufene Gönner
und Förderer der
Kunst halten, aber
durch eine gewisse
Eiitseitigkeit ihre
schönen Bestrebun-
gen an der Vollcn-
dung hindern. Es giebt tiicht blos eine Kunst, sondern
eii:e Reihe von Künsten; iticht blos eilte hohe Kunst,
sondern auch eine die liebendste Förderung verdienende
Kleinkunst; nicht blos eine Richtung, sondern mancherlei
berechtigte Richtungen. Wer dieser Vielheit der Künste
und der künstlerischen Richtungen nicht Rechnung

Knpferplatte, entworfen von Maler Rickelt,
ausgeführt von Win hart.

(Gesetzlich geschützt.)

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