Mäcenatenthum — Liebhaberthum — Protzenthum.
21Tcm spricht auch von einem Protzen thume
in der Aunst und versteht darunter jenen Theil des
Publikums, welcher zwar die 2lnttel besäße, um die
Aunst nach jeder Richtung hin zu fördern, aber nicht
den nöthigen Geschmack, auch nicht einmal die innere
Neigung. Das Protzenthum betheiligt sich auch am
künstlerischen Leben der Nation; aber nur weil das
Mode ist, und weil man die Mittel dazu hat und
damit glänzen kann. Der Aunstsinn des Protzen-
thums ist eitel Renommage. Man hat ein von
einem verständigen Architekten erbautes paus —
aber man könnte gerade so gut in einer vergol
deten Aaserne wohnen. Man besitzt Zimmer in
Gothik und Renaissance, tit Barok- und Zopfstil,
japanische und neu-
englische Prachtstücke.
Aber warum diese
Stühle in dieses Zim-
mer, jener Spiegel in
jenes Aabinet, jener
Aamin in jene Palle
gehört: davon hat man
keine Idee. Man kauft
und kauft: Bilder und
Statuetten, Basen und
Tafelaufsätze, alte
Truhen und neue Aron-
leuchter. Man kauft
sogar meistens nichts
Schlechtes, weil man
seine künstlerisch ge-
bildeten Berather hat,
weil inan eine gute 5^. Entw. von Th.Th.Heine,
Aundschast aus dem Ausführung v. S. Iagemann.
Auustmarkte ist und
deshalb wenigstens von den reellen pändlern gut
bedient wird. Nur wenn man ganz allein auf den
eigenen Geschmack angewiesen ist: dann fällt man
meistens furchtbar herein.
Die Aunst muß mit dem protzenthume rechnen.
Die ZTtäcene sind zu wenig; die Liebhaber können
nicht genug aufwenden. Das protzenthuin aber ist
zahlungsfähig. And es ist für die Entwickelung der
Aunst ein gewaltiger Faktor, der nur gut geleitet
werden muß, um auch wirklich Gutes zu stiften.
Und das Protzenthum läßt sich ja leiten, weil es
sich meist seiner eigenen Geschmacklosigkeit und künst-
lerischen Unbildung zu wohl bewußt ist.
Tine Gefahr, welche die Opfer, die das Protzen-
thum der Aunst zu bringen gewillt ist, häufig ver-
puffen läßt, liegt in den gesellschaftlichen Schmarotzern,
die sich nur zu gern an das protzenthuin heften und
sich ihm auch als künstlerische Berather aufdrängen.
trägt, bleibt in: Liebhaberthum stecken, statt sich zum
Mäcenatenthum emporzuschwingen. Der stilvollste
Palast bleibt eben ein leeres Gehäuse, wenn nicht
volles Aunstverständniß auch feine Innenwände mit
Werken der Plastik und Malerei, seine Zimmer mit
einem reichen und geschmackvollen Mobiliar, seine
Tische mit Schöpfungen zierlicher Aleinkunst, seinen
Bibliotheksaal mit guten Büchern geschmückt hat.
Das Liebhaberthum bleibt lückenhaft; das Mäcenaten-
thum steht über der Mode und über der Laune; es
führt die künstlerischen Bestrebungen seiner Zeit; aber
nur mit Gerechtigkeit nach allen Seiten.
52. Ständer, Kanne und Blumentopf. Entwürfe von Perm.
Kellner, in Kupfer getrieben von Ign. N? in hart.
(Gesetzlich geschützt.)
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21Tcm spricht auch von einem Protzen thume
in der Aunst und versteht darunter jenen Theil des
Publikums, welcher zwar die 2lnttel besäße, um die
Aunst nach jeder Richtung hin zu fördern, aber nicht
den nöthigen Geschmack, auch nicht einmal die innere
Neigung. Das Protzenthum betheiligt sich auch am
künstlerischen Leben der Nation; aber nur weil das
Mode ist, und weil man die Mittel dazu hat und
damit glänzen kann. Der Aunstsinn des Protzen-
thums ist eitel Renommage. Man hat ein von
einem verständigen Architekten erbautes paus —
aber man könnte gerade so gut in einer vergol
deten Aaserne wohnen. Man besitzt Zimmer in
Gothik und Renaissance, tit Barok- und Zopfstil,
japanische und neu-
englische Prachtstücke.
Aber warum diese
Stühle in dieses Zim-
mer, jener Spiegel in
jenes Aabinet, jener
Aamin in jene Palle
gehört: davon hat man
keine Idee. Man kauft
und kauft: Bilder und
Statuetten, Basen und
Tafelaufsätze, alte
Truhen und neue Aron-
leuchter. Man kauft
sogar meistens nichts
Schlechtes, weil man
seine künstlerisch ge-
bildeten Berather hat,
weil inan eine gute 5^. Entw. von Th.Th.Heine,
Aundschast aus dem Ausführung v. S. Iagemann.
Auustmarkte ist und
deshalb wenigstens von den reellen pändlern gut
bedient wird. Nur wenn man ganz allein auf den
eigenen Geschmack angewiesen ist: dann fällt man
meistens furchtbar herein.
Die Aunst muß mit dem protzenthume rechnen.
Die ZTtäcene sind zu wenig; die Liebhaber können
nicht genug aufwenden. Das protzenthuin aber ist
zahlungsfähig. And es ist für die Entwickelung der
Aunst ein gewaltiger Faktor, der nur gut geleitet
werden muß, um auch wirklich Gutes zu stiften.
Und das Protzenthum läßt sich ja leiten, weil es
sich meist seiner eigenen Geschmacklosigkeit und künst-
lerischen Unbildung zu wohl bewußt ist.
Tine Gefahr, welche die Opfer, die das Protzen-
thum der Aunst zu bringen gewillt ist, häufig ver-
puffen läßt, liegt in den gesellschaftlichen Schmarotzern,
die sich nur zu gern an das protzenthuin heften und
sich ihm auch als künstlerische Berather aufdrängen.
trägt, bleibt in: Liebhaberthum stecken, statt sich zum
Mäcenatenthum emporzuschwingen. Der stilvollste
Palast bleibt eben ein leeres Gehäuse, wenn nicht
volles Aunstverständniß auch feine Innenwände mit
Werken der Plastik und Malerei, seine Zimmer mit
einem reichen und geschmackvollen Mobiliar, seine
Tische mit Schöpfungen zierlicher Aleinkunst, seinen
Bibliotheksaal mit guten Büchern geschmückt hat.
Das Liebhaberthum bleibt lückenhaft; das Mäcenaten-
thum steht über der Mode und über der Laune; es
führt die künstlerischen Bestrebungen seiner Zeit; aber
nur mit Gerechtigkeit nach allen Seiten.
52. Ständer, Kanne und Blumentopf. Entwürfe von Perm.
Kellner, in Kupfer getrieben von Ign. N? in hart.
(Gesetzlich geschützt.)
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