Kleinkunst auf der Münchener Kunstausstellung.
Einer Reihe durchaus moderner Dinge, für die
nrau vergeblich nach alten Vorbildern suchen wird,
begegnet man bei den Arbeiten von Vtto Lohr und
Ed. St ein i cf eil; selbst die Tassette (Abb. 6H u. 65),
ein Ehrengeschenk sür den einstigen Präsi-
denten des Münchener Journalisten- und
ächriftstellervereins, Archit. Z. v. 5 ch mä d el,
erinnert nur in der durch den Zweck ge-
gebenen Gesammterscheinung und allen-
falls in der Schloßform an Vorbilder aus
früherer Zeit; die Dekorirung des Leder-
belags (mit geschnittenem buntem Blumen-
muster), die glatteSilberfassung, die goldenen
8äume mit den Sinnbildern von wissen-
fchaft und Aunst aus den Schildchen, die
einfache und doch klare Symbolisirung des
genannten Vereins durch eine große auf
dem Deckel liegende Schreibfeder — das
Stiles sind mehr oder weniger moderne
(7>üge. Noch mehr tritt diese Richtung zu
Tage in den zahlreichen kleinen Aschen-
sehalen, Federnbehältern, Spielmarkenteller-
chen u. f. dse aus gelbem Blech bestehen und
durch gut gezeichnete, nur wenig herausgetriebene
Thier- und Pflanzen-
bildergeschmückt sind;
Verkupferung und an-
dereMetallfärbungen
werden gelegentlich
zu weiterer Belebung
herangezogen (Abb.
55—65). wird man
hierbei wohl an ja-
panische Vorbilder
erf. erinnert, so sind da-
gegen die Schmuck-
fachen von Lohr und Steinicken völlig originell: Am
das lästige Verfangen von Spitzen und ähnlichen
leichten Stoffen an den Brachen hintanzuhalten,
haben letztere einen glatten, geschlossenen Rand er-
halten, bald in Areis- oder herzform, bald mehr
bem Rechteck sich
nähernd, inner-
halb welcher in
durchbrochener
Arbeit, theilweise
auf Emailgrund
Zierliche Blümchen,
vierblättriger Alee
u» s. w. eingereiht sind, vergoldet oder ox^dirt, meist
durch kleine perlen und Steine belebt. Es konnte
bei diesem Tompositionsgrundsatz nicht vermieden
werden, daß die Gesammtform im Gegensatz zu
72. Siegelstock aus
Silber. Entworfen
von ITl. Nicolai,
ausgeführt von Hof-
juwelier p. Merk.
Broche (Silber); Entwurf
itt.lticolat, Ausführ. v. P. ttt
75. Silbernes Armband. Entworfen von Banamtinann k) och oder,
ausgeführt von hoffuwelier Merk.
dem gebräuchlichen Schmuck eine gewisse geometrische
Starrheit erhielt, die indessen durch Anhängung von
perlen und Steinen gemildert wurde (Abb. 66—7 s).
Unter den übrigen Schmucksachen lehnen sich
jene von Pros. Vr. p. F. Arell noch an
ältere Muster an, während die von Hof-
juwelier p. Merk und Bildhauer Tarl
Rothmüller entschieden bestrebt sind, nach
neuen wegen zu suchen. Merk (Abb. 72
bis 75) brachte eine goldene Halskette mit
roth emaillirten Diglydrablüthen, mehrere
Brachen, einige Siegelstöcke und silbermon-
tirte Steinschalen. Die Brachen bestehen
zumeist aus mehr oder weniger naturalisti-
schen Miniaturdarstellungen von pflanzen-
theilen (u. A. Mispel, Diglydra) in Gold
unter Beihülfe von Email, Perlen und
Steinen; um den Stücken eine geschlossenere
Form und namentlich auch der Nadel
festeren halt zu geben, sind die Aweiglein
mit kreis- oder andersformigen Reifen
hinterlegt oder mit Bändern durchschlungen.
Die Pflanzenformen bilden hier in ihrer anmuthigen
Bewegung und in ihrer zierlichen Ausführung un-
zweifelhaft eine wirkliche
Bereicherung des Frauen-
schmuckes. Bei Roth
müller's Schmucksachen
herrschen gleichfalls die
naturalistischen Motive vor,
dabei führen aber perlen
und Edelsteine das große
Wort; nicht selten geht von
deren Erscheinung nach
Gestalt und Farbe schon
die Tomposition aus, oder
zum mindesten wird letztere dadurch bedingt. Da
bildet ein Rubin den Aopf, ein großer Feueropal
den Leib einer Spinne, deren Gespinnstfäden sich an
einem mit Früchten (aus perlen) besetzten goldenen
Gezweig anhängen, wobei das Ganze wieder durch
einen geschlossenen
Reifen umspannt
wird. Aber auch
bei jenen Stücken,
die weniger aus
naturalistischen
Motiven bestehen,
üben die glänzen-
Vorherrschast aus.
7^. Broche (Gold mit Perlen).
Von P. Merk.
die
den Steine und Perlen
(Abb. 72—7\.)
Heber moderne Behandlung des Silber-
geschirrs, das doch so reichlich Gelegenheit zur
51
Einer Reihe durchaus moderner Dinge, für die
nrau vergeblich nach alten Vorbildern suchen wird,
begegnet man bei den Arbeiten von Vtto Lohr und
Ed. St ein i cf eil; selbst die Tassette (Abb. 6H u. 65),
ein Ehrengeschenk sür den einstigen Präsi-
denten des Münchener Journalisten- und
ächriftstellervereins, Archit. Z. v. 5 ch mä d el,
erinnert nur in der durch den Zweck ge-
gebenen Gesammterscheinung und allen-
falls in der Schloßform an Vorbilder aus
früherer Zeit; die Dekorirung des Leder-
belags (mit geschnittenem buntem Blumen-
muster), die glatteSilberfassung, die goldenen
8äume mit den Sinnbildern von wissen-
fchaft und Aunst aus den Schildchen, die
einfache und doch klare Symbolisirung des
genannten Vereins durch eine große auf
dem Deckel liegende Schreibfeder — das
Stiles sind mehr oder weniger moderne
(7>üge. Noch mehr tritt diese Richtung zu
Tage in den zahlreichen kleinen Aschen-
sehalen, Federnbehältern, Spielmarkenteller-
chen u. f. dse aus gelbem Blech bestehen und
durch gut gezeichnete, nur wenig herausgetriebene
Thier- und Pflanzen-
bildergeschmückt sind;
Verkupferung und an-
dereMetallfärbungen
werden gelegentlich
zu weiterer Belebung
herangezogen (Abb.
55—65). wird man
hierbei wohl an ja-
panische Vorbilder
erf. erinnert, so sind da-
gegen die Schmuck-
fachen von Lohr und Steinicken völlig originell: Am
das lästige Verfangen von Spitzen und ähnlichen
leichten Stoffen an den Brachen hintanzuhalten,
haben letztere einen glatten, geschlossenen Rand er-
halten, bald in Areis- oder herzform, bald mehr
bem Rechteck sich
nähernd, inner-
halb welcher in
durchbrochener
Arbeit, theilweise
auf Emailgrund
Zierliche Blümchen,
vierblättriger Alee
u» s. w. eingereiht sind, vergoldet oder ox^dirt, meist
durch kleine perlen und Steine belebt. Es konnte
bei diesem Tompositionsgrundsatz nicht vermieden
werden, daß die Gesammtform im Gegensatz zu
72. Siegelstock aus
Silber. Entworfen
von ITl. Nicolai,
ausgeführt von Hof-
juwelier p. Merk.
Broche (Silber); Entwurf
itt.lticolat, Ausführ. v. P. ttt
75. Silbernes Armband. Entworfen von Banamtinann k) och oder,
ausgeführt von hoffuwelier Merk.
dem gebräuchlichen Schmuck eine gewisse geometrische
Starrheit erhielt, die indessen durch Anhängung von
perlen und Steinen gemildert wurde (Abb. 66—7 s).
Unter den übrigen Schmucksachen lehnen sich
jene von Pros. Vr. p. F. Arell noch an
ältere Muster an, während die von Hof-
juwelier p. Merk und Bildhauer Tarl
Rothmüller entschieden bestrebt sind, nach
neuen wegen zu suchen. Merk (Abb. 72
bis 75) brachte eine goldene Halskette mit
roth emaillirten Diglydrablüthen, mehrere
Brachen, einige Siegelstöcke und silbermon-
tirte Steinschalen. Die Brachen bestehen
zumeist aus mehr oder weniger naturalisti-
schen Miniaturdarstellungen von pflanzen-
theilen (u. A. Mispel, Diglydra) in Gold
unter Beihülfe von Email, Perlen und
Steinen; um den Stücken eine geschlossenere
Form und namentlich auch der Nadel
festeren halt zu geben, sind die Aweiglein
mit kreis- oder andersformigen Reifen
hinterlegt oder mit Bändern durchschlungen.
Die Pflanzenformen bilden hier in ihrer anmuthigen
Bewegung und in ihrer zierlichen Ausführung un-
zweifelhaft eine wirkliche
Bereicherung des Frauen-
schmuckes. Bei Roth
müller's Schmucksachen
herrschen gleichfalls die
naturalistischen Motive vor,
dabei führen aber perlen
und Edelsteine das große
Wort; nicht selten geht von
deren Erscheinung nach
Gestalt und Farbe schon
die Tomposition aus, oder
zum mindesten wird letztere dadurch bedingt. Da
bildet ein Rubin den Aopf, ein großer Feueropal
den Leib einer Spinne, deren Gespinnstfäden sich an
einem mit Früchten (aus perlen) besetzten goldenen
Gezweig anhängen, wobei das Ganze wieder durch
einen geschlossenen
Reifen umspannt
wird. Aber auch
bei jenen Stücken,
die weniger aus
naturalistischen
Motiven bestehen,
üben die glänzen-
Vorherrschast aus.
7^. Broche (Gold mit Perlen).
Von P. Merk.
die
den Steine und Perlen
(Abb. 72—7\.)
Heber moderne Behandlung des Silber-
geschirrs, das doch so reichlich Gelegenheit zur
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