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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Braun, Edmund Wilhelm: Hans Thoma's Rahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0129

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Hans Thoma's Bilderrahmen.

diesen überaus wichtigen Zweig der dekorativen
Aunst in historischer Entwicklungsrcihe vorzuführen.

Die ästhetische Bewegung im England der
50 er Jahre, Rosetti, Morris, Ruskin, sind unsere
Anführer auf dem verlorenen Wege zur Kunft ge-
wesen. Schmerzensreich und trübselig war der Weg,
aber heute haben wir dafür auch lichtere pöhen er-
rungen und freudiger weilt unser Blick auf dem
zurückgelegten Pfade und dem erreichten. Die „Alein-
kunst" auf der heurigen Münchener
„Internationalen" ist ja der lebendige
blühende Beweis. Was jene Ersten
wollten, Alles, alle äußeren und in-
neren Lebensbedingungen, das kleinste
Etück Pausrath in Schönheit zu
tauchen, mit dem Zauber der Aunst
zu vergolden: heute ist es Wahrheit
geworden, auch für uns Deutsche.

And die Etappen liegen jetzt klarer
vor uns. Der Einfluß der Japaner,
der großartige Schutz, den man dein
retrospektiven Aunstgewerbe Jahr-
zehnte hindurch gewährte, die freudige
'nächtige Renaissanceströmung in
Alünchen, deren klassisches, literarisches
Zeugniß pirth's „Deutsches Zimmer"
bildet: wir dürfen sie jetzt freundlich
und gerne als fördernd anerkennen.

Nur darüber hinaus mußten wir.

Auch der Bilderrahmen verjüngte
und — wir dürfen es ruhig aus
sprechen — verschönerte sich. Er ge-
wann an Tiefe und intimem Reiz.

And doch bilden diese neuen Formen
im Grunde genommen nur die Fort-
setzung einer recht alten Aunstweise.

Die neue dekorative Verzierung der
Nahmen, die in reizvollem, tief-
sinnigem Zusammenhang mit dem
Inhalt des Bildes steht, geht zurück auf
Ne mittelalterliche Miniaturmalerei,
den Aupferstich und Holzschnitt des \5. und 1(6. Jahr-
hunderts. Die Blumenranken und figürlichen Um-
rahmungen der burgundischen Gebetbücher, die natura-
listischen Motive in den Büchertitelumrahmungen
der Renaissance sind die Vorläufer von Anning Bells
neuesten dekorativen Illustrationen zu Shakespearc's
„Sommcrnachtstraum", von Walter Tranes Blätter
Zu Spencers »Faerie Queen«. Oder um von unseren
deutschen Aünstlern zu reden: Alax Alinger's Rand-
leisten ! Und dies Motiv übertrug man auf die
Rahmen. Alinger hat die Umrahmung seines „Paris
Artheil" plastisch verziert und als Stimmungsträger

benützt. Nachdrücklicher noch in seinem neuesten
Werke: „Thristus kommt in den Glymp."

Riemerschmied hatte auf der Sezession s8c>6 sein
„Paradies" ausgestellt. Es war ein in glühende
Farben getauchtes herrliches Thal, das von schlanken
dunklen Bäumen eingesäumt im Hintergrund in die
Meeresflut übergeht. Als goldener Ureis liegt die
Sonnenscheibe über all der Farbenpracht. Die beiden
Schmalseiten des Bildes umgeben im Rahmen die

Figuren des ersten Menschenpaares in flachem
Aonturrelief.

Vor allem hat paus Thoma, der deutscheste
unserer Aünstler, größtentheils von ihm, aber auch
von seiner Schülerin Frl. La Roche (Basel) herrührende
Rahmenentwürfe zu seinen Lithographien ausführen
lassen, die in theilweise kolorirter Brandmalerei her-
gestellt sind und hier beschrieben werden sollen.')

i) Die Abb. 159 u. ISO sind einer Reihe von 20 Aunst.
blättern Hans Thoma's entnommen, welche bei Breitkopf und
Härtel in Leipzig erschienen ist: Vriginallithograxhien. (Preis
eines Bildes mit Rahmen \2 ITtf.)

ISO. .Wächter des Thales" von Hans Thoma.
(Im Verlage von Breitkopf und Härtel.)

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