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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Riegl, Alois: Die nordische Ausstellung und F. R. Martin's Sammlungen zu Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0214

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Die nordische Ausstellung zu Stockholm.

sich die Völkerwanderung, die im verflossenen Som-
mer von Deutschland nach Achmeden sich ergossen
hat, hinlänglich zu erklären. Unter ausdrücklicher
Ablehnung jeder Aebertreibung konnten ernste Leute
unter den Schweden behaupten, daß iin Hochsommer
zeitweilig mehrDeutsche als Einheimische — wenigstens
solche, die den gebildeten Ständen angehüren — in
Stockholm zugegen gewesen wären. Was hat diese
Tausende plötzlich nach dem Norden gezogen, von
denen gewiß die Meisten nach ererbter deutscher Art

Aktuelles von der diesjährigen Stockholmer Aus-
stellung versprochen, Hat sie dieses Versprechen auch
gehalten?

Gewiß wird man im Allgemeinen behauptet:
dürfen, daß von den vielen Tausenden deutscher
Besucher kaum Einer unbefriedigt von der Aus
stellung, der Stadt, den: Lande geschieden wäre. Nicht
allein deshalb, weil Schweden heutzutage vielleicht
das einzige Land aus dem Erdenrund ist, wo der
Deutsche mit rückhaltloser Freundschaft begrüßt, die

266—288. Thürklopfer; gcz. vou (D. Hammclmefer.

286/87 aus Barcelona. 288 aus Burgos.

(*'/1o der wirk!. Größe.)

gewohnt waren, die Muße des Sommers iin kühlen
Alpengebirge zu verbringen, geistige Erholung aber
iin Süden an den Stätten klassischer Kultur zu suchen?
Das eingestandene Wanderziel war freilich eine Aus-
stellung, und zu solchen Jahrmärkten, an denen sich
in kurzer Zeit Vieles sehei: und lernen läßt, haben
die Deutschen seit jeher die stärkste Besucherzahl ge-
stellt. Aber noch niemals hat eine ausländische
Ausstellung auf die Deutschen eine so elementare
Anziehungskraft ausgeübt — selbst die pariser Welt-
ausstellungen nicht ausgenommen, für welche übrigens
ganz besondere Zugmittel, und vor allen: ein be-
stimtnter Zwang der internationalen Mode wirkst::::
waren. Man hat sich offenbar etwas Besonderes,

deutsche Sprache gerne und zwanglos gelernt und
gesprochen wird, wo Gelehrte in deutscher Sprache
ihre Bücher schreiben, und zwar nicht etwa deshalb,
weil sie, wie noch vor Kurzem die Russen, nicht ein
hinlängliches wissenschaftliches Milieu in: eigenen
Volke besäßen, sondern aus den: rein sachlichen Be-
dürfnisse, mit der deutschen Wissenschaft in engen:
Kontakt zu bleiben. Nicht allein dieses gewinnende,
gewissermaßen kosmopolitische Verhalten der Schweden
hat auf den deutschen Besucher wohlthuenden Ein
druck gemacht, sondern gerade das nationale Eigen-
leben des Volkes unter sich erschien lehrreich, inter-
essant und anziehend. And in diesen: Eigenleben
spiegelt sich in der That die inodernste, also wenn

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