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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Das moderne Plakat
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0308

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Das moderne Plakat.

^2;. Plakat von Jules Lhsret, Paris.

(Aus „Sponsel, das moderne Plakat"; Verlag: lliihtmann,
Dresden.)

geradezu unerläßlich uitd die Aarrikatuxen boten hier
wenigstens für das Forinelle Anhaltspunkte uitd An-
reguugen. Bon diesen Aarrikaturisten zeichneten einige
ab und zu selbst Plakate für buchhändlerische Unter-
nehmungen. Sponsel bringt als Beweis hier drei
treffliche Blätter von Grandville, E.de Beaumont
und <£. Ulan et. Genau genommen, sind aber diese
Plakate nichts anders als vergrößerte Zllustrations-
proben in Schwarz. Bon besonderer Bedeutung
erscheinen hier auch Gavarni und der brillante
Schilderet' der chiken Pariserin Alfred Grevin. Das
war der Boden, auf dem „der Bater des inodernen
Plakates" pules Theret zunächst fußen konnte. Er
sieht ntit schärferen, subtileren Augen wie Grevin
das Reizvolle, Anziehende der Pariser Welt und sein
Pinsel weiß behender, lebendiger den Esprit des
Themas zu beherrschen und vorzuführen. Als ge-
lernter Lithograph weiß er die Technik des Stein-
drucks souverain den Zwecken des Plakates unter-
zuordnen. Tr zeichnet selbst auf Stein und die
unmittelbare Wirkung eines Theretschen Plakates ist
wohl neben der rein künstlerischen Leistung ganz
besonders diesem Umstande zu verdanken. So darf
man namentlich in Bezug auf technische Errungen
schäften Theret als eilten der Pauptmeister der künst-
lerisch angewandten Lithographie betrachten. Da
durch, daß eben Theret alle seine Plakate —
es sind deren etwa 900 — mit Umgehung litho
graphischer Handwerker selbst auf Stein zeichnete,
stieg dieses pandwerk zur Uunst empor. Was das
Formelle von Therets Aunst anlangt, so weist
Sponsel in der graziösen, pikanten Bewegung der
einzelnen Figuren die Wirkung der Bühne und des
Ballsaales nach, die frei von jedem langweiligen
Alodellstudium den unmittelbarsten, täuschendsten
Eindruck auf den Beschauer ausübt. Fast wichtiger
aber, und, wie mir dünkt, von Sponsel zu wenig
betont, macht sich bei Theret das Studium des Ball-
saales und der Bühne in der farbigen Behandlung
seiner Figuren und in den Effekten des künstlichen
Saal- und Rampenlichtes geltend; dabei ist der Aünstler
von größter Bielseitigkeit und von bewundernswerther
Unerschöpflichkcit; er weiß nicht minder den ernsten
Seiten der Weltstadt, den düstern Nachtstücken groß-
städtischen Lebens, wie Sue und Zola sie schildern,
gerecht zu werden, als dem tollen Treiben eines
Barietes oder dem Feuer eines perlenden Weines-
Nicht umsonst bezeichnet man Theret als den Bater
des modernen Plakates. Alan darf nur auf die
große Anzahl feiner Nachahmer und Aonkurrenten
blicken, um sich seiner Bedeutung klar zu werden-
Es seien hier nur Jean de Paleologue, der ain
meisten in Therets Fußtapfen tretende Albert Guil-

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