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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Brüning, A.: Moderne Kunsttöpfereien auf der Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0333

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Moderne Kurtfttopfereten.

^57—^61.

von Bigot - Paris.

p/g der wirkl. Größe.)

tone angenommen, die sich in malerischer Unregel-
mäßigkeit über den Körper der Gefäße vertheilen,
sind noch neuere Versuche init kristallinischen Gla-
suren, sowie einige Vasen init rothem Kupferlüster
ausgestellt. Technisch interessant sind auch die Ge-
säße, bei denen in einfarbige Glasuren Darstellun-
gen mit andersfarbigen Glasurmassen eingelegt sind.
Auch die Malerei init dick aufliegenden Pasten ist
vertreten. Die Gefäßformen zeigen durchgängig
wenig Abwechselung und geringe Ausbildung. Ueber-
haupt tritt in den Leistungen der Berliner Manu-
faktur die Arbeit des Künstlers gegenüber der Thätig-
keit des Chemikers sehr zurück. Meißen und Saures,
die beide jüngst begonnen haben, in die Fußstapfen
der Kopenhagener zu treten, fehlen leider.

Die zweite Gruppe keramischer Arbeiten, das
Tteinzeug init farbigen Glasuren und Verwandtes,
wird völlig von der „Kunst des Feuers" beherrscht.
Das Ornamentale tritt fast völlig in den Hinter-
grund. Frankreich gebührt der Ruhm, nach dem
Vorbilde der Japaner das Steinzeug init Keberlauf-
glasuren in die europäische Keramik eingeführt zu
haben. Auch die Miederbelebung der alteii Lüster-
Fayencen, sowie die künstlerische Verwendung kry-
ftallinischer Glasuren darf iiian ihm wohl zuschreiben.
Zudem die französischen Keramiker sodanii diese zu-
erst an der Gefäßbildnerei erprobten Neuerungen
auch m die Plastik und die Architektur ein-
führten, eröffneten sie der Keraiiiik ein weites Feld,
dessen Bebauung noch der Zukunft Vorbehalten bleibt.
Der Verwendung des Steinzeugs mit farbigen Gla-
suren in der Plastik kamen gewisse malerische Ten-
denzen der modernen Skulptur entgegen. So entstand
eine moderne Robbiaplastik, die der alten in der

Dauerhaftigkeit des Materials und der reicheren far-
bigen Erscheinung überlegen ist. Denn neben der
großen Widerstandsfähigkeit besitzt das harte Stein-
zeug und damit verwandte Steingut die Eigenschaft,
die mannigfaltigsten farbigen Glasuren aufzunehmen,
die auf dem gewöhnlichen Thon der Fayence nicht
haften würden. Um die Einführung des geflamm-
ten Steinzeugs in die Plastik und Baukunst hat sich
vor Allem die große keramische Fabrik von Emile
Müller & Tie. in Paris verdient gemacht. Die
ersten Künstler Boucher, Tharpentier, Dampt, Fal-
guiare, Fremiet, Geroine, Grasset u. A. arbeiten für
sie. Tharpentier hat u. a. jenen großen Fries mit
Bäckern für ein öffentliches Gebäude in Brüssel ge-
schaffen, der in der Ausstellung des Marsfeldes f8si7
so berechtigtes Aufsehen erregte. Von den zahlreichen
Skulpturen und Bautheilen, die die Firma zur Aus-
stellung geschickt hat, gibt die Abb. ^56 einen Kamin
nach einem Entwürfe von Grasset wieder, über dessen
Gewände ein blühender Rosenstock seine Zweige
breitet. Der graublaue Ton der Glasur ist durch
rothen Kupferlüster belebt. Die große Büste von
gelbbraunem Steinzeug, das mit einer dünnen, durch-
sichtigen Glasur überfangen ist, ist von Robert mo-
dellirt, und stellt den ruchlosen Tondottiere Braccio
di Montone in theatralischer Pose dar. Bei den
beiden Reliefs von Boucher lösen sich der Dianakopf
und die beiden Kinderköpfchen in gelbbraunem Ton
von einein grün und blau gefleckten, roh behauenen
Block ab. Die übrigen französischen Keramiker sind,
init Ausnahme von Thaplet und Delaherche, deren
Arbeiten schmerzlich vermißt werdeii — vom ver-
storbenen Cannes ganz abgesehen —, so ziemlich
vollständig vertreten. Bigot's Arbeiten sind leicht

Aunst und Handwerk. 47. Iahrg. Heft 9.

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