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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Töpfereien von Schmuz-Bauditz in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0338

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Töpfereien von Schmuz-Baudiß.

glasirter Töpfe gipfeln; denn sein künstlerischer Sinn
hatte sofort erkannt, daß mit den Mitteln dieser
einfachen Techniken sich auch künstlerisch werthvollere
Dinge Herstellen lassen als einfache Blumentöpfe und
schmucklose Salatschüsseln.

Die Rückreise nach München erfolgte nicht ohne
Mitnahme einer Töpferscheibe, die denn auch im
Atelier aufgestellt und zur Geburtsstätte einer ganz
stattlichen Reihe eigenartiger Töpfereien wurde. Die
fast tägliche Beschäftigung mit dieser „Maschine", die —
wie keine zweite — auf ein vielleicht viertausendjähri-
ges Dasein zurückblicken kann, führte rasch zu einer
vollständigen Beherrschung der „Scheibenarbeit", so
daß auch bald schwierigere profilirungen den fänden
gelangen; damit wuchs auch die Freude an dieser
Art Arbeit und die Phantasie ward nicht müde,
immer und immer wieder neue Formen aus dem
weichen Material zu ersinnen. Nun blieb es natür-
lich nicht bei den regelmäßigen Rotationskörpern.
Warum sollte auch der Gesäßrand durchaus einen
Kreis bilden? Fordert nicht das so leicht knetbare
Material geradezu heraus, diese seine Eigenschaft
ganz besonders zum Bewußtsein zu bringen? Was
bei einem runden, aus kjolz gedrehten Gefäß wider-
natürlich wäre, ein welliger, aus- und eingebogener
Rand, — hier wird's zur Nothwendigkeit, zum wahren
Ausdruck des Stoffes. Thongefäße mit glatten Rän-
dern und mit sauber abgedrehten Flächen lassen in der
Regel ihre Entstehung aus einem weichen Material
nicht erkennen; an den Basen und Näpfen von
Schmuz-Baudiß erkennt Jeder sofort, daß sie ihre Ge-
staltung einem ursprünglich weichen, später erstarrten
Stoffe verdanken. Ts ist, als spräche noch aus dem
fertigen Stücke die Freude, mit welcher der Künstler
die Ränder hin- und hergebogen, ausgeschnitten,

aus- oder eingerollt hat. Aber die Phantasie streift
weiter; sie läßt an den Gefäßwandungen allerlei
Blatt- und Blumenwerk hinauswuchern, und über
den Rand hinweg Schlangen und Lidechsen dahin-
kriechen. Während das Pflanzenwerk dabei zumeist
nur als Flachornament, oder wenigstens als Flach'
relief und nur selten in vollrunder Nachbildung (wie
bei Handgriffen und Henkeln) vorkommt, sind die
genannten Vertreter der Fauna, zu welchem sich
noch Nachtschmetterlinge und Drachen gesellen, durch-
gehends in ihrer natürlichen plastischen Erscheinung
dargestellt.

Die lhauptwirkung der Schmuz - Baudiß'schen
Töpfereien beruht neben der ganzen Gestaltung aus
der zeichnerischen Behandlung der Gefäßfläche. Wohl
weiß der Künstler durch oft raffinirte Kombinationen
von leichtflüssigen farbigen Glasuren (blau, violett,
roth, grün, gelb, grau) und durch verschiedenartige
Behandlung derselben in: Feuer eine ungemein ab-
wechselungsreiche und nicht selten bezaubernde Farben-
wirkung hervorzurufen; aber diese tritt doch zurück
neben dem kräftigen durch die Zeichnung herbei-
geführten Gegensatz zwischen Dunkel und ksell, —-
ein Gegensatz, der aus einer geschickten Verwendung
dunkel- und hellfarbigen Thones in Verbindung nnt
Schab- und Gravirarbeit beruht. Es ist die alte
Sgraffitotechuik, die Schnmz-Baudiß in neuer Weife
angewandt und in die edlere Töpferei wieder ein-
geführt hat.

Das Wesen dieser Technik besteht darin, daß
ein dunkel brennender Thon einen Aufguß aus helle-
rem Thon — oder auch aus (weißem) Zinnoxyd —
erhält, in welchem, so lange der Aufguß noch etwas
weich ist, die Zeichnung eingegraben wird, so daß
der dunklere Thon zu Tage tritt und somit die Um-
risse dunkel erscheinen läßt; manchmal — wie z. B.
bei vielen der sog. Schweizer Majoliken — wird der
Scherben noch mit einem besonders dunkeln Aufguß
versehen, bevor der Helle aufgetragen wird. Die
Technik ist älter als die der Majoliken; sie erhielt
sich aber noch in der Blüthezeit der letzteren. Es
existiren in italienischen Sammlungen, im Kensington-
Museum, im Louvre italienische Arbeiten dieser Art,
zum Theil sogar aus gothischer Zeit, bei welchen
häufig auch leichtflüssige Glasuren — grün, braun-
gelb, violett, blau — Vorkommen. Zn der Schweiz
wurde das Verfahren von Alters her beim Küchen-
geschirr angewendet, bis cs Keller-Leuzinger vor
einem Vierteljahrhundert künstlerisch adelte; in Ungarn
genießt es gerade beim Bauerngeschirr die weiteste
Verbreitung.

Aber bei all den genannten Beispielen aus
früherer Zeit und aus der Gegenwart beschränkt
 
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