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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Töpfereien von Schmuz-Bauditz in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0341

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Töpfereien von Schmirz-Baudiß.

sich die Sgraffitoarbeit fast ganz auf das Graviren
der Umrisse, der Linien, und nur bei den altitalieni-
schen kommt es vor, daß größere Flächen des Grna-
mentgrundes völlig ausgeschabt worden sind; diese
können daher technisch als die nächsten Verwandten
der Schmuz-Baudiß'schen Gesäße bezeichnet werden, wie
weit auch in formaler und dekorativer Hinsicht die Aluft
zwischen jenen alten und den vorliegenden modernen
Töpfereien ist. Was bei jenen die Ausnahme bildet,
ist bei diesen fast zur Regel geworden; der Helle Auf-
guß wird in beträchtlichem Umfang weggeschabt,
so daß manchmal nur schmale Blätter, Blumen-
stengel, Blattadern auf dein dunkeln Grund stehen
bleiben. Doch wird die Eintönigkeit des dunkeln
Grundes glücklich dadurch vermieden, daß dieser nicht
ganz gleichmäßig wieder entblößt wird; kleine Reste

des Aufgusses bleiben immer noch stehen und zeugen
von dem einstigen Vorhandensein des gleichmäßigen
Hellen Ueberzuges. Es würde zu weit führen, all
die einzelnen Aunstgriffe, welche hierbei, wie bei der
Glasirung zur Anwendung kommen, zu verfolgen;
dadurch, daß der Aünstler mit eigener Hand all diese
Hantirungen vornimmt und sie keinen: anderen über-
läßt, gewinnen seine Töpfereien den unschätzbaren
Vorzug unendlicher Mannigfaltigkeit. Da ist kein
Stück dein anderen vollkommen gleich, ja die ganze
Herstellungsweise inacht die völlige Gleichheit direkt
zu eiiier unerfüllbaren Forderung. Es bleibt unter
allen Umständen immer noch ein Rest übrig, mit
welchem der Zufall sein Spiel treibt.1) Von einer
Herstellung in großen Massen kann schon der Unr-

i) Unter den abgebildeten Gefäßen sind zwei in je zwei
Ansichten dargestellt: eine schlanke bfenkelvase mit geflügelter
Maske (Abb. 472 und Abb. q?8, Mitte), — ein Topf mit
einem geflügelten Drachen auf dem Rand (Abb. <(74, Ukitte und
Abb. ^78, rechts).

ständlichkeit der Technik wegen gar keine Rede sein,
uiid wenn sich Schmuz-Baudiß auch eilte Zeit lang
der Hilfe der Nymphenburger Porzellanfabrik bedient
hat, so bezog sich dies nicht auf die künstlerische
Herstellung, sondern nur auf Öen kaufmännischen
Vertrieb der fertigen Stücke. Diese — übrigens
bald wieder gelöste — Verbindung ist die Ursache,
weshalb ein Theil der Gefäße außer dem Aünstler-
inonogramnt ZfZ (Theo Schmuz-Baudiß) auch den
bekannten Stentpel der ehentaligen „königlichen" por-
zellaninanufaktur Nymphenburg trägt.

Der Beifall, Öen diese in ihrer Art iteue Gefäß-
gattung schon bei ihrem ersten öffentlichen Auftreten
auf der letztjährigeii Münchener Aunstausstellung, in
der Verkaufshalle des bayer. Aunstgewerbevereins
und anderwärts in immer steigendeiit Maaß ge-
funden, wie sich nantentlich aus den: raschen Verkauf
ergibt, — ist ein wohlverdienter, und wenn auch die
„praktische Hausfrau" bei manchen Stücken sich kopf-
schüttelnd fragen mag: „wozu kann man diesen
Napf, jene Schale verwenden?" so wird damit der
künstlerische Werth nicht beeinträchtigt; hoffentlich
kommt einmal eine Zeit, in welcher auch die „prak-
tische Hausfrau" des deutschen Heims erkennt, daß
es Dinge gibt, die wohl ihre Gesaminterscheinung
Gebrauchsgeräthen entlehnt haben, aber durch die
küiistlerische Phantasie der Alltagssphäre entrückt
worden sind. Hat die „praktische Hausfrau" nie
einen Hut getragen, der selber mehr „behütet" werden

|r'"

M-,

H7Y—H8;. Thonvasen von Schmuz.Baudiß, München.
(V,—V8 der wirkl. Größe.)

Kunst und Handwerk. 47. Iahrg. Heft Y.

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