Karl Hammer.
Karl Hammer war fest verwachsen mit der
wächtig emporblühenden kunstgewerblichen Renaissance
in der zweiten Hälfte des sfl. Jahrhunderts; er lebte
und wuchs init ihr und in ihr. Daneben war aber
Uoch etwas Anderes, Größeres in ihm, nicht Allen
fühlbar, etwas, was mit dem Menschen und Künstler
Künstler in: umfassenden artistischen Sinne —
cn3 zusammenhing, ein unaufhörliches Sehnen, ein
trennendes, nie ruhendes Verlangen nach der Farbe,
tie ihm das Höchste, Liebste war. Gr strebte über
tas Dekorative hinaus, die Natur in ihrer Färben-
Schönheit, ihren Geheimnissen hatte ihn umstrickt, und
er rang um sie in unzähligen
Werbungen. Wundervolle
Aquarelle und Velstudien
Zeugen davon. Es war die
Sehnsucht seines Lebens, Bilder
Zu malen, aber die Hochfluth
feines dekorativen Schaffens,
fein Beruf zogen ihn davon
ub. Doch davon später. Es
war die beste Schule für einen
dekorativen Künstler der retro-
spektiven Richtung, dieHammer
durchmachte. Das Material
Zu seinem Schaffen lernte er
tn der Praxis und im Um-
3ang init wissenschaftlichen
Vertretern der Kunstgeschichte
kennen. Bei ^uast, welcher die
letzte Stufe der von Schinkel
ausgehenden deutschen Ro-
Uiantik vertrat, machte er sich
ufft dieser vertraut, wie sie,
Z-Th. von Friedr. Wilhelm IV.
veranlaßt, in das Studium der
ultchristlichen und frühbyzan-
tinischen Kunst sich vertiefte;
wan denke an Salzenbergs
^crk über Konstantinopel. Aehnlichen Spuren folgte
Er mit Ernst aus'in Weerth in Italien, doch erstreckte
uch hier sein Interesse bis in die Zeiten der Hoch-
renaiffance. Und die Gothik, die deutsche angestannnte
^r>thik inußte sein alt-nürnbergisch Herz lieben. In
der Heimath fand er die beste Tradition, und der
Gothik galt ein guter Theil seiner großen Liebe zur
trunst unserer Altvordern. Und wo hätte er anderer-
seits wieder inniger sich in den widerspruchsvollen,
herrlichen Reiz der deutschen Renaissance vertiefen
Zäunen, als in der Stadt des peller- und Tucherhauses?
Als Beamter des Bayerischen Gewerbemusemns
eutfaltete Hannner eine fruchtbare Thätigkeit als
kunstgewerblicher Zeichner. Daneben war er, gleich
sicher im Modelliren wie im Malen, für die Nürn-
berger Majolikafabrik von I. v. Schwarz thätig. Die
lange Reihe der Jahrgänge der vom Museum heraus-
gegebenen Zeitschrift „Kunst und Gewerbe" enthält
viele Werke von der Hand des fleißigen Mannes,
reproduzirende Zeichnungen sowohl wie phantasie-
volle eigene dekorative Entwürfe, meist in deutscher
Renaissance. Ging doch von München deren
Wachsen und Aufblühen zu dieser Zeit aus. Am
Bayerischen Gewerbemuseum hat auch Hammer alle
Stilarten kennen, nachfühlen und wiedergeben gelernt.
Und als er später in Karlsruhe für die Kunstgewerbe-
ausstellung gewonnen wurde, zog er durch alle Gaue <
des herrlichen Badenerlandes, und von privaten,!
wie aus Sammlungen, Klöstern und Kirchen wußte
er eine köstliche Fülle alter Kunst zusammenzubringen,
aus der er jene wundervollen Interieurs und Deko-!
rationen schuf.
Seine Freundschaft init Ferdinand Keller, dein
„badischen Makart", seine Arbeiten in Würzburg,
der Stadt Neuinanns und Ticpolos, und nicht zuletzt
fein glühender Hang zur Farbe ließen ihn tief in die
Schönheit des Barock und Rokoko eindringen. Manch'
köstliches Werk beweist dies.
In Karlsruhe schuf er jenes herrliche Stück
dekorativer Künstlerphaiitasie, den Entwurf der Saal-
50J. Schutzhandtuch. Entwurf van 's K. Hammer, Nürnberg; Kreuzstichstickcrei
von Frau Lina Hammer.
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Karl Hammer war fest verwachsen mit der
wächtig emporblühenden kunstgewerblichen Renaissance
in der zweiten Hälfte des sfl. Jahrhunderts; er lebte
und wuchs init ihr und in ihr. Daneben war aber
Uoch etwas Anderes, Größeres in ihm, nicht Allen
fühlbar, etwas, was mit dem Menschen und Künstler
Künstler in: umfassenden artistischen Sinne —
cn3 zusammenhing, ein unaufhörliches Sehnen, ein
trennendes, nie ruhendes Verlangen nach der Farbe,
tie ihm das Höchste, Liebste war. Gr strebte über
tas Dekorative hinaus, die Natur in ihrer Färben-
Schönheit, ihren Geheimnissen hatte ihn umstrickt, und
er rang um sie in unzähligen
Werbungen. Wundervolle
Aquarelle und Velstudien
Zeugen davon. Es war die
Sehnsucht seines Lebens, Bilder
Zu malen, aber die Hochfluth
feines dekorativen Schaffens,
fein Beruf zogen ihn davon
ub. Doch davon später. Es
war die beste Schule für einen
dekorativen Künstler der retro-
spektiven Richtung, dieHammer
durchmachte. Das Material
Zu seinem Schaffen lernte er
tn der Praxis und im Um-
3ang init wissenschaftlichen
Vertretern der Kunstgeschichte
kennen. Bei ^uast, welcher die
letzte Stufe der von Schinkel
ausgehenden deutschen Ro-
Uiantik vertrat, machte er sich
ufft dieser vertraut, wie sie,
Z-Th. von Friedr. Wilhelm IV.
veranlaßt, in das Studium der
ultchristlichen und frühbyzan-
tinischen Kunst sich vertiefte;
wan denke an Salzenbergs
^crk über Konstantinopel. Aehnlichen Spuren folgte
Er mit Ernst aus'in Weerth in Italien, doch erstreckte
uch hier sein Interesse bis in die Zeiten der Hoch-
renaiffance. Und die Gothik, die deutsche angestannnte
^r>thik inußte sein alt-nürnbergisch Herz lieben. In
der Heimath fand er die beste Tradition, und der
Gothik galt ein guter Theil seiner großen Liebe zur
trunst unserer Altvordern. Und wo hätte er anderer-
seits wieder inniger sich in den widerspruchsvollen,
herrlichen Reiz der deutschen Renaissance vertiefen
Zäunen, als in der Stadt des peller- und Tucherhauses?
Als Beamter des Bayerischen Gewerbemusemns
eutfaltete Hannner eine fruchtbare Thätigkeit als
kunstgewerblicher Zeichner. Daneben war er, gleich
sicher im Modelliren wie im Malen, für die Nürn-
berger Majolikafabrik von I. v. Schwarz thätig. Die
lange Reihe der Jahrgänge der vom Museum heraus-
gegebenen Zeitschrift „Kunst und Gewerbe" enthält
viele Werke von der Hand des fleißigen Mannes,
reproduzirende Zeichnungen sowohl wie phantasie-
volle eigene dekorative Entwürfe, meist in deutscher
Renaissance. Ging doch von München deren
Wachsen und Aufblühen zu dieser Zeit aus. Am
Bayerischen Gewerbemuseum hat auch Hammer alle
Stilarten kennen, nachfühlen und wiedergeben gelernt.
Und als er später in Karlsruhe für die Kunstgewerbe-
ausstellung gewonnen wurde, zog er durch alle Gaue <
des herrlichen Badenerlandes, und von privaten,!
wie aus Sammlungen, Klöstern und Kirchen wußte
er eine köstliche Fülle alter Kunst zusammenzubringen,
aus der er jene wundervollen Interieurs und Deko-!
rationen schuf.
Seine Freundschaft init Ferdinand Keller, dein
„badischen Makart", seine Arbeiten in Würzburg,
der Stadt Neuinanns und Ticpolos, und nicht zuletzt
fein glühender Hang zur Farbe ließen ihn tief in die
Schönheit des Barock und Rokoko eindringen. Manch'
köstliches Werk beweist dies.
In Karlsruhe schuf er jenes herrliche Stück
dekorativer Künstlerphaiitasie, den Entwurf der Saal-
50J. Schutzhandtuch. Entwurf van 's K. Hammer, Nürnberg; Kreuzstichstickcrei
von Frau Lina Hammer.
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