Karl Hammer.
mit Benutzung Wohlgemuthscher Vorbilder (prings-
dörfer Altar- und Weltchronik) auf knorrigem Ast-
werk mit krönender Blüthe die Halbfiguren David's
und Iofais' stehen, endlich, um auch ein profanes
Werk zu nennen, der Phantasie- und humorvolle
Entwurf zur Ausstellung einer Bierbrauerei, die hier
fämmtlich abgebildet sind, reden mehr als jede Be-
schreibung (Abb. 5(5—51(7).
ZITit Heller Freude und liebevollster Vertiefung
machte sich Kammer an den Schmuck der Airche,
und er hat mit diesem eine wirklich hervorragende
künstlerische Thal geschaffen. Seine glänzende Er-
findungsgabe, feine Phantasie und fein sicheres Stil-
gefühl vereinten sich, um jedes einzelne Stück, das
Grgelgehäufe, die Ranzel, die Ehorstühle, die Glas-
gemälde, besonders die große Rose und den Tauf-
stein, zu herzerfreuenden, immer reizvollen Aunstwerken
zu gestalten. Echt alt-nürnbergisch muthet uns der
segnende Gottvater an, und wie reizend und innig
sind die betenden Engel (Abb. 5(2)! Reich und stolz,
zierlich in den Details und vornehm in der Ge-
fammtwirkung erhebt sich der Altar, an Veit Stoßen's
Werke sich anschließend (Abb. 5(0). Das Wittel-
bild desselben, den segnenden gekrönten Lhristus, zu
seinen beiden Seiten je einen betenden Engelknaben,
veranschaulicht die Reproduktion der Skizze Hannner's
(Abb. 5(().
Von kräftiger, voller und ergreifender Wirkung
sind die beiden Teppiche zu den Seiten des Altars,
deren einer hier (Taf. (0) abgebildet ist (6er Ge-
kreuzigte in reichen: Rankenwerk, umgeben von den
Evangelistensymbolen). Endlich bilden wir hier noch
einen Theil des schönen Stuhlwerks und der Sakristei-
thür in reicher Flachschnitzerei ab (Abb. 5(3 u. 5(4().
Hammer war auch als Lehrer sin echter Aünstler.
Er verfolgte liebevoll die künstlerische Entwicklung
des Schülers, dem er die möglichst größte Selbst-
ständigkeit ließ. Immer und stets aufs Neue ver-
wies er die Jungen auf die Altmeistern: Natur. Da
mußte ja Frische und Gedeihen die Folge sein.
Hammer hat dafür zeitlebens Liebe und Verehrung
von seinen Schülern geerntet.
* *
*
Ich habe schon früher von dem großen, nie
befriedigten Zug Hainmer's zur Farbe gesprochen.
Er brachte den Schmerz, die Tragik in sein künst-
lerisches Schaffen, und oft klagte er dem oder jenen:
Freunde in Feierstunden — und es gab wundervolle,
echt deutsche Feierstunden in Hainmer's Familie, einer
selten glücklichen Familie — seine Sehnsucht. Viele
köstliche Skizzen in Gel und Aquarell, die jetzt die
Wittwe als die schönsten Erinnerungen an den ge-
liebten Wann aufbewahrt, beweisen, wie glühend
Hannner die Natur geliebt hat, wie unermüdlich er
um die große Farbenzauberin geworben hat. Der
intime Reiz einer bestimmten Naturstimmung, n:it
sicherem Farbengefühl festgehalten, der Reiz einer
einfachen Landschaft, sei es am Strand der Nordsee
oder in der fränkischen Hein:ath, wird von ihn: mit
Inbrunst erfaßt und mit echt künstlerischem Im-
pressionismus wiedergegeben. Und das brachteHamn:er
den Wodernen nahe.
Ausgegangen von dem streng reproduzirenden
Aunstgewerbe, in dessen Forderungen lebend und
ausgehend, hat er dessen Entwicklung mitmachen
müssen. Seine Liebe zur Natur und zur Farbe, seine
künstlerische Selbständigkeit ließen ihn die ästhetische
Berechtigung und die künstlerische Schönheit der mo-
dernen Aunst begreifen. Die Secessionsabtheilung der
Bayerischen Landesausstellung, die ich oft mit ihm
durchwanderte, fand Liebe und Bewunderung bei ihm.
Wan verstehe mich nicht falsch. Nicht als ob
Hannner je einer der Wodernen geworden wäre,
dazu stak er zu sehr in den eigenen Schuhen, aber
er begriff und verstand, ja er fand sogar Anerkennung
für das Wahre in der Wodernen Aunst. Und modern
war er schließlich selbst, weil seine Aunst aus der
Natur schöpfte und wahr war, weil sie genug In-
dividualität hatte. In seinen: Schaffen ist er der
Alte geblieben. Dank aber müssen ihn: unsere und
die folgenden Generationen zollen, weil er einer der
Führer zur Aunst in: (st. Jahrhundert war, von denen
die Jungen gelernt haben und lernen, was er selbst
wieder von den Alten gelernt hat, die Scheu vor dem
Waterial, die Liebe zum Werke und ein feinsinniges
künstlerisches Taktgefühl. Ehrfurchtsvoll dürfen die
Jungen salutiren vor dem Grabe des Alten. Und
nicht nur dem Aünstler, auch dem Wenfchen Aarl
Hannner bleiben Verehrung und Liebe gleicher Weise
in reichem Waaße für lange Zeiten gesichert.
Sit tibi terra levis I
— 342 —
mit Benutzung Wohlgemuthscher Vorbilder (prings-
dörfer Altar- und Weltchronik) auf knorrigem Ast-
werk mit krönender Blüthe die Halbfiguren David's
und Iofais' stehen, endlich, um auch ein profanes
Werk zu nennen, der Phantasie- und humorvolle
Entwurf zur Ausstellung einer Bierbrauerei, die hier
fämmtlich abgebildet sind, reden mehr als jede Be-
schreibung (Abb. 5(5—51(7).
ZITit Heller Freude und liebevollster Vertiefung
machte sich Kammer an den Schmuck der Airche,
und er hat mit diesem eine wirklich hervorragende
künstlerische Thal geschaffen. Seine glänzende Er-
findungsgabe, feine Phantasie und fein sicheres Stil-
gefühl vereinten sich, um jedes einzelne Stück, das
Grgelgehäufe, die Ranzel, die Ehorstühle, die Glas-
gemälde, besonders die große Rose und den Tauf-
stein, zu herzerfreuenden, immer reizvollen Aunstwerken
zu gestalten. Echt alt-nürnbergisch muthet uns der
segnende Gottvater an, und wie reizend und innig
sind die betenden Engel (Abb. 5(2)! Reich und stolz,
zierlich in den Details und vornehm in der Ge-
fammtwirkung erhebt sich der Altar, an Veit Stoßen's
Werke sich anschließend (Abb. 5(0). Das Wittel-
bild desselben, den segnenden gekrönten Lhristus, zu
seinen beiden Seiten je einen betenden Engelknaben,
veranschaulicht die Reproduktion der Skizze Hannner's
(Abb. 5(().
Von kräftiger, voller und ergreifender Wirkung
sind die beiden Teppiche zu den Seiten des Altars,
deren einer hier (Taf. (0) abgebildet ist (6er Ge-
kreuzigte in reichen: Rankenwerk, umgeben von den
Evangelistensymbolen). Endlich bilden wir hier noch
einen Theil des schönen Stuhlwerks und der Sakristei-
thür in reicher Flachschnitzerei ab (Abb. 5(3 u. 5(4().
Hammer war auch als Lehrer sin echter Aünstler.
Er verfolgte liebevoll die künstlerische Entwicklung
des Schülers, dem er die möglichst größte Selbst-
ständigkeit ließ. Immer und stets aufs Neue ver-
wies er die Jungen auf die Altmeistern: Natur. Da
mußte ja Frische und Gedeihen die Folge sein.
Hammer hat dafür zeitlebens Liebe und Verehrung
von seinen Schülern geerntet.
* *
*
Ich habe schon früher von dem großen, nie
befriedigten Zug Hainmer's zur Farbe gesprochen.
Er brachte den Schmerz, die Tragik in sein künst-
lerisches Schaffen, und oft klagte er dem oder jenen:
Freunde in Feierstunden — und es gab wundervolle,
echt deutsche Feierstunden in Hainmer's Familie, einer
selten glücklichen Familie — seine Sehnsucht. Viele
köstliche Skizzen in Gel und Aquarell, die jetzt die
Wittwe als die schönsten Erinnerungen an den ge-
liebten Wann aufbewahrt, beweisen, wie glühend
Hannner die Natur geliebt hat, wie unermüdlich er
um die große Farbenzauberin geworben hat. Der
intime Reiz einer bestimmten Naturstimmung, n:it
sicherem Farbengefühl festgehalten, der Reiz einer
einfachen Landschaft, sei es am Strand der Nordsee
oder in der fränkischen Hein:ath, wird von ihn: mit
Inbrunst erfaßt und mit echt künstlerischem Im-
pressionismus wiedergegeben. Und das brachteHamn:er
den Wodernen nahe.
Ausgegangen von dem streng reproduzirenden
Aunstgewerbe, in dessen Forderungen lebend und
ausgehend, hat er dessen Entwicklung mitmachen
müssen. Seine Liebe zur Natur und zur Farbe, seine
künstlerische Selbständigkeit ließen ihn die ästhetische
Berechtigung und die künstlerische Schönheit der mo-
dernen Aunst begreifen. Die Secessionsabtheilung der
Bayerischen Landesausstellung, die ich oft mit ihm
durchwanderte, fand Liebe und Bewunderung bei ihm.
Wan verstehe mich nicht falsch. Nicht als ob
Hannner je einer der Wodernen geworden wäre,
dazu stak er zu sehr in den eigenen Schuhen, aber
er begriff und verstand, ja er fand sogar Anerkennung
für das Wahre in der Wodernen Aunst. Und modern
war er schließlich selbst, weil seine Aunst aus der
Natur schöpfte und wahr war, weil sie genug In-
dividualität hatte. In seinen: Schaffen ist er der
Alte geblieben. Dank aber müssen ihn: unsere und
die folgenden Generationen zollen, weil er einer der
Führer zur Aunst in: (st. Jahrhundert war, von denen
die Jungen gelernt haben und lernen, was er selbst
wieder von den Alten gelernt hat, die Scheu vor dem
Waterial, die Liebe zum Werke und ein feinsinniges
künstlerisches Taktgefühl. Ehrfurchtsvoll dürfen die
Jungen salutiren vor dem Grabe des Alten. Und
nicht nur dem Aünstler, auch dem Wenfchen Aarl
Hannner bleiben Verehrung und Liebe gleicher Weise
in reichem Waaße für lange Zeiten gesichert.
Sit tibi terra levis I
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