Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]: Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 (47.1897-1898)

periodische Fachliteratur.

532. Einband-Lntwurf von Fr. Adler,
München. (\. Preis.)

satte Lasten nach bisher unbekann-
ten Reizen — all dieß wirkte zu-
sammen, daß seit dent Lpätsommer
des letzten Jahres eine Fluth von
neuen oder neugestalteten Zeit-
schriften Hach- wie Laien-Gesell-
schaft zu überschwemmen begonnen
hat, deren Mederverlaufen nicht
abzusehen ist. Nachdem dieser Zu-
stand nun schon über ein halbes
Zahr gedauert hat, ohue daß eiue
fühlbare Aeuderung in demselben
eingetreten ist, folgen wir der
Ehronistenpflicht, wenn wir da-
rüber in Aürze berichten.

Es lag schon lange so etwas
wie Hrühlingswehen in der Luft,
wieHrühlingsahnen in den Gliedern.
Zn der belletristischen Literatur ge-
langte das Lehnen der Zugend
schon seit längerer Zeit zur Aus-
sprache und in England hatte es
auch künstlerisch bereits greifbare
Gestalt angenommen. Zn Deutsch-

land bahnte auf dem Gebiet der
bildeuden Auust zuerst der „j)an"
neue Wege; aber nach der dekora-
tiven Leite hin, war I)r. G. ksirth's
vor zwei Zähren in's Leben ge-
rufene „Zugend" auf deutschem
Boden der erste, ebenso viel ver-
schrieene wie verhimmelte Borbote
einer Wandelung. Die Aunstaus-
ftellungen, jahrzehntelang fast aus-
schließlicher Tummelplatz der Waler,
mußten endlich dem Drängen der
Aleinkünstler nachgeben und ihre
geheiligten Räume auch den Werken
der sogenannten dekorativen Aunst
öffnen. Namentlich dem Borgehen
eines kleinen Häufleins opferbereiter
Künstler gelegentlich der letztjährigen
internationalen Ausstellung in RIün-
chen verdankt es die Kleinkunst, daß
der bis dahin bestandene Ring der
sogenannten „hohen" Kunst gesprengt
und die Grenzmauer zwischen Kunst
und Handwerk niedergelegt wurde.

553. Linband-Lntwurf von m. Nicolai,
München. (2. Preis.)

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