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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Gmelin, Leopold: Das Kunsthandwerk im Münchener Glaspalast, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0398

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Das Aunstdandwerk im Millncheiier Glaspalast.

549 u. 550. Aissciiüberzüge; llpplifaiioiisfticfcteicu von Vogel und Alckens, München,
(‘/e—1/s der wirkt. Größe.) Muster geschützt.

nahe kommt und recht geeignet ist zum Ausruhen von
den Anstrengungen der Runstgenüffe! Darum herum
gruppiren sich die Gemächer h. <E. v. Berlepsch's,
— dann ein Saal, der unter Führung des Architekten
Bert sch die hauptsächlichsten Werke des Bayer. Aunst-
gewerbevereins in sich vereinigte :— und (jenseits
der von Prof. A. hocheder ungemein malerisch
eingerichteten Abtheilung für Architektur) ein Zimmer
von Pros. Emanuel 5 ei dl, sowie ein weiteres von
helbig und haiger. Die beiden im Vorjahre
der Aleinkunst zur Verfügung gestellten, etwas ver-
längerten Gemächer in der Südostecke des Glas-
palastes waren der Gruppe „Aunst und Handwerk"
zugetheilt und der Gbforge der Architekten Dülfer
und Fischer anvertraut.

Auch dieses Mal wurde das erstrebte Zdeal,
Räume zu schaffen, deren jeder ein abgerundetes, in
sich abgeschlossenes Ganzes darstellt, nur theilweise
erreicht, aber trotz der Aürze der Zeit und anderer
ungünstiger Umstände doch weit mehr als im Vor-
jahre. Eine Verbesserung des Ganzen scheint uns
auch darin zu liegen, daß mit der Einseitigkeit
gebrochen und nicht nur das rein Moderne zu-
gelassen wurde. Thiersch's Renaissance-Brunnen-
hof, der die Eisenkonstruktion des Glashauses so
glücklich maskirt, die antik-römische Muschelgrotte
Seidl's, das — allerdings noch unfertige —
Biedermaier - Zimmer von helbig und haiger
fügen sich ebenso gut in die Gesammtheit wie die
übrigen mehr oder weniger inodern ausgestatteten
Räume.

Am einheitlichsten präsentiren sich •—- von dein
offenen Hof abgesehen — die Räume, die völlig bis
in's Uleiuste von derselben Aünstlerseele beherrscht
sind: Seidl's Muschelgrotte und Berlepsch's Zimmer-
chen. Aber auch in den übrigen Räumen ist das
Möglichste geleistet, wenn man berücksichtigt, daß
hier zumeist die Aufgabe gestellt war, eine größere
Zahl der verschiedenartigsten Gegenstände, die zum
Theil erst kurz vor Eröffnung der Ausstellung ein-
liefen, zu harmonischen Gesammtbildern zu ver-
einigen.

Archiv Bertsch gliederte den langen, dem Aunst-
gewerbeverein zugetheilten Raum an der Fensterseite
durch behagliche, weite Fensternischen mit Blumenbord
und Sitzgelegenheiten, bekleidete die Wände mit stumpf-
grünem Stoff, welcher nach oben in einem dunkeln,
krausen Bandfries seinen Abschluß findet, und spannte
ein segmentförmiges Tonnengewölbe darüber; dieses
selbst ist durch originelle, flachgehaltene Stuckaturen
(nach Entwurf des Bildhauers Groß) belebt, welche
in ihren Gesammtlinienzügen an spätgothische Gewölb-
stuckaturen erinnern, aber in ihrer vegetabilischen
Durchbildung gänzlich auf modernen Bestrebungen
fußen. Der Fensterwand gegenüber sind mehrere
hübsche Gruppen von Möbeln rc. zusammengestellt,
in deren bedeutsamster ein Aamin (nach Entwurf
von Bertsch) den Mittelpunkt bildet. Die Wände
schmücken farbige Holzschnitte von p. Behrens,
farbige Lithographien von Fr. Naager u. A.

Prof. Eman. Seidl führt uns in das Gemach
einer vornehmen Römerin, wo im Dämmerlicht ein

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