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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Das neue Hofbräuhaus zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0421

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t>as neue Hofbräuhaus zu München.

gelegentlich der in: herbst letzten Jahres erfolgten Ein-
weihung der neuen Räume herausgegebene Festschrift
sagt darüber: „Die circa tausend Quadratmeter große
Gewölbestäche H ist durch Wappenfriese, deren Fuß-
enden mit allegorischen Figuren geschmückt sind, in
drei große Abtheilungen getrennt, welche mit den
portraits der bayerischen Regenten gefüllt sind.
Zwischen den portraits befinden sich Aussprüche
bayerischer Fürsten und Urtheile über Münchener
Leben und Treiben von dem Münchener Geschicht-
schreiber Westenrieder (sc82), welche Bibliothekar Or.
W. Schmidt auswählte." Ueber der Musiktribüne
an dem einen Schmalende des Saales gruppiren sich
Teres und Gambrinus um das bayerische Wappen;
die andere Schmalseite zeigt das Bild der Stadt
München, über welcher die »katrona Bavariae« im
Strahlenkränze schwebt, während im Vordergründe
der Empfang Max Emanuels durch die Landleute
— bei seiner Rückkehr in die Stadt —- dargestellt
ist. (Vgl. Abb. 577.) — Das architektonische Ge
rippe der Gewölbemalerei ist iin Wesentlichei: dunkel-
ockergelb; im mittleren Drittel koiiiint dazu ein stumpfes
Blau, das in dunklerer Haltung auch den Grund
der Medaillonsfüllung und ebenso die nicht mit
Getäfel oder Bildern verkleideten Wandflächei: bedeckt.
Die großen schmiedeeisernen Ringlüster, die einen
Durchmesser voi: 5 m besitzen, sind aus der Werkstätte
des Kunstschlossers F. häusner hervorgegangen.

Die besuchtesten, volksthümlichsten Stätten des
Münchener hofbräuhaufes sind aber der große
Hof, dessen malerische Architektur deutlich aus den
Abb. 573 und 575 zu erkennen ist, und die daran
stoßenden unteren Bier Hallen, die den lokal-
poetischen Namen „Schwemme" führen. Die archi-
tektonische Gestaltung dieser Hallen, in welche Abb. 578
einen Einblick gewährt, stamnit — mit Ausnahme
der dekorativen Einzelheiten — aus älterer Zeit.
Von der Großräuinigkeit dieser gewölbten Hallen
hatte aber Nieinand eine Ahnung, da früher durch
die hier eingeschachtelten Brauvorrichtungen, durch
eingebaute Zwischendecken und Wände u. s. w. jeder
Ueberblick verhindert war. Es darf als ein beson
ders glücklicher Gedanke der Architekten bezeichnet
werden, daß sie diese Hallen wieder von den ent
stellenden Einbauten befreiten und durch Hineinlegung
der „Schwemme" der öffentlichen Benutzung frei
gaben. Der Alltagsbedeutung dieser Räume ent
spricht deren einfache dekorative Durchbildung: in
den: niederen, flachgewölben Theil beschränkt sie sich
auf blauweiß geweckte Gewölbgräthe; — ii: der hohen
Halle mit den: hohen holzgctäfel und der weißen

i) Das „Gewölbe" ist nur ein scheinbares, da dasselbe
in „Moiiierkonstruktion" ausgeführt wurde.

573. Ecke im Hofe des neuen Hofbräuhanfes.
Architekten : H ei l m a n n und Littmann, München.
Zeichnung von L. ff. !veyßer.

Wand wuchern über das Gewölbe blaugrüne, gothi
sirende Blattranken auf gelbgrauem Grund, unter-
brochen von buntgehaltenen Wappen und Zunft-
emblemen.

Von der Haupttreppe (Abb. 57^) aus zugäng
lich, in: ersten Stock liegt die Trinkstube, ein
Komplex von mehreren, durch weite Bogen unter-
einander verbundenen Räumen, mit einem großen
Erker an der Ecke — der gewöhnliche Aufenthalts
ort jener Besucher des hofbräuhaufes, welche un-
behelligt von den: Gesunune in der „Schweinine"
sich des Gerstensaftes erfreuen wollen; sie trägt in:
Allgemeinen dei: Charakter, der in dei: letzten Iahr-
zehnten für bessere Bierlokalitäten vielfach üblich
gewordei: ist: ein ringsuinlaufendes hohes Getäfel^)
und darüber Helle, nnt leichtei: Ornamenten bemalte
Wände. Eine:: besonderen Schii:::ck Habei: letztere
erhaltei: durch Aufstellung trefflicher Nachbildungen
der berühinten Narrenfiguren aus den: alten Rath

>) An der ffensterfeite reicht dasselbe bis zur Decke.

Kunst und Handwerk. 47. Iahrg. Heft

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