Das Runstchandwerk im Münchener Glaspalast.
Draht sind da zurechtgeschnitten, gebogen
und manchmal zu ganz originellen Ge-
bilden zusammengestellt, aber wo ein
Mal etwas Treibarbeit versucht wird,
da bleibt sie in den Anfängen der
Technik stecken. Technisch auf etwas
höherer Stufe stehen die Brochen von
1}. Hirzel, Berlin, namentlich durch
ihr Email; aber hier liegt wieder einer
der Fälle vor, bei welchen Runstwerth
und Verkaufspreis nicht mit einander
stimmen. Nur der wirkliche technische
Fachmann kann wissen, wie er Material
und Arbeit auch künstlerisch am vor-
theilhaftesten verwendet, und darum
werden Schmucksachen wie jene von
p. Merk (f. Heft \\, S. H03) und
R. Rothmüller ff. Heft {{, S. H02)
bei gleichem Runstwerth immer eher
Rauflustige finden.
Im Gipfelpunkte der Metallarbeiten
stehen diejenigen Pros. Fritz v. Miller's,
der zu jenen „Alten" gehört, die immer
jung bleiben, die den schwankenden
Neigungen des Geschnmcks oder den
neu erstehenden Bedürfnissen gerecht
werden, ohne den Forderungen ihrer
Technik etwas zu verweigern oder der
festgewurzelten Ueberzeugung untreu zu
werden. Seine Phantasie weiß auch oft
wiederholten Ausgaben immer wieder
neue Reize abzugewinnen. Es ist nicht
das erste Mal, daß er ein Steinbock-
gehörn zu einem Ziergehänge oder ein
anderes zu einem großen Hecht ver-
arbeitete , und doch erscheinen diese
prächtigen Schöpfungen immer wieder
als etwas Neues, ob er — wie bei der
kronenartigen Fassung des aufzuhängen-
den Gehörns (Abb. 6^0 und —
sich im gothischen Formenkreis bewegt,
oder ob er —• wie bei dem über einen
Rrystallblock dahinhuschenden Hecht —
mit dem hier angebrachten Schilf den
Uebernaturalistischen zu predigen scheint,
wie inan Naturgebilde in Metall um-
prägt. Seine ganze Denkweise wurzelt
in einer überaus gründlichen Renntniß
des Materials und dessen, was sich da-
raus machen läßt. Dies betrifft ebenso
die reine Metallarbeit wie die Emaillir-
kunst; er weiß genau, wozu sich die
Technik hergiebt, und seine Phantasie
schaltet unumschränkt im Bereich der
Nietalltechnik, ohne jemals die Grenzen
zu überschreiten. Mohl das köstlichste
unter allen v. Miller'schen Stücken ist ein
kaum s0 'cm hohes Galle'fches Glas,
dem der Rünstler eine Eidechse als Henkel
gegeben hat, die nicht nur durch Haltung
und Bewegung, sondern namentlich durch
die wunderbare Emaillarbeit das Ent-
zücken Aller weckt; nicht minder ein-
schmeichelnd ist die den Hecht umschwär-
mende, überaus zart und doch farben-
prächtig emaillirte Libelle. Das sind
Muster geschützt.
— n.2\ —
rinnst und Handwerk. 47. Iahrg. Heft [2.
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Draht sind da zurechtgeschnitten, gebogen
und manchmal zu ganz originellen Ge-
bilden zusammengestellt, aber wo ein
Mal etwas Treibarbeit versucht wird,
da bleibt sie in den Anfängen der
Technik stecken. Technisch auf etwas
höherer Stufe stehen die Brochen von
1}. Hirzel, Berlin, namentlich durch
ihr Email; aber hier liegt wieder einer
der Fälle vor, bei welchen Runstwerth
und Verkaufspreis nicht mit einander
stimmen. Nur der wirkliche technische
Fachmann kann wissen, wie er Material
und Arbeit auch künstlerisch am vor-
theilhaftesten verwendet, und darum
werden Schmucksachen wie jene von
p. Merk (f. Heft \\, S. H03) und
R. Rothmüller ff. Heft {{, S. H02)
bei gleichem Runstwerth immer eher
Rauflustige finden.
Im Gipfelpunkte der Metallarbeiten
stehen diejenigen Pros. Fritz v. Miller's,
der zu jenen „Alten" gehört, die immer
jung bleiben, die den schwankenden
Neigungen des Geschnmcks oder den
neu erstehenden Bedürfnissen gerecht
werden, ohne den Forderungen ihrer
Technik etwas zu verweigern oder der
festgewurzelten Ueberzeugung untreu zu
werden. Seine Phantasie weiß auch oft
wiederholten Ausgaben immer wieder
neue Reize abzugewinnen. Es ist nicht
das erste Mal, daß er ein Steinbock-
gehörn zu einem Ziergehänge oder ein
anderes zu einem großen Hecht ver-
arbeitete , und doch erscheinen diese
prächtigen Schöpfungen immer wieder
als etwas Neues, ob er — wie bei der
kronenartigen Fassung des aufzuhängen-
den Gehörns (Abb. 6^0 und —
sich im gothischen Formenkreis bewegt,
oder ob er —• wie bei dem über einen
Rrystallblock dahinhuschenden Hecht —
mit dem hier angebrachten Schilf den
Uebernaturalistischen zu predigen scheint,
wie inan Naturgebilde in Metall um-
prägt. Seine ganze Denkweise wurzelt
in einer überaus gründlichen Renntniß
des Materials und dessen, was sich da-
raus machen läßt. Dies betrifft ebenso
die reine Metallarbeit wie die Emaillir-
kunst; er weiß genau, wozu sich die
Technik hergiebt, und seine Phantasie
schaltet unumschränkt im Bereich der
Nietalltechnik, ohne jemals die Grenzen
zu überschreiten. Mohl das köstlichste
unter allen v. Miller'schen Stücken ist ein
kaum s0 'cm hohes Galle'fches Glas,
dem der Rünstler eine Eidechse als Henkel
gegeben hat, die nicht nur durch Haltung
und Bewegung, sondern namentlich durch
die wunderbare Emaillarbeit das Ent-
zücken Aller weckt; nicht minder ein-
schmeichelnd ist die den Hecht umschwär-
mende, überaus zart und doch farben-
prächtig emaillirte Libelle. Das sind
Muster geschützt.
— n.2\ —
rinnst und Handwerk. 47. Iahrg. Heft [2.
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