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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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22. Ordentlicher Delegiertentag und Kunstgewerbetag des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine: Delegiertentag in München: 24. Juni 1912 [und] Deutscher Kunstgewerbetag München: 25. und 26. Juni 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0383

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Die Bayerische Gerverbeschau München ;y;2.

803. Gefäße aus getriebenem Tombak; nach Entwürfen von Hans W ü r st l ausgeführt von Heinr. Kohlst epp.

(Vs d. wirkt. Größe.)

es bekämpft werden, wenn das Alte nur deswegen
geschätzt und gekauft wird, weils nun einmal
Mode und Zeichen wohlhabender Kunst-
verständiger^ Ar eise ist.-"

Mit gleichem Eifer bekämpft Redner auch die
zwecklose Sammelrout in den weniger bemittel-
ten Ständen, ferner die Unsitte, die Einzelzimmer
seiner Wohnung in verschiedenen alten Stilarten ein-
zurichten.

„So lange die führenden gesellschaftlichen Areise
noch an diesen Dingen festhalten, ist nicht zu hoffen,
daß eine gewisse Aunstindustrie aufhört, uns mit
Nachahmungen zu überschwemmen, die, weil für
sie kein künstlerischer Lohn bezahlt werden muß,
billiger sind als die neuen Werke. Die wohlhaben-
den Areise haben zu allen Zeiten die Aunst und
das Aunstgewerbe ihrer Zeit zum Schmuck ihrer
Wohnräume herangezogen und so eine reiche Ent-
wicklung der künstlerischen Schöpferkraft garantiert.
Warum sollten sich die Wohlhabenden unserer Zeit
dieses edlen Vorrechts begeben und sich der Ver-
antwortung entziehen, durch ihre zum Ausdruck
gebrachte Vorurteilslosigkeit die unteren und unter-
sten Schichten nachzuziehen! Die Museologen und
die leitenden Areise der modernen kunstgewerblichen
Bewegung müssen darin Zusammenarbeiten,
daß sie unablässig die Aonsumenten aus
das Verkehrte und für sie selb st Schäd-
liche aufmerksam machen, wenn sie ohne
berechtigten Grund für den Schmuck ihrer
Wohnung auf ältere Stilformen zurück-
greifen. Das Selbstbewußtsein des Aünstlers ist so

herauszuholen. Unsere reifsten modernen Meister
haben das ja auch in Architektur und Aunsthand-
werk mit glänzendem Erfolg getan. Diese An-
lehnung an einen guten früheren künst-
lerischen Gedanken, gute technische Be-
handlung, materialgenräße Ausführung
wieder zu beleben, muß stets gerechtfertigt bleiben.
Sie hat nichts geniein mit der denkfaulen, öden Nach-
beterei in Werken, die ein nicht allzu tief gehender

Industrialismus in Menge schafft.-"

Sammeln zu wissenschaftlichen Zwecken oder
aus wirklicher Liebe zur alten Aunst wird keine
Nachteile bringen; aber „mit allen Mitteln muß

80^. Dose und Uhr; nach Entwürfen von Hans Jüiirftl
ausgefüstrt von Heinr. Kohlst epp; vernickeltes Messing.
(7ö d. wirkl. Größe.)
 
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