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Die Kunst-Halle — 3.1897/​1898

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No. 1
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Pro et Contra
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Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0018

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Die Aunst - L)alle

s0

Nr. s

nisse genau zu unter-
richten, sodaß er sich iu
Irrthünicrn bewegt. Mir
sind das nun allerdings
von den Berlinern ge-
nügend gewöhnt, daß
sie, ohne genauere Er-
kundigungen einzuzieh en,
über Dresdener Verhältnisse
hersallen. Auch Herrn
Stahl, den Sie zu unserer
Ausstellung entsendet haben,
bleibt dieser Vorwurf nicht
erspart. Mir lachen hier
über den Galliniathias und
suchen in unserer Meise die
Kunst weiter zu sördcrn,
gleichgiltig was die
Berliner mit ihren
glänzenden K u n st v e r -
hältnisscn dazu sagen . .
Sollten Sie an Stelle des
Herrn . . . ., der von hier
nach Hamburg gegangen ist,
einen Berichterstatter brau-
chen, der im Sinne der
Herren Stahl und Im-
hof über hiesige Kunst-
verhältnisse berichten sollte,
kann ich Ihnen ans Munsch
die besten Rathschläge geben.
Hochachtungsvoll crgebenst
X. X.
An
den Herausgeber.

Zieht man gegen die Neuen
zu Felde, so nehmen Linen
die Alten für sich in An-
spruch und sühlen sich wohl
gar ncugcstärkt. Immerhin
habe ich mit wach send ein
Mißbehagen die Be-
strebungen der von
Ihnen gekennzeichneten
Herren wahrgcnommen
nnd so weit als möglich
bekämpft, für welche neu
und werthvoll dasselbe
bedeutet, alles das, meine
ich, was im „Han" eilt so
klägliches Fiasko ge-
macht hat. Ihr vorzüg-
licher Aufsatz ist für
mein etwas vorsichtiges
Blatt vielleicht ein wenig
zu persönlich gefaßt. . . Lr
ist mir aber sehr werth-
voll als Zeugniß, daß das
Ku nstg igcrlthum und
die lächerliche und un-
würdige Ausländerei in
Kunstdiilgen, die in Dresden,
Berlin und Hamburg so
eifrige Verfechter haben,
nun doch air mehreren
Stellen richtig ein -
geschätzt werden, denen
man nicht Abneigung
gegen die moderne Lut-
wickelung vorwcrfcn kann.
Mit verbindlichstem Gruß
Ihr sehr ergebener
X.
An
Herrn Franz Imhof.

Darauf bemerkt Herr Franz Jin Hof:
Das Schreiben rechts ist um so erfreulicher, als
es offenbar die Gesinnung größerer Kreise in Dresden
wiederspiegelt, und wir sind dein Herrn für den kräftigen
Ausdruck seiner Zustimmung sehr verbunden. Der andere
Herr greift, im Gegensatz zur rücksichtslosen Mffenheit des
Herrn 2., zu der ziemlich verbrauchten aber bequemen
Taktik, die Angriffswaffe, die man dort selber eben noch her-
ausfordernd benutzt, umzudrehcn und sich als den intcr-
estanten leidenden Theil aufzuspielcn. So schmeichelhaft
es auch für uns ist, unser Krthcil mit dein der „Berliner"
identisizirt zu wissen, müssen wir doch, weil wir damals so
ziemlich allein gegenüber den Lobhymnen anderer hiesiger
Blätter standen, leider die uns angetragene Lhre dankend
ablehncn. Mir sagen „leider", weil uns der Tritt, den
jetzt die hiesigen Stiefelputzer des Dresdener Komites
empfangen (die auch bei uns nur in litterarischen und
kunstgelehrtcn, nicht in künstlerischen Kreisen zu suchen
sind), als eine That des Dresdener Undanks schmerzt.
Ist es doch hier noch unvergessen, welche ungewöhnliche
Aufmerksamkeit und Anerkennung grade „die Berliner"
auf unserer vorjährigen „Internationalen" der Dresdener

„Sezession" widmeten, deren Ruhmund freilich auch
deren in diesem Jahre gegen uns selbst gerichteten Ueber-
muth — wir damals geradezu begründet haben, wenn
nur diese Erfahrung endlich diejenigen berücksichtigen
wollten, die bei uns nur zu schnell bereit sind, lieber dem
Künstler von auswärts die Füße zu küssen, als dein
hiesigen die helfende Hand zu reichen.


berliner Ikunstsckmi.

Salon Schulte.
Der große Lilderbazar am Lehrter Bahnhof ist noch
nicht geschlossen — unsere Kunstsalons aber eröffnen
bereits ihre Herbstausstellungen. Den Beginn hat Ed.
Schulte gemacht, wie immer, nach deut Grundsatz: „Mer
Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen". Und eben-
falls wie immer finden wir auch dieses Mal neben dein
laufenden Maarcnbestand, zu dessen Lieferanten bekannt-
lich eine ganze Reihe älterer Künstler besten Rufes ge-
hört, auch einige Merke, die besondere Aufmerksamkeit
heischen. Jin letzten Saal an der Straße hängt, zwischen
einigcnLildern vonHoguet, Diez, einerKompagniearbeit von
Lalame und Vcrboeckhovcn etc., ein in Berlin zum ersten Mal
zu sehendes Gemälde von Arnold Böcklin: „Der Krieg".
Line verhaltnißmäßig recht kleine Leinwand, die aber einen
großen Eindruck hinterläßt durch die Wucht, mit der allegorische
Reitergestaltcn durch die Lüfte hinsauscn, fort von der
Stadt, die hinter ihnen in Flammen aufgeht, einem
anderen Schauplatz zu, ihn wie jene in Schrecken und
Elend zu versetzen. Seine ganze Kraft zeigt der alte
Meister wieder in der Charakteristik dieser drei Figuren,
die sich dem Gedächtnisse fest einprägen. Voran auf einem
Schecken der Tod, einen Kranz auf dein kahlen Schädel,
der rechte Arm in die Seite gestemmt, triumphirend in
der ganzen Haltung; neben ihm, auf borstigem Fuchs, in
langflattcrndem gelben Gewände die Noth mit dem grausen
Ausdruck im schlangenumzüngelten Haupt; endlich, auf
weißem Roß, in vom Winde aufgebauschten dunkelrothen
Mantel, zwei Fackeln in den Armen rasend schwingend,
das scharfprofilirte, vom schwarzen Haar umrahmte blasse
Antlitz steinern im Ausdruck der Mitleidlosigkeit, eine
männliche Figur, die wohl den Brand darstellt. Zwischen
hinein geheimnißt ist noch der Kopf eines Kriegers
mit Sturmhaube. Man weiß nicht, wo sein Körper,
und wo der Gaul, auf dein er sitzt. Solche Verzeichnungen
liebt ja Böcklin mitunter, wie er z. B. hier auch den
Sportsman vergeblich die Mhren des einen oder anderen
Rosses suchen läßt. Aber daraus kommt es ja auch gar
nicht an, sondern auf die mächtige Gesammtwirkung dieser
apokalyptischen Reiter. Und zu ihnen paßt gut der
schaurig düstere schwarz-rothe Hintergrund, die rothe Lohe
der brennenden Stadt, die schwarzen Riesenwolken des
den Himmel verfinsternden Rauches. Auch der gelbbraune
Gesammtton des Vordergrundes der trefflichen Landschaft fügt
sich in die ganze Farbenskala ungezwungen eiir. . . . Dann
ist da im Mberlichtsaal ein älteres Bild von Ludwig
Knaus zu sehen. Es ist gar schon 20 Jahre alt, aber-
frisch, als käme cs soeben von der Staffelei. Dieser „Un-
 
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