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Die Kunst-Halle — 3.1897/​1898

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No. 15
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Glücksmann, Heinrich: Wien: I. Ausstellung der Sezession
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Gustav, Leopold: Aus München
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0267

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Nr. ^5

Die Aun st-Halle

25s

bekannter Meisterwerke enthält. Das Ausland giebt
ihr den Charakter. Die Hausherren halten sich be-
scheiden in zweiter Linie, wenn also von dieser Ver-
anstaltung ein Ver 8acruw ausgehen sollte, so käme
er als Mädchen aus der Fremde und nicht als Blüthe
heimischen Reformdranges.
Die Sezession hat eben den Bau ihres eigenen
Heims begonnen. Mit ihrer ersten Ausstellung ist
sie in den recht nüchternen Sälen der Gartenbau-
gesellschaft zu Gaste. Aber etwas haben ihre Archi-
tekten Hofmann und Olbrich aus diesen Räumen
gemacht, die für eine Gemüseschau gerade prosaisch
genug sind! Mit allen Mitteln und Mittelchen der
dekorativen Kunst wurde ein Reiz hineingezaubert,
der sich bis zur Phantastik steigert und den exponirten
Werken einen stimmungsvollen Rahmen gieht. Die
hierbei verwendeten kunstgewerblichen Gegenstände,
als Teppiche, Stickereien, Möbel, Majoliken rc.,
sind gleichzeitig Ausstellungsobjekte und sehr geeignet,
unsere Industriellen anzuregen, sie mit den Forderungen
und dem Geschmack des Zeitgeistes vertraut zu
machen. Diese Neuerung wird sich gewiß frucht-
bringend erweisen. Dem schönen Gewände ist der
Inhalt des Ausstellungsbildes ebenbürtig. Das
Meiste ist anderwärts schon gesehen worden: in
Paris und München, in Dresden und Venedig, in
London und Berlin. Aber für Wien ist das Alles
frisch. Vielleicht wird das nun anders werden. Die
kühnen Neuerer sind hier glücklich eingeführt, ihre
Werke werden in Massen gekauft, das dürfte sie ver-
anlassen, uns fortan häufiger Heimzusuchen. Das
Kabinet z. B., in dem die des belgischen Doppel-
künstlers Konstantin Meunier tiefe Art, in's Leben
zu schauen, aus so Pastellen und Plastiken spricht,
ist immer von einer dichten Menschenwoge durch-
flutet. Vor der schlichten und darum so rührenden
Alltäglichkeit dieser Vorwürfe wird man still bis in
die tiefste Seele und fühlt sich mächtig angeweht vom
Geist der Zeit, von der Wucht des parteiischen
Schicksals. Auch der andere belgische Maler und
Bildhauer, Ferdinand Khnopff erzwingt sich mit
seinem markigen Ligenwesen Beachtung und Achtung;
man hat wohl das Gefühl, vor Räthselbildern und
Bilderräthseln zu stehen, aber man ahnt hinter dieser
Mystik eine große Menschenseele, einen titanischen
Kunstgeist. Interessanter Lharakterköpfe bietet die
Ausstellung noch die Fülle. Und die paar wiener:
Rudolf Bacher, Wilhelm Bernatzik, Josef
Lngelhart, I. Viktor Krämer, Max Kurzweil,
Karl Moll, Rudolf v. Ottenheld, Trust Stöhr,
Hans Tichy u. A. machen unter der Führung von
Gustav Klimt und dem wundersam jugendlichen
Nestor Rudolf Alt inmitten der köstlichen Kunst-
kleinodien aus der Fremde, denen wir vielleicht noch
ein paar Worte widmen, immerhin gute Figur. Die
Ausstellung erweitert sich noch täglich und sie ist zu
allen Stunden voll. Die Sezession hat also in jeder
Beziehung glücklich debutirt.
Huz München.
große Masse der im „Kunst v ere in" seit vielen
Wochen vorgeführten Bilder und namentlich
Skizzen kritisch behandeln zu wollen, wäre ein
gewagtes Unternehmen. Ls ist aber vor diesen
uferlosen Skizzenausstellungen zu warnen. wer eine

Kunst-Ausstellung besucht, wünscht fertige, abgerundete und
den Geist stärker interessirende Werke zu sehen, und nur
in Ausnahmefällen ist eine reizvolle Studie für den Be-
schauer erwünscht. So waren in einer Kollektion von Karl
Grützner, der in seinen Bildern wohl für Manchen
schon zu sehr in Manierirtheit verfallen ist, die ein-
gestreuten Studien ein belebendes Element. Sie zeigten
sich aber auch als vorzüglich in der Zeichnung und ebenso
interessant im Ausschnitt (Exempel: das kleine Bibliothek-
Interieur).
Anders wirkte von Prof. N. Gysis wieder nur das
freilich vor Jahren schon gesehene Bild: „Frühlings-
Symphonie", die Skizzen repräsentirten ihn durchaus
nicht. Die H Bilder von Faber du Faur und das große
Gouche-Bild von Prof. F. Roubaud dürfen als im Stoffe
und in der eminent farbigen Behandlung desselben sich
ähnelnd, zusammen genannt werden. Die Faber du
Faur's wirken in ihrem ungemein pastosen, theilweise
wieder abgeschliffenen Farbenauftrag allerdings oft wie
Mosaik, sind aber gerade durch diese Technik und ihre
belebende Farbenfreudigkeit hochinteressant.
Gediegene Arbeiten und angenehm wirkende Bilder
ohne ein Zuviel der gefahrvollen Koquetterie mit dem
Publikums-Geschmack sind die Landschaften von Prof.
A. Fink, K. Küster, P. p. Müller und I. wen gl ein
und ebenso die Figurenbilder des verstorbenen K. weigant
Prof. A. Holmberg und Kunz M eyer. Helle Frühlings-
töne stimmt Fritz Baer zu dem weich in einander
fließenden Waldinterieur, das er „Maiwald" nennt; freilich
ist er sonst noch weit schwang- und kraftvoller, von dem
jüngst erst verstorbenen F. Birkmeyer sind die Kriegs-
und Soldatenbilder, theils Gelgemälde, theils schwarz-
weiße Sachen, wohl ziemlich bekannt; hier wirken sie alle
zu sehr illustrativ. Auf die Vorbilder französischer
Künstler deuten die Arbeiten von w. Balmer und Tarl
von Stetten. Ernstes Bestreben, das Gesehene zu malen,
liegt in den portraits Balmer's; freilich haben dieselben
stellenweise große Härten. Bei Stetten ist diese
Härte, die Ueberlieferung seines Meisters Lonrtois, nicht
die einzige Schwäche; es fehlt auch manchmal in der
Zeichnung.
H. Urban ist des Gefteren schon als Imitator
Böcklin's kurzer Hand abgeurtheilt worden. Die 25 von
ihm ausgestellten Bilder, die Röthel- und Kreidezeichnungen
beweisen, daß er ein tüchtiges Können besitzt, daß er ein
feines Gefühl für Stimmung und den Ausschnitt der
Motive hat und als Künstler für sich Anerkennung verdient.
Die flotten und farbenkräftigen Bilder und Thierstudien
von Rudolf Schramm, Zittau, verdienen wirkliche Be-
achtung. wahre Freude im Künstler-Herzen erregten seine
Hühner im vollen Sonnenlicht, impressionistisch, fast nur
als eine einzige schillernde Masse aufgefaßt. Die Plastik
fand gute Vertretung durch I. Wind („Hasenträger",
Bronce) und Georg Schreyögg. püilolltet.
Ueber den „Kunstverein" schreibt uns noch ein
anderer Mitarbeiter:
Zwei Kollektionen von Gemälden zogen vor kurzem
das künstlerische Interesse auf sich. In Empfindung
und Bedeutung sehr von einander verschieden, sind
ihre Urheber ein berühmter Meister uud ein
junges Talent, Fritz August v. Kaulbach und Hugo
 
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