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Die Kunst-Halle — 3.1897/​1898

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No. 6
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Kunst- und Künstlervereine
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Nr. 6

Die Aun st-Halle

93

sind die Interessen und Vortheile der Kunstvereine so er-
heblich verschieden, daß einstweilen der Plan unausführbar
erscheint.
* Der Aussteller.verband Münchner Künstler
stellt sich die Ausgabe, Kollektiv-Ausstellungen der Werke
seiner Mitglieder in den größeren Städten Deutschlands
und des deutsch sprechenden Auslands zu veranstalten und
in gewählter abgerundeter Sammlung ein einheitliches Bild
von Münchner Kunst dem Interesse auswärtigerKunstfreunde
darzubieten. Entstanden aus dem Bedürsniß, dem außer«
halb Münchens ausstellenden Künstler durch eine organisirte
Vereinigung bessere Garantien für den künstlerischen und
damit auch den materiellen Erfolg seiner hinauszusendenden
Werke zu geben, ist der verband vor Allem bestrebt, seine
Ausstellungen über das Niveau der gewohnten Kunst-
vereins-Zusendungen hinaus und auf diejenige Höhe zu
heben, welche dem Beschauer wirklichen Genuß, den ein-
zelnen ausgestellten Werken aber die Achtung unö Würdigung
gewährleistet, welche ernstes künstlerisches Schaffen mit
Recht erwarten darf. Es unterliegen deshalb die zu den
Ausstellungen eingesandten Werke öer verbaudsmitglieder
einer strengen Sichtung durch eine gewählte Jury. Die
Entsendung eines Delegirten zur Leitung der Aufstellung
der Kollektion soll der ganzen Sammlung ein geschmack-
volles Arrangement, dem einzelnen Werk durch richtige
plazirung die Geltendmachung seiner künstlerischen Vor-
züge sichern. Die Thätigkeit des Verbands erstreckt sich
bereits über eine ganze Reihe von Ausstellungen, in
Bremen, Breslau, Berlin, Bielefeld, Dresden,
Frankfurt a. Main, Hamburg, Köln, Mannheim,
Sankt Gallen rc. Die hierbei gemachten Erfahrungen
haben wesentlich auf die heutige Gestaltung des Ver-
bands eingewirkt; derselbe zählt zur Zeit etwa 80 Mit-
glicder, durchweg Künstler von anerkannter Tüchtigkeit,
darunter viele weitbekannte hervorragende Namen. Die
Gewinnung einzelner besonders werthvoller Schöpfungen
Münchner Kunst für die Ausstellungen des Verbands ist ebenso
wie das Bestreben, mehr und mehr gerade die besten künst-
lerischen Kräfte zu gemeinsamem Wirken zu vereinigen, eine
der vornehmsten Aufgaben des Verbands; derselbe will allen
Richtungen heutigen Kunstschaffens Raum gewähren unter
Ausschluß der Verfolgung einseitiger Bestrebungen. Für
die Ausstellungen des Verbands werden nur Neuschöpfungen
zugelasfen; schon bekannte, auf andern als den jeweilig
letzten Münchner Ausstellungen fGlaspalast und Sezession)
gesehene Werke können nach den neueren Generalversamm-
lungsbeschlüsfen nicht mehr ausgenommen werden. Aus-
nahmen sind nur in ganz besonderen Fällen sehr interessanten
Objekten gegenüber statthaft. Die materielle verwerthung
der künstlerischen Arbeit, welche zum großen Theil durch
Ausstellungen vermittelt wird, hat leider in der letzten
Zeit mehr und mehr ein durchaus unreelles, der würde
der Kunn wenig entsprechendes Verfahren gezeitigt. Diesem
gegenüber Stellung nehmend hat der Aussteller-Verband
seine Mitglieder auf das solide Prinzip mäßiger, aber
unter allen Umständen fester Preise verpflichtet; der seit-
herige Erfolg bestätigt die Richtigkeit dieses Standpunktes
und hat gezeigt, daß damit in gleichem Maße der Kunst,
dem Künstler wie dem kaufenden Publikum gedient ist.
Der verband veranstaltet gegenwärtig eine Aus-
stellung in Hannover, worauf Berlin, Magdeburg, Halle,
Leipzig folgen werden.
* Kunstverein zu Metz. Nach der am 29. November
d. Is. stattgefundenen Generalversammlung zählt dieser
seit q Jahren bestehende Verein gegenwärtig 266 Mit-
glieder Ausgestellt waren im letzten Jahre z;; Del-
gemälde, 60 Aquarelle, 20 Radirungen, 5 Glasbilder,
2 kunirgewerbl. Stücke und ; Skulpturwerk. Zum Ankauf
gelaugten 22 Bilder für einen Gesammtpreis von 6000 M.,
verlost wurden Bilder zu einem solchen von tooo M.
Die Generalversammlung genehmigte den Beitritt des
Vereins zum verbände Deutscher Kunstvereine in Dresden.
Gr.

Wücberscbau.
* w. von Seidlitz. Geschichte des Japanischen
Farbenholzschnittes. Mit 95 Abbildungen. Dresden,
Verlag von Gerhard Kühtmann. t89?-
Seit einigen Dezennien schon dauert in Europa die
friedliche Invasion von Japan- und Ehina - Erzeug-
nisten. Die moderne Sammelwuth in unseren Kultur-
ländern hat dadurch eine neue mächtige Anregung erfahren
und das Geschäftsinteresse der Händler, die bei
der unglaublichen Fruchtbarkeit der japanischen Kunst-
handwerker und Künstler und der relativen Wohlfeilheit der
exotischen Kunstprodukte an der Ouelle einen großen Umsatz
und Nutzen durch den Import erzielen, ist deshalb bei den
heutigen japonisirenden Bestrebungen in erster Linie be-
theiligt. Man muß dies einmal klipp und klar aussprechen,
denn es handelt sich hier um eine latente Gefahr, der
rechtzeitig gesteuert werden kann. Die Kenntniß des
japanischen Formenschatzes ist längst groß genug für unsere
schaffenden Kräfte, und was daraus für uns künstlerisch zu
profitiren war, ist auch bereits geschehen. wie verhäng-
nißvoll ein Zuviel werden kann, sieht man ja bei einigen
Malern, die bei unseren Ultra-Modernen im Gerüche ganz
besonderer Heiligkeit stehen. In einer frischen gesunden
Kunstepoche wäre überhaupt diese ungewöhnliche Em-
pfänglichkeit für den Iaponismus garnicht möglich ge-
wesen; und gerade sie ist nut ein Zeugniß der künstlerischen
Dekadenz unserer Zeit, so lebhaft von Manchem auch das
Gegentheil davon behauptet wird. Schon einmal kannte
Europa diese Mode, als gegen Ende des ;7- Jahrhunderts
die künstlerische Zeugungskrafr erlahmt war; und das
Produkt der Durchdringung war daraus der Rokoko-
geschmack. Greisenhaft erscheint auch die Gestaltungsweise
der exotischen Meister, und ihre vielgerühmte Vorliebe für
zarte knospige Natursormen wirkt eher pervers als un-
befangen keusch. Rokoko und Iaponismus ähneln sich
darin aus ein Haar. Sollten wir abermals einem greisen-
haften ,,Rokoko der Kunst" zustreben? von diesem Be-
denken, das wir gegen die Richtung zwecks Bewerlhung
für die künstlerische Praxis einmal offen aussprechen, wird
die fleißige kompilatorische Arbeit des unseren Lesern be-
kannten Herrn W. von Seidlitz zunächst nicht berührt,
verdienstlich ist eine zusammenhängende Darstellung der
Entwickelung des japanischen Farbenholzschnittes in jedem
Falle. S. nennt sie „eine vorläufige Zusammenstellung
unseres wissens um den japanischen Farbcnholzschnitt"
und bekennt im Vorwort weiter: „Aus Vollständigkeit
in der Anführung aller einzelnen Notizen, sowie be-
sonders der Künstlernamen und Werke ist dabei von
vornherein verzichtet worden, da eine solche bei den
zahlreicben widersprücben, die sich noch in der Litteratur
der verschiedenen Länder vorfinden, ohne eigene neue
Durchforschung des Gebietes nicht zu erzielen gewesen
wäre . . . Manche Ungleichmäßigkeiten der Arbeit er-
klären sich ans der Art ihres Entstehens: wo das Material
besser vorbereitet war — konnte auch mehr geboten
werden rc." Es könnte mithin wohl bezweifelt werden,
ob der Autor unter solchen Verhältnissen seine Arbeit schon
als eine „Geschichte" bezeichnen durste. Aber davon
abgesehen, ist dieser versuch einer Zusammenstellung des
bis jetzt erschienenen Materials, wie gesagt, zu billigen
und anzuerkennen, da hier über das bisber Geleistete
hinausgegangen und der übersichtlich geordnete Text
reich und trefflich, wenn auch der Kosten wegen nur
einfarbig illustrirt ist. Andererseits scheint mir die Arbeit
von Seidlitz ihrer kritischen Richtung nach anfechtbar. Ja,
ich bezweifle, ob ein deutscher Schristfteller, der sich mit
diesen Dingen nur nebenher beschäftigte, der nicht von
früh auf in den völlig eigenartigen Anschauungs- und
Darstellungsweisen jener ostasiatischen Kunst lebte, über-
haupt in der Lage ist, eine kritische Geschichte selbst nur
des japanischen Farbenholzschnittes zu schreiben. Diese
könnte am Ende nur ein Eingeborener geben, dessen Schrift
vielleicht ganz anders geartete Urtheile über die einzelnen
Meister enthalten dürfte, als die des deutschen Verfassers,
der zu Parallelen mit der abendländischen Kunftentwicklung
 
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